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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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entstanden? Hätte sie ihre Mutter
dazu bringen können, sich über die E-Mail zu freuen und sie zu
beantworten? Lisa verbot es sich, länger darüber nachzudenken. Eilig
packte sie ihre Sachen zusammen und sprang auf, dicht von Irene gefolgt.
    *
    Beide Mädchen eilten in Richtung Ausgang der Schule.
Es war offensichtlich, wie schwer es Irene fiel, ihre Neugierde im Zaum zu
halten. Lisa konnte hören, wie ihre kleine, hektische Freundin mehrfach tief
durchatmete, um etwas zu sagen, dann jedoch mit misstrauischem Blick auf die
verschlossenen Klassenzimmer doch lieber schwieg, als hätten die
Wände der Schule Ohren. Erst als sie die schwere Glastür aufschoben,
die nach draußen führte, stellte Irene die Frage, die die ganze Zeit
über auf ihren Lippen gebrannt hatte.
    „Was ist denn los, Lisa?“
    „Ich habe was gesehen.“
    Irenes Augen leuchteten enthusiastisch. Lisa hatte ihr
bereits alles anvertraut, was ihr in den letzten Tagen widerfuhr. Es hatte sich
gezeigt, dass Irene ihr nicht nur glaubte, sondern auch
übermäßig begeistert darüber war zu erfahren, was Lisa
konnte. Irene hatte anscheinend ihre Leidenschaft für das
Übernatürliche entdeckt.
    „Was genau?“, hakte Irene nach.
    Gemeinsam eilten sie die breite Treppe hinunter. Lisa
zögerte noch zu antworten, zu viele Fragen beschäftigten sie
gleichzeitig. War sie sich sicher, dass was sie gesehen hatte, Wirklichkeit
war? War die E-Mail schon angekommen oder hatte sie die Zukunft gesehen?
Bildete sie sich ihre Fähigkeiten nur ein? Nein… Das konnte nicht sein.
Alles was sie fühlte und sah, war einfach zu real. Sie konnte nicht
länger zweifeln. Als sie den Zaun passierten, der das Schulgelände
abgrenzte, antwortete sie selbstsicher.
    „Genau kann ich es nicht beschreiben… Ich weiß
aber, dass meine Mutter meinen Vater gefunden hat. Ich weiß auch, dass
wenn ich nicht sofort nach Hause gehe, sie es vor mir geheim halten wird. Ich
muss die Mail lesen ehe meine Mutter sie löscht. Ich muss unbedingt meinen
Vater sehen!“
    „Weißt du noch immer nicht, wieso das so wichtig
ist?“, bemerkte Irene in fast ehrfürchtigem Tonfall.
    „Nein, keine Ahnung… Aber ich werde es wohl nie erfahren,
wenn ich nicht die E-Mailadresse von meinem Vater herausfinde.“ Wie sehr sie
sich darüber ärgerte, diese nicht gesehen zu haben! Hätte sie
die Gedanken ihrer Mutter beeinflussen können, um sie zu lesen? Jetzt war
es zu spät und Lisa tadelte sich dafür, es nicht zumindest versucht
zu haben. Sie versprach sich selbst, in Zukunft die Möglichkeiten Ihrer neuen
Fähigkeiten besser auszuforschen und sich selbst mehr zuzutrauen.
    Mit schnellen Schritten verließen sie die
Nebenstraße und bogen in die mit hohen Bäumen eingerahmte
Hauptraße ein, gerade noch rechtzeitig, um den Bus davon fahren zu sehen.
    „Verdammt! Wir haben den Bus verpasst!“ Lisa blickte
verzweifelt auf den Fahrplan, als könne er widersprechen, was sie bereits
wusste: Der Bus fuhr häufiger, wenn Schulschluss war, doch um diese Zeit
nur drei Mal in der Stunde. Im Gegensatz zu ihr, ließ sich Irene anscheinend
nicht entmutigen. Sie deutete auf einen nahe gelegenen Taxistand und eilte hin,
ohne auf Lisa zu warten, als sei es selbstverständlich, dass sie ihr
folgen würde. Lisa zögerte kurz, ehe sie losrannte, um sie
einzuholen.
    „Irene, warte! Hast du Geld dabei?“
    „Nein, aber das weiß der Fahrer nicht!“,
verkündete sie frech grinsend.
    Lisa lächelte herzlich, zum ersten Mal seit Tagen.
    Nur zehn Minuten später war Lisa vor ihrem Haus
ausgestiegen und sah Irene nach, wie sie sich zum Haus Ihrer Eltern weiter
fahren ließ. Jemand musste ja schließlich die Rechnung zahlen!
Irene hatte nur wenig Zeit, um sich eine Erklärung für ihre Mutter
auszudenken, doch Lisa war sich sicher, ihrer Freundin würde einmal mehr
etwas durchaus Überzeugendes einfallen.
    *
    Sandra saß wie erstarrt vor dem Computer. Daniel
hatte nicht einmal einen Tag gebraucht, um ihre Nachricht zu erhalten und sie
zu beantworten! Erst jetzt erkannte Sandra, wie sehr sie gehofft hatte, ihn
nicht zu finden. Es war jedoch zu spät, um sich weiterhin zu verstecken.
Er wollte sich mit ihr treffen, er wollte besprechen, was beide vor
fünfzehn Jahren erlebt hatten. Sie war nicht bereit dafür, sie würde
es wahrscheinlich niemals sein. Alles in ihr schien sich gegen den Gedanken zu
wehren, ihn zu sehen. Was hatte sie sich bloß dabei gedacht, ihn zu
suchen? Ihre Mutter hatte Recht, Daniel war gefährlich. Es

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