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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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selbst
gesehen, als er Ethira und Krial gekauft hatte, dabei hatte er einige der
Gedanken der Käufer gelesen und ihre Absichten waren teilweise schauerlich
gewesen. Leathan versuchte, diese Erinnerungen aus seinen Gedanken zu
verbannen.
    Er hatte in dieser Nacht noch viel vor, denn er wusste,
dass sein Auftreten als Stella eine Neuigkeit war, die Anthalion schnell zu
hören bekommen würde. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die
Spur zum Bettlerviertel aufgenommen werden würde. Er hatte keine Zeit zu
verlieren und konnte sich mit Erinnerungen und Gedanken an einen einzelnen
Menschen wie Liudin nicht aufhalten. Er versuchte im Schneidersitz zu
innerlicher Ruhe zu kommen.
    Es wäre ihm leichter gefallen, den Trancezustand in
Gestalt von Stella zu erreichen, doch die Tür seines Zimmers konnte er
nicht abschließen und er wäre fahrlässig gewesen, sich auf
Liudins Versprechen zu verlassen, sie würde in Zukunft vor dem Eintreten
klopfen und warten. Es dauerte fast eine Viertelstunde, bis sein Geist die
göttliche Ebene gefunden hatte und nun da er da war, konnte er die
Verwirrung spüren, die seine bloße Anwesenheit stiftete. Die Weite
war erfüllt von Selimkas und Balderias Macht, doch beide göttlichen
Geister entzogen sich ihm. Zu gut konnte sich wohl Balderia daran erinnern, wie
sie bei der letzten Begegnung mit dem mächtigen Geist durch die Weite des
Universums geschleudert worden war.
    Leathan versuchte gedanklich die Gebete nachzusprechen,
die er von der Priesterin gelernt hatte. Er konnte das Zögern des göttlichen
Geistes Balderias erspüren und obwohl seine Gebete sie einmal mehr
stärkten, näherte sich die Göttin noch immer nicht. Allmählich
ließen Leathans Kräfte nach und er spürte den Sog seines
sterblichen Körpers, der ihn schmerzvoll daran erinnerte, dass die Weite
des Universums nun nicht mehr sein Zuhause war. Es kostete ihn große
Mühe, noch länger an diesem Ort zu verweilen und genau in dem
Augenblick, da seine Schwäche ihn auf die materielle Ebene
zurückzwingen wollte, kamen die Göttinnen zu ihm.
    Er spürte nicht nur den mächtigen Geist
Balderias, sondern auch Selimkas unbeständige Nähe, die ihn
unweigerlich an die Tiefen des Meeres erinnerte, wo sie ihn gerne hätte
ertrinken sehen. Beide strahlten Misstrauen aus, doch sie ahnten wohl wie
schwach er bereits war, denn Furcht empfanden sie keine.
    Langsam kreisten sie seine Gedanken ein. Balderia schien
nun dank ihm stark genug zu sein, um ihre Kraft gegen den Sog seines
Körpers zu stemmen und seinen Geist für einige Zeit auf ihrer Ebene
zu halten.
    So ungezwungen die Nähe der Kinder der Quelle war,
so anstrengend und bedrohlich war die Nähe der Götter. Ihre Gedanken
waren verschlossen, ihre Ausstrahlung befremdend, kalt, feindselig. Sogar
Anthalion hatte sich nicht so bedrohlich und fremd angefühlt, wohl bedingt
dadurch, dass er bereits lange als Mensch lebte und, mehr als Leathan je
vermutet hätte, seine Denkweise geändert hatte. Trotz der lauernden
Gefahr, die die Göttinnen ausstrahlten, öffnete Leathan einen Teil
seines Geistes, um sich mitteilen zu können. Selimka hielt sich noch immer
im Hintergrund, doch Balderia war wohl die Neugierigere der beiden und so trat
sie in seine Gedankenwelt ein. Nur langsam schien sie zu verstehen, was Leathan
versuchte ihr nahe zu bringen. Zu fremd war ihr die materielle Welt, um
wirkliches Verständnis für die Geschehnisse in der Menschenwelt zu
entwickeln.
    Bald schon konnte Leathan spüren, wie Balderia
Selimka zur Hilfe rief. Die Göttin der Meere folgte dem Ruf ihrer
Schwester, und fast bereute es Leathan, sie ebenfalls in seine Gedanken geladen
zu haben. Selimkas Anwesenheit war düster, wild, wankelmütig wie das
Meer selbst. Es war als würde sie Wahn in seine Welt bringen. Immer
schwerer fiel es ihm, sich auf seine Botschaft zu konzentrieren. Allein seine
Bekanntschaft mit den Suhuhlash, deren Denkweise Selimka kannte, verhalf ihm,
die richtigen Bilder in sich zu finden, um verstanden zu werden, ehe er
endgültig von dem Chaos der Götter übermannt wurde. Als sein
Geist sich von den Göttern befreien musste, hallten jedoch ihre Antworten
schon in ihm nach. Erleichtert ließ er sich in seinen Körper
zurückfallen.

Kapitel 3
    In Anthalias Steppen gab es keine Reisenden, die sie
hätten überfallen können. Obwohl ihr Weg sich mit dem von
Sihldan überschnitt, bemühten sich Ethira und Krial mit Erfolg, dem
Nomadenclan aus dem Weg zu gehen. Sie hatten nicht vor

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