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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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mein Zimmer eintreten, wenn
ich dich hereinbitte. Also: klopfen und warten!“
    Liudin nickte, bestrebt Leathan zufrieden zu stellen, um
an die Münze zu kommen. Als er diese endlich in ihre Handfläche
fallen ließ, verschwand das funkelnde Gold umgehend in ihrer
Schürze.
    „Kein Problem, wird alles erledigt!“, warf sie unbedarft
in den Raum, während sie bereits aus dem Zimmer eilte und sich wohl
über den Fremden wunderte, der eine ganze Goldmünze für eine
Decke zahlte. Leathan hörte, wie sie die Treppen hinunter rannte, wohl um
ihren Auftrag zu erledigen, doch sicherlich vor allem um sich einige ihrer
bescheidenen Wünsche mit dem Restgeld zu erfüllen.
    *
    Die Priesterin war erschöpft. Ohne Balderias Hilfe
war das Heilen um einiges anstrengender. Noch immer hatte sie Schwierigkeiten
damit, die Macht des Heilens selbst aufzurufen, dennoch gab sie ihr Bestes. Sie
versuchte die lange Schlange der noch wartenden Patienten zu ignorieren. Vor
ihr saß ein Mann, der ihr seinen Unterarm zeigte und sie wollte ihm ihre
ungeteilte Aufmerksamkeit zukommen lassen. Eine eitrige Wunde hatte bereits
einen langen roten Streifen bis zur Schulter gezogen und er wirkte fiebrig. Sie
wusste, sie hätte ihn retten können, wäre er nur etwas
früher zu ihr gekommen, doch nun war sein Blut vergiftet und auch wenn sie
mit dem Kräuterbad, dessen Rezept sie von Anthalions Novizin Loodera
bekommen hatte, die Wunde reinigen konnte, so würde nur Balderias Liebe
das Gift aus seinem Körper ziehen können.
    Der Mann zuckte kein bisschen, als sie so gut sie es
konnte, die Wunde reinigte. Als sie damit fertig war, kippte sie die
verunreinigte Kräutertinktur in einen Eimer und verband die Wunde. Nun
betrachtete sie den kräftigen Mann eingehend, lächelte ihn
zuversichtlich an und versuchte dabei Liebe zu empfinden. Wie immer begann sie
erst dann mit ihrem Gebet, doch leider war es ihr einmal mehr nicht
vergönnt, die Aufmerksamkeit ihrer Göttin zu gewinnen. Sie fuhr
dennoch mit dem Gebet fort, sprach die Worte laut aus und machte sich dabei
selbst auf die Suche nach der heilende Lebensenergie.
    „Balderia, Herrin unserer Herzen, Du die das Schöne
unserer Welt Dein nennst, bitte reinige unsere Körper und unsere Seelen.
In Liebe werden wir leben, in Liebe werden wir Dir dienen, bitte erhöre
unser Flehen.“
    Wie es seit Stunden immer wieder geschah, stimmten alle
Patienten in die Litanei mit ein, als sie die Worte zum zweiten Mal
wiederholte. Ihre Hand hielt sie dabei auf dem Verband ihres Patienten. Doch
nicht nur kam Balderia ihr nicht zur Hilfe, auch noch war sie von ihrem langen
Tag erschöpft, an dem sie sich schon unzählige Male bemüht
hatte, selbst den Pfad zur heilenden Energie finden. Wie die drei Priester,
denen Balderia Erschienen war, es ihr beigebracht hatten, versuchte sie sich
einen See vorzustellen. Unendlich blau, unendlich schön, der Ort in dem
Balderia all ihre Liebe und Kraft für ihre Diener aufbewahrte. Der Ort,
der Balderias Augen widerspiegelte…
    Doch sie war so müde, dass sie es kaum mehr
vermochte, ihren Geist auf etwas anderes als ihre schäbige Umgebung zu
konzentrieren. Sie brach ab. Es hatte keinen Zweck mehr. Für heute
würde sie aufhören müssen und all diejenigen enttäuschen,
die noch auf Heilung warteten. Sie versuchte die Erwartungshaltung des Mannes
zu ignorieren. Noch ging es ihm gut, doch so wie auch er wusste sie, dass ohne
Heilung das Gift bald sein Herz schwächen würde und dann würde
ihm niemand mehr helfen können. Die anderen Priester hatten sich ebenfalls
schon verausgabt, sie konnte auf keine Hilfe mehr hoffen. Sie seufzte,
versuchte dennoch Zuversicht auszustrahlen.
    „Die Kräuter werden bis morgen ihre heilende Wirkung
entfalten, bitte komm bei Sonnenaufgang noch einmal her.“
    Der Mann sah zu ihr auf, traurig war sein Blick, doch
auch resigniert. Die Blutvergiftung noch eine Nacht lang in ihn wüten zu
lassen, kam einem Todesurteil gleich und wohl hatte auch er gespürt, dass
keine Heilung statt gefunden hatte.
    „Bin ich Balderias Liebe nicht würdig?“
    Im Angesicht des Todes wirkte auch die Stimme dieses
großen, starken Mannes wie die eines Jünglings, der um Hilfe flehte.
Die Priesterin spürte, wie ihr Magen sich verknotete.
    „Balderia liebt jeden von uns. Sie wird nur von vielen
gerufen und kann nicht immer allerorts zugleich sein. Es tut mir leid und ich
weiß, dass es ihr leid tut.“
     
    Der Mann nickte resigniert, doch als er wankend aufstehen
wollte,

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