Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)
Landebahn und kam neben einer Kolonne schwarzer Geländewagen zum Stehen. Der Privatflughafen auf der Mittelmeerinsel Korsika befand sich auf dem Gelände von Gottes Wahrheit . Er war einer der wenigen privaten Flugplätze, die es in Europa gab, und die Genehmigung war erst erteilt worden, nachdem die französische Regierung eine massive Spende erhalten hatte.
Korsika, die Heimat von Napoleon Bonaparte, war ein Juwel im Mittelmeer mit einer erstaunlichen Geschichte. Wegen ihrer strategisch günstigen Lage hatte sie unter der Herrschaft verschiedener Reiche gestanden, von Karthago über die Römer bis hin zum Byzantinischen Reich. Im dreizehnten Jahrhundert kam die Insel zu den Genuesen, die sie 1768 an Frankreich verkauften. Unberührt von moderner Erschließung, war Korsika eine Mischung aus Stränden und bewaldeter Wildnis geblieben, was ihre natürliche Schönheit bewahrt hatte; ein perfekter Ort für Gottes Wahrheit , um sämtliche Geschäfte zu tätigen, weit weg von den neugierigen Augen der Weltpresse. Das fünfundzwanzigtausend Morgen große Terrain erstreckte sich von den Klippen am Meer bis zum Fuß des zweitausendsiebenhundert Meter hohen Monte Cintos und wurde umsäumt von den Gebirgswäldern, in denen das Klima mehr dem in Nordeuropa ähnelte als dem an den Mittelmeerstränden der korsischen Küste.
Julian stieg aus dem Jet und blickte hinauf zu den Sternen, die für ihn das Unbekannte repräsentierten – Geheimnisse, die es zu entschlüsseln galt. Gefolgt von zwei Bodyguards eilte er die Gangway hinunter und stieg in den ersten Geländewagen. Die beiden Bewacher stellten sich rechts und links neben die Autotür und blickten auf, als Stephen Kelley aus dem Flugzeug geführt wurde, den schwarzen Stoffsack über dem Kopf, aber nicht gefesselt. Seine Begleiter wussten, dass er nirgendwohin flüchten konnte. Sie setzten ihn in den zweiten Geländewagen, und die Kolonne machte sich auf den Weg, fuhr um den Jet herum und zu einem großen vergoldeten Tor auf der anderen Seite des Flugplatzes. Es öffnete sich, um seinen Besitzer durchzulassen. Die Straße dahinter war fünf Kilometer lang.
Julian blickte aus den getönten Scheiben des Geländewagens auf die Vielzahl von Gebäuden, die sich an der Straße reihten. Sein medizinisches Forschungsteam war weltweit das beste, nicht nur wegen der großzügigen Bezahlung, auch wegen seiner Forschungseinrichtungen, die technologisch auf dem neuesten Stand waren, und wegen der Freiheit, hier selbst die unkonventionellsten Theorien erforschen zu können. Julian war stolz auf die Denkfabrik-Mentalität seiner Organisation. Kreative Medizin, kreative Finanzpolitik, kreative Religion. Er glaubte nicht an das Traditionelle. Schon zu lange hatte die Menschheit die gleiche Schiene befahren. Julian versuchte, neue Wege zu erschließen.
Sein Zuhause befand sich hoch über dem Gelände, sodass er wie ein Herr auf seine Untertanen herabblicken konnte. Allerdings war es sehr viel mehr als nur ein Zuhause. Es war der Ort, an dem er seine Geschäfte führte, an dem er Würdenträger empfing und seinen Anhängern predigte. Es war das Herzstück seines Imperiums und der Mittelpunkt seines Herzens. Das schlossähnliche Bauwerk besaß vier Stockwerke und war aus Feld- und Bruchsteinen errichtet. Gottes Wahrheit hatte dieses ehemalige Kloster erworben und modernisiert, die historische Baumasse jedoch weitgehend belassen. Es war über siebentausend Quadratmeter groß, verfügte über Ballsäle und riesige Speisezimmer, hauseigene Kerker und Kinos, Wachtürme und Küchen, so groß wie Restaurantküchen. Während sich die hintere Fassade in die Klippen einfügte, blickte der vordere Teil des Anwesens über das Mittelmeer und lag sechzig Meter über der Brandung, die tief unten gegen die Felsen schlug.
Julians Geländewagen hielt vor dem ehemaligen Kutscheneingang. Er stieg aus und betrat sein Zuhause durch die sechs Meter hohen Holztüren, deren fünf Zentimeter dicke Bretter von breiten Metallstreifen gehalten wurden, die heute noch so neu aussahen wie vor dreihundert Jahren, als man sie geschmiedet hatte. Julian eilte durch die Marmorhalle und geradewegs in seine Bibliothek, die sich im Südwestflügel befand. Hier konnte er sich zurückziehen und seine Büchersammlung genießen, die fünftausend Werke umfasste.
In der Halle gab es Tumult, als die drei Wachmänner Stephen Kelley die Prunktreppe hinauf in die dritte Etage führten, doch Julian beachtete es nicht. Er schenkte sich
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