Die Quelle
die des Kindes der Quelle sich vemutlich dem Ende näherte. So
leicht konnte Leathan die Lage für sich zusammenfassen.
Er hatte getan, was er konnte, um den Wunsch des
Königs von Ker-Deijas zu erfüllen. Fast war er erleichtert, hier
sterben zu dürfen, hier in dieser Welt, wo er sicher sein konnte, seine
Seele würde durch das Fenster der Quelle gehen und zu den Seinen
zurückkehren... zu den anderen Kindern, die ihm den Weg zurück zu
sich selbst weisen konnten… Doch noch war er ein Mensch und er sah in
Anthalions Augen, während er sich schon vorstellte, wie er der Seele
König Leathans wieder begegnen würde… Wie einst, ehe alles begann.
„Nun, Herrscher. Ich bin hier. Halte dein Wort und lass
Loodera frei.“
Anthalion lächelte verächtlich. Seine Arme
ruhten auf den Lehnen seines Thrones und Leathan bemerkte, dass keine Spur der
üblichen Unruhe in seinen Händen zu erkennen war.
„Von Freiheit war nie die Rede. Loodera wird sterben, in
dem Augenblick da ich den Rest ihres Volkes auslösche. Ich werde jedoch
mein Versprechen halten und ihr ein schnelles Ende gönnen. Die große
Frage, die du dir stellen solltest, lautet: was geschieht mit dem Boten von
Ker-Deijas? Was geschieht mit dem Kind, das sich in das Geschehen der Welt
einmischen wollte?“
Kaltherzig wirkte Anthalion, doch zugleich
rachsüchtig. Vermutlich war seine Reaktion sogar verständlich, doch
Leathan war des Giftes seiner Worte überdrüssig. Um Loodera brauchte
er sich nicht mehr Sorgen zu machen, als um all die anderen Menschen, die er
beim Volk der Wächter kennen gelernt hatte. Der Aufschub, den Anthalion
ihr gewährte, musste reichen. Leathan hatte die nötigen Schritte
gesetzt, um ihr Überleben zu ermöglichen, doch die Kämpfe, die
noch vor allen Beteiligten lagen, mussten sie ohne ihn ausfechten. Er wollte
nichts anderes, als jetzt ein schnelles Ende finden und da Anthalion
offensichtlich nicht vorhatte, als erster anzugreifen, streckte Leathan seine
Hand aus, um Anthalions Herz magisch zu zerquetschen, wie es einst Alienta bei
Esseldan versucht hatte. Wie erwartet, scheiterte die Welle seiner Macht an
Anthalions unsichtbarem Schutzschild. Diesmal hatte Leathan deutlich
gespürt, wie das Schwert an Anthalions Waffengurt es gewesen war, das den
Gott beschützt hatte. Wie bereits zuvor, erweckte das Schwert ein
seltsames Gefühl der Vertrautheit in Leathan, zuordnen konnte er dieses wundersame
Gefühl jedoch nicht.
Der Gott lachte kurz, anstatt zum Gegenschlag zu
übergehen. Er schien nicht gegen ihn kämpfen zu wollen, denn nach wie
vor saß er ruhig auf seinem Thron, als hätte Leathan nicht soeben
einen Angriff gewagt.
„So, Kind der Quelle, du möchtest also, dass ich
dich auslösche. Du möchtest zurück zu deiner geliebten Quelle!
Warum nur? Meinst du vielleicht, du kannst sie von dort aus besser
schützen? Nun, Kind, diese Freude werde ich dir nicht gönnen.“
In diesem Augenblick strahlte Anthalion nichts als
Bösartigkeit aus und Furcht erfasste Leathan, denn er wusste, zu welchen
Grausamkeiten der Gott fähig war... Leathan spürte und hörte
zugleich, wie Anthalion Energie aufrief, so blieb ihm nichts anderes
übrig, als sich darauf vorzubereiten, den Erstangriff Anthalions
abzufangen. Dann jedoch, spürte er eine Verbindung… Deutlich erkannte er,
wie ein göttlicher Geist Anthalion mit Macht nährte, nicht Anthalion
allein rief nach Macht… Leathan sandte seinen Geist aus seinem Körper,
betrat die göttliche Ebene und fand ihn, den Kriegergott. Kegalsik hatte
also auch schon den Weg zurück gefunden! Nur einen Bruchteil eines
Augenblicks hatte Leathan den ewig zornigen, kriegerischen Geist des Gottes
gespürt. Kegalsik zog sich in weite Ferne zurück, um einer neuen
Verbannung zu entkommen.
Leathan nahm kurzerhand seinen Platz ein und nutzte den
offenen Pfad zu Anthalions Geist. Auf dieser Ebene konnte sich Leathans Macht
frei entfalten. Das war die Ebene, auf der er siegen konnte. Er spürte die
wirre Gedankenwelt Anthalions auf der Suche nach seinem gerade verschwundenen
Verbündeten. Leathan versuchte die geballte Kraft seines Zornes in den
Geist des Gott-Königs zu entladen und wüten zu lassen. Doch kaum
hatte er den kranken Geist Anthalions erreicht, erkannte er seinen allzu
menschlichen Fehler…
Er hörte das Lachen Anthalions im Thronsaal hallen,
während er in seinen schmerzerfüllten Körper zurückgezerrt
wurde. Er erkannte jetzt erst, dass er in Anthalions Falle hineingetappt war.
Er
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