Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)
ja nicht immer den Pessimisten spielen, Michael, aber das hier ist ein paar Nummern zu groß für dich. Hier geht es um den Kreml. Das ist nicht irgendein Museum, es ist das Herz Russlands. Das ist Weißes Haus, Capitol und Smithsonian Museum in einem, eingemauert in eine russische Festung. Dafür braucht man Geld, Einfluss und Glück – und das sind drei Dinge, die uns beiden abgehen.«
»Ich kann mich doch immer wieder darauf verlassen, dass du gute Laune versprühst«, erwiderte Michael.
»Ja, klar. Und ich tue es nicht gern, aber ich muss noch was hinzufügen: Wie willst du wissen, dass sie diesen Stephen nicht trotzdem umbringen werden?«
Michael ging zurück in die Bibliothek. Er wusste nicht, was er darauf antworten sollte, da das Schicksal von Stephen Kelley, das Schicksal seines Vaters, in seinen Händen lag. »Solange sie glauben, dass ich alles so durchziehe, wie sie es wollen, und solange sie die Schatulle nicht haben, werden sie ihn am Leben lassen.«
»Und wenn sie die Schatulle nicht bekommen?«
»Weiß ich noch nicht. Aber mir wird schon irgendwas einfallen, wenn es so weit ist.«
»Ich komme mit.« Susan stand im Türrahmen und ließ den Blick zwischen Michael und Busch hin und her wandern.
Michael schaute sie an, als würde er sie gar nicht sehen, schüttelte den Kopf und wandte sich wieder Busch zu. »Ich muss einen Weg finden, wie ich da rüber …«
»Offenbar haben Sie nicht gehört, was ich gesagt habe«, fiel Susan ihm ins Wort.
»Ich habe es gehört«, erwiderte Michael, ohne in ihre Richtung zu blicken, und sprach weiter mit Busch. »Ich habe weniger als sechzehn Stunden …«
Susan kam durchs Zimmer und baute sich vor Michael auf. »Ich komme mit, oder ich rufe die Polizei.«
»Die Polizei ist schon hier.« Michael wies auf Busch.
»Ersparen Sie mir Ihre Lügen«, gab Susan zurück.
»Lügen?«, wiederholte Michael mit einem verwirrten Lächeln. »Was wollen Sie der Polizei denn erzählen?«
»Dass Stephen entführt wurde, nachdem fünf Minuten vorher ein Exsträfling dieses Haus betreten hatte.« Ihr Blick bohrte sich in Michaels Augen. »Den Rest werden sie sich selbst zusammenreimen können.«
»Ich dachte, Sie wären eine gebildete Frau.« Michael hielt ihrem Blick stand. »Damit würden Sie seinen Tod praktisch garantieren.«
»Wieso bilden Sie sich ein, dass Sie schaffen können, was die Leute von Ihnen verlangen?« Susans Frage klang eher wie eine Anschuldigung.
»Zum einen glauben die Leute, die Kelley entführt haben, dass ich es schaffen kann. Sie würden mich nicht in diese Lage bringen, wenn sie nicht auf meine Fähigkeiten bauen würden.«
»Fähigkeiten?« Susan hielt ihm einen alten Zeitungsausschnitt unter die Nase. Es war ein Artikel über Michaels Verhaftung in New York, die mehrere Jahre zurücklag. »Sie sind ein Dieb, ein Krimineller. Das Ganze hier ist Ihre Schuld. Es hat nichts mit Stephen zu tun, nur mit Ihnen. Sein Leben könnte gar nicht in ungeeigneteren Händen liegen.«
»Vielleicht sollten Sie sich beruhigen«, sagte Michael und ließ den Blick zwischen der Zeitung und Susan hin und her schweifen. »Es gibt viele Dinge, die Sie nicht wissen …«
»Ich weiß genug!« Susan konnte ihren Zorn kaum bändigen. »Sie interessieren sich nur für sich selbst und haben keinen Sinn für Moral. Ich kann verstehen, warum Stephen so getan hat, als würde er Sie nicht kennen.«
Michaels Augen wurden schmal. »Moral? Für eine Frau, die mit ihrem Chef schläft, sind Sie ganz schön …«
Susan schlug Michael mitten ins Gesicht. Er zuckte nicht mit der Wimper. Zuerst war er zu schockiert, um zu reagieren, dann zu wütend. Es wurde totenstill. Susan holte aus, um noch einmal zuzuschlagen, aber dieses Mal packte Michael ihre Hand. Er wartete einen Moment und sagte dann zähneknirschend: »Hören Sie, das mit Ihrem Lebensgefährten tut mir leid, aber …«
»Er ist nicht mein Lebensgefährte.« Susan riss ihre Hand los, ging zum Schreibtisch, lehnte sich dagegen und starrte auf das Bild auf dem Regal, das einen jungen Mann in einem Anzug zeigte, der neben Stephen Kelley stand.
»Wissen Sie, wie das ist, wenn man jemanden verliert?«, fragte sie und starrte dabei weiter auf das Bild.
»Machen Sie Witze?«, fragte Michael, dessen eigene Wunden auf einmal freilagen.
»Was es bedeutet, wenn jemand, den Sie lieben, plötzlich aus Ihrem Leben gerissen wird?«
Michael starrte sie an. Er war nicht bereit, über den Tod seiner Frau zu sprechen.
»Es ist fast
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