Die Quelle
Leathan
zu bekommen.“
Dieser Satz war für Ethira und Krial Grund genug,
ihre beider Gedanken noch besser zu schützen, als sie es ohnehin schon
taten. Galtiria hatte anscheinend nicht gezögert telepathisch nach den
Grund ihres Besuches zu forschen, denn der Wache hatten sie nichts verraten.
Tröstlich war jedoch zu wissen, dass die Kriegerin es nicht
heimtückisch getan hatte. Sie hatte ihr frisch erworbenes Wissen nicht vor
ihnen verborgen, wohl hielt sie diese Art, etwas zu erfahren, für einen natürlichen
Vorgang. Ethira fühlte sich zwar ertappt, doch sie wusste, die wichtigste
ihrer Informationen hatten sie beide tief in ihren Gedanken eingeschlossen. Es
galt, erst zu verhandeln. Dass es außerhalb von Ker-Deijas nichts umsonst
gab, würde auch das Volk von Leathan verstehen müssen.
Trotz ihrer abwehrenden Haltung blieb der Anblick der
Stadt auch auf die beiden Räuber nicht wirkungslos. Noch nie hatten sie
solch eine makellose Schönheit gesehen. Krial blickte auf die
kräftige Kriegerin, die sie führte, dann wieder auf die Stadt.
Schließlich brach er die Stille, die außer ihm niemanden zu stören
schien.
„Wir freuen uns endlich hier zu sein. Wir hatten schon so
viele Legenden über eure Stadt gehört, doch sie nun selbst zu sehen,
übertrifft alles, was wir uns hätten vorstellen können.“
Galtiria lächelte, diesmal war die Herzlichkeit
sogar für Krial zu erkennen. Wie er aus den offenen Gedanken der Kriegerin
entnahm, war sie zwar in Ker-Deijas aufgewachsen, doch sie liebte noch immer
den Anblick ihrer Heimat. Dennoch wäre sie neugierig gewesen, sie mit
anderen Städten zu vergleichen. Ethira lächelte zu entdecken, wie
leichtsinnig das Volk der Wächter mit seinen Gedanken umging. Sie nutzte
dennoch gerne die Möglichkeit, in Galtirias ungeschützten Gedanken zu
lesen und sie schenkte der Kriegerin ohne Aufforderung einige telepathische
Bilder von Anthalia. Die grauen Steine, die dreckigen Straßen, die hohen,
düsteren Türme und die Menschenansammlungen flackerten kurz in
Galtiria auf. Ethira kommentierte die Bilder, die sie vermittelt hatte.
„Anthalia ist dabei noch eine der schönsten
Städte, zumindest von denen die ich gesehen habe. Ich erspare dir den
Anblick von Ikril, der Minenstadt Gowirialis.“
Galtiria schien sich über diesen Eingriff in ihre
Gedankenwelt zu freuen.
„Danke… Falls sich die Gelegenheit bietet, würde ich
gerne noch mehr darüber erfahren.“
„Ich hoffe, uns wird die Zeit vergönnt sein, unsere
Erfahrungen auszutauschen.“, antwortete Ethira sowohl mit gesprochenen Worten
als auch telepathisch, um klar zu stellen, dass ihre Antwort nicht nur
höflich sondern auch ehrlich gemeint war.
Ethira hatte sich auf Anhieb der Kriegerfrau verbunden
gefühlt. In ihrem Volk gab es nur wenige Frauen, die im Alter von
über dreißig Jahren, das sie beide vermutlich schon knapp
überschritten hatten, noch immer Waffen trugen. Sie hatte Glück
gehabt, dass Krial sie trotz ihres Wunsches, nicht sofort ein Kind tragen zu
wollen, zur Gefährtin genommen hatte.
Krials Gedanken hatten ganz andere Wege als die seiner
Frau eingeschlagen. Er dachte an Leathans Botschaft und auch an die
Geschichten, die er ihnen erzählt hatte. Als sie an einem Park
vorbeiliefen, musste er erneut eine Frage loswerden.
„Leathan erzählte mir, dass die Stadt und die Felder
verwüstet wurden, ehe er euch verlassen hat. Davon sehe ich nichts…“
Krials Blick ruhte verwundert auf Apfelbäumen, auf
denen zahlreiche, kleine noch unreife Früchte hingen.
„Ja, die Stadt sah schlimm aus. Wir arbeiten noch immer
daran, mit Hilfe der Quelle das Wachstum der Pflanzen zu beschleunigen, doch
den schlimmsten Schaden haben wir schon überwunden.“, bemerkte die
Kriegerin fast beiläufig, als spräche sie von
selbstverständlichen Vorgängen.
Als sie am Refektorium vorbeiliefen konnte Ethira ihren
knurrenden Magen nicht länger zum Schweigen bringen. Der Geruch von
frischer Nahrung ließ ihr das Wasser in den Mund zusammenlaufen. Galtiria
sah sie verwundert an.
„Du hast Hunger? Wann habt ihr zum letzten Mal gegessen?“
„Gestern, aber das Fleisch war schon verdorben.“,
vertraute sich Ethira ihr an und Galtiria schüttelte verständnislos
den Kopf.
„Weshalb habt ihr nichts gesagt? Der Rat kann noch
warten. Lasst uns zum Refektorium gehen.“ Kaum hatte sie es vorgeschlagen, bog
sie bereits in die Richtung ab, aus der die verlockenden Gerüche gekommen
waren. Krial war zwar ebenso
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