Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)
Platze wirkte. Gewaltige Bäume und Beete, auf denen die Sommerblumen blühten, sorgten für eine friedliche Stille, die sich auf Fetisow und seine kleine Gruppe übertrug.
Schließlich stießen sie auf eine Reihe antiker Bauwerke. »Das hier ist die Militärakademie des Kremls, errichtet als eine Schulungsstätte für Offiziere. Heute sind Verwaltungsbehörden des russischen Präsidenten darin untergebracht. Und das hier …« Sie betraten einen weiteren riesigen Platz, auf dem zu ihrer Rechten ein großes Gebäude stand, dessen drei Flügel ein Dreieck bildeten, und dessen goldene Fassade mit den weißen Akzenten der Rüstkammer nachempfunden war. Auf der Kuppel des mittleren Gebäudeabschnitts wehte eine Flagge. »Im Senatsgebäude befand sich früher der Sitz der Sowjetregierung. Es gibt viele Innenhöfe, und wegen der hohen Säulen weist die Architektur griechische Einflüsse auf. Da drinnen wurde die Welt verändert, zum Guten wie zum Schlechten.«
Sie waren durch den gesamten Kreml gelaufen und wieder dort angekommen, wo sie losgegangen waren. Hunderte von Kanonen standen um das gewaltige Gebäude herum, das parallel zur Kremlmauer stand.
»Nach der Invasion von 1812 haben wir diese Kanonen von Napoleon beschlagnahmt, als er aus unserer kleinen kalten Stadt flüchtete. Das ehemalige Zeughaus und sein Eckturm«, Fetisow zeigte auf das atemberaubende Bauwerk, »wurden 1736 fertig gestellt, um Waffen darin unterzubringen, Munition und militärischen Bedarf.«
Michael blickte auf das wuchtige Gebäude und auf die bedrohlich wirkenden Offiziere, die mit versteinerten Gesichtern den Eingang bewachten. Das Arsenal glich einer imposanten Festung. Fetisow führte seine Gruppe vor den zwei Stockwerke hohen Eingang.
»Da ich verrückt bin auf alles, was mit Militär zu tun hat, ist dieses Gebäude mein persönlicher Liebling«, sagte Fetisow. »Erbaut im Jahre 1701 und neu errichtet in der jetzigen Form im Jahre 1828, war das Arsenal der Ort, an dem im Auftrag von Russlands Herrschern zahlreiche Schlachten und Militäroperationen geplant wurden. Hier waren nicht nur die Waffen, Kanonen und die Munition des alten russischen Reiches untergebracht, sondern auch sämtliche Streitkräfte. Das Arsenal wird bei der Kreml-Tour nicht besichtigt. Besuchern ist der Zutritt strengstens untersagt, und sein Zweck ist geheim. Es ist der Befehlsstand und Stützpunkt des Kreml-Regiments, des Hauptwachdienstes des russischen Präsidenten, der wiederum Bestandteil des FSO ist, des russischen Nachrichtendienstes. Diese Infanterie-Einheit gewährleistet die Sicherheit des Kremls und seiner Schätze und bewacht den Präsidenten und andere Offizielle. Sie ist eine der am besten ausgebildeten Militäreinheiten Russlands, der nur die Elite angehört. Das Kreml-Regiment fiel in den Aufgabenbereich der neunten KGB-Verwaltung, der GUO. Zu dieser Einheit gehören die Wachen, die Sie auf der Kremlmauer und an den Toren gesehen haben. Diese Männer würden ihr Leben opfern, um das Herz Russlands zu beschützen, diese Stadt innerhalb einer Stadt.« Fetisow wandte sich wieder Michael zu. »Und wie ich bereits sagte, ihr Befehlsstand und Stützpunkt ist das Arsenal.«
»Ich bin froh, dass wir da nicht reinmüssen.« Susan lächelte. »Können wir jetzt gehen?«
Michael blieb stehen und starrte Fetisow an, denn er war sich nicht sicher, worauf der Mann hinauswollte. »Was wollen Sie damit sagen?«
»Heute Morgen, in aller Frühe, ist hier eine Wagenkolonne eingetroffen«, antwortete Fetisow. »Im ersten Wagen saß ein Mann namens Ilja Raechen. Er brachte eine Frau mit.«
»Und?«
»Sie wurde in ein neu erbautes Labor geschafft.«
»Ein Labor?«, fragte Susan verwundert. »Warum in ein Labor?«
»Es ist ein sicherer Ort. Ein geeigneter Ort, um jemanden gefangen zu halten, bis Lösegeld gezahlt wird«, sagte Fetisow in schleppendem Tonfall. »Hier geschieht viel mehr, als Sie wissen.«
»Wer ist die entführte Frau?«, fragte Michael.
»Ihr Entführer hat sie der Obhut eines Arztes überstellt, eines sehr prominenten Mannes, der immer noch das Wohlwollen der russischen Machthaber genießt. Er hat früher für Julian Zivera gearbeitet und weiß alles über die Landkarte. Er hält die Frau fest, um sie gegen diese Karte einzutauschen.«
»Sie haben mir meine Frage nicht beantwortet.« Michael funkelte Fetisow zornig an.
»Bei der Frau handelt es sich um Genevieve«, gab Fetisow ruhig zur Antwort. »Julians Mutter.«
Michael stand da wie vom
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