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Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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von der Seele. Ihr Körper bebte von unkontrollierbaren Schluchzern, und Tränen strömten ihr übers Gesicht. Fünf Minuten ließ sie sich gehen, dann endete es so plötzlich, wie es angefangen hatte. Sie entschied sich für eine Jogatechnik, machte ihren Kopf frei von sämtlichen Gedanken, wählte ein Wort, auf das sie sich so konzentrieren konnte, dass es ihr inneren Frieden schenkte.
    Schließlich erhob sie sich und ging zu der geheimen Tür. Das Licht brannte noch im Panikraum, dem einen sicheren Ort für den Fall, dass es eine Krise gab oder Einbrecher ins Haus eindrangen. Doch heute hatte der Panikraum die Zuflucht nicht geboten, die er hätte bieten müssen.
    Susan betrat das Zimmer, das zweieinhalb mal drei Meter groß war. An der einen Wand hing ein Monitor neben dem anderen; sie zeigten verschiedene Zimmer im Haus. Im Wohnzimmer sah sie Michael St. Pierre, der am Schloss der schwarzen Kassette herumwerkelte. Der Hüne namens Paul Busch saß in der Bibliothek und blickte versonnen auf den Bildschirm des Computers. Ansonsten war es still im Haus.
    Susan kehrte der Wand mit den Monitoren den Rücken zu und schaute auf die gegenüberliegende Wand. Da stand ein Waffenschrank, unverschlossen. Sie überlegte kurz, nahm dann eine der zahlreichen Waffen vom Ständer, besann sich dann aber eines Besseren. Obwohl die beiden Männer Fremde waren, schienen sie keine Bedrohung darzustellen.
    Im nächsten Moment schaute Susan auf die Wand neben dem Schrank. Genau wie beim ersten Mal, vor knapp fünf Minuten, als sie diesen Raum erstmals betreten hatte, blieb ihr die Luft weg. Die Wand hing voller Fotos. Es waren über vierzig; die meisten waren an den Ecken verknickt, von den Jahren verfärbt und verblasst. Jemand hatte sie nebeneinander festgepinnt, akribisch genau sortiert, und obwohl Stephen selbst nicht auf den Bildern zu sehen war, gaben sie mehr über ihn preis als über den Menschen, den sie zeigten, und gewährten ihr einen Einblick in den Mann, der tiefer reichte als alles, was Susan bisher über ihn gehört hatte.
    Die Schublade, aus der sie die Kassette genommen hatte, stand noch offen. Sie wollte sie schließen, als ihr ein roter Aktenordner auffiel, der so dick war, dass das Papier herausquoll. Auf dem Aktendeckel stand Michael St. Pierre .
    Susan griff in die Schublade und zog die Akte heraus. Sie überlegte, ob es besser wäre, den Ordner nicht zu öffnen, verwarf den Gedanken dann aber. Für Intimsphäre war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt.
    Als sie zu lesen anfing, klopfte ihr Herz immer schneller. Die Akte enthielt Artikel, die viele Jahre zurückreichten, bis hin zu Michaels Schulzeit. Zeitungsausschnitte über seine Heldentaten beim Football, Kopien seiner Klausurarbeiten aus Highschool-Tagen. Da waren Fotos, einige aus Jahrbüchern, andere heimlich aus der Ferne von jemandem geknipst. Aber es war besonders der letzte Stapel von Zeitungsartikeln, der Susan schockierte und ihr Herz gefrieren ließ.
    Sie klappte den Aktenordner ganz schnell zu, legte ihn zurück in die Schublade und stellte fest, dass es offenbar noch zwei weitere Akten über Michael St. Pierre gab. Sie schloss die Schublade und schaltete die Monitore aus. Kurz bevor sie das Licht löschte, ging sie zum Waffenschrank und starrte auf die Sammlung von Gewehren und Pistolen. Stephen hatte ihr gegenüber nie erwähnt, dass es so etwas in seinem Haus gab. Susan fragte sich, ob es eine Sammlung war, oder ob er die Waffen zum Schutz besaß.
    Vielleicht zum Schutz vor einem Sohn, den er weggegeben hatte und der eines Tages auftauchte, um nach ihm zu suchen?

13.
    D er Boeing Businessjet donnerte über die Startbahn des Bostoner Logan Airports und erhob sich in die Lüfte. Es war später Vormittag, als die Privatmaschine in den wolkenlosen blauen Himmel stieg und sich auf den Weg über den Atlantik machte.
    Stephen Kelley war in einem kleinen Raum im hinteren Teil des Flugzeugs. Nachdem man ihn mit Gewalt aus seinem Haus gezerrt hatte, warf man ihn gefesselt und mit einer Kapuze über dem Kopf auf den Boden eines Wagens. Man presste ein Mobiltelefon auf sein stoffverhülltes Ohr; ein Mann mit einem italienischen Akzent erklärte ihm mit sanfter Stimme, dass man ihm nichts antun würde, vorausgesetzt, er sei in der Lage, Michael St. Pierre davon zu überzeugen, dass er tatsächlich sein Vater war.
    Danach fuhr man ihn geradewegs zu einem Privathangar auf dem Logan Airport, trug ihn die Gangway hinauf und warf ihn in den Raum, in dem er jetzt

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