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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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Marktverkäuferin,
führte Leathan zu seinem Zimmer. Sie war ein aufgewecktes elfjähriges
Mädchen und alles andere als schüchtern. Sie hatte Leathan auf dem
gesamten Weg mit Fragen überschüttet und hatte dabei so viel
über sich selbst erzählt, dass er kaum in die Verlegenheit gebracht
wurde, irgendeine Antwort geben zu müssen.
    Sie träumte davon, als Novizin in einen Tempel
aufgenommen zu werden und falls dieser Plan scheitern würde, hatte sie
vor, sich selbst als Sklavin zu verkaufen. Sie hoffte, mit ein wenig Glück
würde ein Herr sie kaufen, der in einem guten Viertel wohnte, wo das
Wasser nicht krank machte und die Nahrung frisch und reichlich war. Einige
Händler hatten ihr versichert, sie war hübsch genug, um Chancen zu
haben, einen guten Käufer zu finden, sie war nur etwas zu jung. Das
meistgesuchte Alter war dreizehn Jahre. Bis dahin betete sie täglich zu
Balderia, ihre Zähne mögen nicht frühzeitig ausfallen, denn das
würde sowohl die Priester Balderias davon abhalten, sie aufzunehmen, als
auch die guten Käufer abschrecken.
    Nun versuchte sie von Leathan zu erfahren, ob auch er sie
hübsch genug fand. Er war der erste Mensch, den sie traf, der auch die
anderen Viertel kannte und kein Händler war. Als Leathan endlich alleine
in dem kargen, verdreckten Zimmer war, in dem er in den nächsten Tagen
wohnen würde, hatte er ihr noch immer keine Antwort gegeben. Dafür
hatte sie ihm von den Priestern Balderias erzählt, die in den letzten
Tagen hier verweilten und planten, einen Tempel inmitten des Bettlerviertels zu
errichten, obwohl sie genau wussten, dass die Menschen sich hier die Dienste
von Priestern nicht leisten konnten. Liudin verbrachte ihre gesamte Freizeit
damit, zu versuchen, die Aufmerksamkeit dieser Priester auf sich zu ziehen.
    *
    Liudins Beschreibung war präzise genug gewesen, um
als Wegbeschreibung zu dienen, so fand Leathan die Priester ohne
Schwierigkeiten. Während er an dem Platz vorbeischlenderte, den sie wohl
für ihr Bauvorhaben verwenden wollten, verbarg er sich so gut er konnte
unter seinem grauen Umhang. Er hatte sogar die weite Kapuze übergestreift
und kam sich vor wie ein Streuner. Um sich ein Bild über die Situation zu
verschaffen, durchforstete er einen nach dem anderen die Gedanken der Priester.
    Einige von ihnen gingen in einer kleinen provisorischen
Baracke ein und aus, davor sah er eine lange Schlange von Menschen, die darauf
warteten eintreten zu dürfen. Es dauerte nicht lange, bis Leathan wusste,
was dort geschah. Die Priester versuchten sich dort so gut sie konnten an ihren
frisch erworbenen Heilkünsten und die Menschen, die geduldig und hoffnungsvoll
darauf warteten, an der Reihe zu sein, waren allesamt krank. Leathan lehnte
sich an eine verwahrloste Holzhütte, senkte den Kopf und ließ seine
Gedanken vollständig in die Baracke der Heiler fließen. Er
erspürte die Macht, die die Priester imstande waren aufzurufen. Ihre
Kräfte waren schwach, dennoch schafften sie es, den Kranken etwas Energie
zu geben, wodurch sie zwar nicht direkt heilten, doch die eigenen
Heilungskräfte der geschwächten Körper so weit anregten, dass
die meisten der Patienten wahrscheinlich genesen würden.
    Er zog sich zurück und widmete sich den Priestern
auf dem brach liegenden Baufeld. Sie versuchten sich verzweifelt an einer
Bauplanung, die auch den Fachleuten, die ihnen helfen wollten, Kopfzerbrechen
machte. Das Gelände war nicht ohne Grund unbebaut. Es war einer der vielen
Plätze des Viertels, an dem auch eine Drainage kaum vermochte, den
durchnässten morastigen Boden trockenzulegen. Dennoch gab es hier
Hoffnung, da sowohl die Priester als auch ihre Helfer von Tatendrang erfüllt
waren. Leathan konnte in ihren Gedanken lesen, wie sehr das vermeintliche
Erscheinen ihrer Göttin und die Botschaft, die sie überbracht hatte,
ihren Geist gestärkt hatte. Die freiwilligen Helfer waren allesamt
ehemalige Patienten, die dank der Heilkunst der Priester wieder genesen waren.
Statt mit Geld zu bezahlen, taten sie es mit dem, was sie hatten: Fachwissen.
Auch ihr Wille war gestärkt und die Anwesenheit der Priester bewirkte,
dass sie sich endlich beachtet vorkamen. Der Tempel sollte nicht nur eine
Gebetsstätte werden, sondern auch ein Ort, der Heilung, Kraft und Hoffnung
in das Elendsviertel bringen sollte.
    Nun hatte Leathan auch die Antwort auf die erste Frage
bekommen, die er sich gestellt hatte, als er das Bettlerviertel zum ersten Mal
betreten hatte. Anthalion half diesen

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