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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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sie, dass es mehr war,
als sie zu hoffen gewagt hatte. Als Stella ihre Kapuze wieder über ihr
Haupt legte, um zu gehen, traute sich die Priesterin, sie anzusprechen.
    „Bitte, warte…“
    Noch einmal wandte sich Stella ihr zu und wartete. Die
Priesterin fiel vor sie auf die Knie.
    „Bitte, ich flehe Dich an, zeig mir, wie ich die Kraft
besser aufrufen kann.“
    Stella bückte sich zu ihr, nahm ihre Hand und half
ihr aufzustehen. Vor Ehrfurcht zitternd lag die warme Hand der Priesterin in
der ihren.
    „Du bist den Pfad schon gegangen, was soll ich dir noch
beibringen? Du verlangst zu viel von dir, schon deine Kräfte. Ruf die
Macht nur auf, wenn es die einzige Möglichkeit zur Heilung ist, ansonsten
bedien dich der Kräuterkunde. Falls Anthalion eines Tages auf seine
absurden Kriegspläne gegen das Volk der Wächter verzichten sollte,
könnt ihr nach Ker-Deijas reisen. Lasst Euch zum See der Quelle
führen und trinkt von dem Wasser. Es wird eure Macht stärken.“
    Die Priesterin hatte während Stella sprach, ihren
Blick nicht gesenkt, wohl wollte sie sich für immer das Antlitz ihrer
Göttin einprägen. Sie schien zu zögern, als wolle sie noch mehr
Fragen stellen, doch sie wagte es nicht. Stella streifte sanft ihre Gedanken
und lächelte sie warmherzig an. Die Fragen überstürtzten und
überlappten sich dermaßen chaotisch im Geist der Priesterin, dass es
nicht einmal für sie leicht war, sie zu lesen. Sie legte eine Hand auf die
Stirn der Priesterin, um ihr Ruhe und Besonnenheit zu vermitteln. Mit
leuchtenden Augen wagte die Priesterin es auszusprechen, was Stella nun in ihr
lesen konnte.
    „Wenn du die Kriegspläne von Anthalion als absurd
bezeichnest, soll das heißen, dass du keinen Groll gegenüber dem
Volk von Ker-Deijas hegst? Sind wir als deine Priester Freunde der Hexer? Sind
Kegalsik, als Gott der Krieger, und Anthalion, als Gott der Rache, unsere
Feinde?“
    Stella lächelte vielsagend, doch antworten wollte
sie vorerst nicht. Zu ungewiss waren die Reaktionen der echten Göttin,
wenn diese erst hier sein würde. Sie wollte nicht womöglich die
Priester irreführen und dem Zorn der echten Göttin ausliefern.
    Als die Tür sich plötzlich öffnete,
blickten beide hoch. Die Priester, die mit dem Bau des Tempels beschäftigt
waren, traten stolpernd ein, vermutlich hatte sich die Nachricht von Balderias
Erscheinen bereits verbreitet. Offensichtlich waren sie gerannt und versuchten,
nun da sie glaubten ihre Göttin zu sehen, wieder an Würde zu
gewinnen. Stella lächelte sie an, wandte sich jedoch erst an die
Priesterin, die noch auf Antworten wartete.
    „Du wirst bald Antworten erhalten, doch noch ist es
dafür zu früh.“
    Mit Blick auf die gerade eingetretenen Priester
verabschiedete sie sich, nicht ohne ihnen noch eine letzte Hilfestellung zu
gewähren und sich selbst dabei neue Möglichkeiten zu eröffnen.
    „Ihr habt eine wichtige Aufgabe zu erfüllen. Bitte
denkt bei eurem Bauvorhaben stets daran, dass die magischen Kräfte, die
ich euch gelehrt habe, nicht nur zur Heilung dienen. Ihr könnt damit auch
Iridiens Kreation beeinflussen. Fürchtet meinen Bruder nicht, er wird
gerne eure Macht durch die Erde fließen spüren, wenn ihr auch ihn in
eure Gebete einschließt.“ Sie wollte sich schon zum gehen abwenden, als
ihr Looderas Worte einfielen… Lilldaye war die Hohepriesterin Balderias, in
dieser von Hierarchie geprägten Gesellschaft war es sicherlich wichtig,
sie mit einzubeziehen.
    „Richtet meine Anerkennung an Lilldaye. Es war weise von
ihr, den Tempel im Bettlerviertel erbauen zu wollen. Ich wünschte, ich
hätte mehr Zeit, um auch ihr zu begegnen, doch wie ich sehe, braucht sie
mich ohnehin nicht, um das Richtige zu entscheiden.“
    Ohne auf Antworten oder gar auf weitere Fragen zu warten,
verließ Stella den Raum und diesmal wagte es niemand mehr, sie
zurückzurufen.
    *
    Die von Ungeziefer verseuchte Bettdecke war entsorgt
worden und eine neue lag neben frisch riechendem Stroh auf dem geputzten
Holzboden. Leathan lächelte zufrieden und setzte sich. Braves
Mädchen! Sie hatte mehr getan, als er von ihr verlangt hatte. Er hoffte,
er würde noch Zeit finden, um die Priester auf sie aufmerksam zu machen.
Der Gedanke Liudin würde sich selbst auf dem Sklavenmarkt anbieten, war
ihm zuwider. Sicherlich hatten einige wenige Sklaven das Glück, besser zu
leben, als die Bewohner des Bettlerviertels, dennoch waren Sklaven
abhängig vom guten Willen ihres Besitzers. Er hatte den Markt

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