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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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vervollständigte sie bewundernd ihre Geschichte.
    „Ja, das habe ich befürchtet.“, nahm er ihr seufzend
die Freude. „Lass mich bitte einige Augenblicke alleine, ich werde dann gleich
zu den Priestern gehen.“
    Doch Liudin machte keine Anstalten, das schäbige
Zimmer zu verlassen. Sie sah ihn neugierig und hoffnungsvoll an und er verstand
schließlich.
    „Du kannst natürlich mitkommen.“, fügte er
hinzu.
    Nun strahlte das Mädchen und ließ ihn wie
gewünscht allein.
    *
    Leathan musste nachdenken. Er hatte noch keine
endgültige Antwort von Balderia und Selimka erhalten, doch er brauchte
diese jetzt. Er musste dringend wissen, was die Göttinnen entschieden
hatten, um sein weiteres Vorgehen zu planen… Nützlich wäre es auch zu
erfahren, was sich Anthalion hatte einfallen lassen. Er versuchte sich telepathisch
in die Gedanken der Priesterin zu schummeln, die er in der Baracke kennen
gelernt hatte. Doch schon bald gab er es auf. Er kannte sie nicht gut, was die
Suche nach ihr erschwerte und was auch immer sie wusste, war sicherlich die
Mühe nicht wert. Loodera… Anthalion hatte ihn schon einmal über
Loodera erpresst, würde er es wieder tun? Er versuchte Loodera
telepathisch zu erreichen, doch er fand ihre Gedanken nicht. Leise fluchte er
vor sich hin. Wo war sie? Weshalb konnte er sie nicht finden? Es gab zwei
mögliche Erklärungen dazu: entweder sie war tot, oder ihre Gedanken
waren verschlossen worden, von ihr selbst oder von Anthalion. Jede dieser
Antworten barg eine Bedrohung. Irgendwo bei Loodera lag Anthalions Falle...
    Er ging im Zimmer auf und ab, während seine Gedanken
rasten. Er dachte an Balderia und Selimka. Die Göttin des Meeres hatte ihm
ihre Ängste verraten. Sie war die einzige Göttin, die sich ihren
Anhängern wirklich nahe fühlte und sich auch um ihr Wohlergehen
sorgte. Sie war auch die einzige Göttin, die sich immer von den anderen
Göttern und deren Angelegenheiten fern gehalten hatte. Leathan hatte sie
wütend gemacht, als er die Existenz ihres Volkes entdeckt hatte. Bislang
hatte nur Anthalion davon gewusst und sein Stillschweigen hatte sie erkauft,
indem sie ihm erlaubt hatte, mit Schiffen über die Meere zu segeln und
sein Volk mit Fischen zu ernähren. Obwohl der Kampf der anderen
Götter sie nicht interessierte, hatte sie Anthalion gegen Leathan
unterstützt und dabei gehofft, das Geheimnis um ihr Volk
zurückgewinnen zu können.
    Doch nun war alles anders gekommen. Isentiens Clan wusste
es. Das Volk der Wächter wusste es. Ihr Geheimnis war keines mehr. Wo
würde sie sich jetzt positionieren? Auf Seiten Anthalions, der sie
erpresst hatte und seine Fischer in ihrem Reich jagen ließ? Auf Seiten
Leathans, der ihr Geheimnis verraten hatte und ihr Volk den Festlandbewohnern
auslieferte?
    Leathan hatte versucht, ihr klar zu machen, dass sowohl
Isentiens Volk als auch das von Ker-Deijas den Meeresbewohnern nicht schaden
würden, doch Selimka wusste es besser. Wenn die Angst vor dem Meer
verschwand, würden die Menschen ihr Reich erobern wollen, so wie es schon
in anderen Welten passiert war. Ihr Volk konnte sich nur durch Illusionen
wehren, doch was nutzte es ihnen, wenn keiner mehr daran glaubte? Zornig und
traurig zugleich war Selimka gewesen, als er das letzte Mal ihre Nähe
gespürt hatte.
    Leathan ahnte, dass sie sich nun ganz aus den
Streitigkeiten heraushalten würde oder im schlimmsten Fall, Anthalion weiterhin
unterstützen würde. Nein… Er konnte in Selimka keine zusätzliche
Verbündete gewinnen, denn er konnte ihr nichts bieten. Ob durch Magie oder
Technologie, die Landesbewohner hatten in allen Welten versucht, die Meere zu
erobern, ohne jemals Rücksicht auf das Leben im Meer zu nehmen. Das
einzige, was er von Selimka erhoffen durfte, war vollkommene Neutralität
im bevorstehenden Konflikt. Eine Feindin weniger war sicherlich fast ebenso
wertvoll, wie eine Verbündete mehr…
    Ganz anders war Leathans Begegnung mit Balderia gewesen.
Er hatte erstaunt erfahren, weshalb dieser kalte und gefühlslose Geist
sich als Göttin der Liebe und der Schönheit der Welt präsentiert
hatte. Es waren die zwei Begriffe, die sie am wenigsten verstanden hatte, die
zwei Begriffe die in ihrer Betrachtungsweise den Hauptunterschied zwischen Gott
und Mensch ausmachte. Wie hätte ein Gott Schönheit erkennen
können, wenn er doch über keine Sinne verfügte, um sie zu sehen?
Wie hätte ein Gott in der Einsamkeit einer trostlosen Ebene Liebe erfahren
können? Indem sie beides ihr

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