Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
Vom Netzwerk:
hätte den Sieg davon tragen können, wäre er nicht physisch
anwesend gewesen. Er hätte Anthalion auf geistiger Ebene begegnen sollen
und nie Fuß in seinen Palast setzen sollen…
    Nun war es zu spät. Er war in den Thronsaal gekommen
und hatte dadurch seinen Körper dem Herrscher ausgeliefert. Die blaue,
energiegeladene Klinge von Anthalions Schwert steckte in seiner Lunge. Die
göttliche Ebene hatte nur als Ablenkungsmanöver gedient. Nur wenige
Augenblicke lang hatte Leathan noch die Kraft nach Luft zu ringen, doch schon
bald wehrte er sich nicht mehr. Er nahm die Möglichkeit des Todes an, er
entspannte seinen Körper und sein Geist tastete nun nicht mehr nach dem
Herzen seines Feindes, sondern nach seinem eigenen. Er war diesmal nicht auf
der Suche nach Heilung, sondern auf der Suche nach einem rascheren Tod, um den
Schmerz zu entkommen. Sein Herzschlag setzte aus, wie es die Kraft seines
Geistes verlangte.
    Selbstmord war seine Lösung… In die Quelle
zurückkehren, um an dessen Ufer seiner Liebe wieder zu begegnen. Mit einem
Lächeln fand Leathan den ersehnten Tod, langsam löste sich sein Geist
von seinem Körper.
    *
    Anthalion kniete neben seinem sterbenden Feind.
    Er sah ihn an, gierig jeden der letzten Atemzüge
seines besiegten Feindes zu betrachten... Er sah zu, wie Leathan langsam starb,
und er lächelte dabei, denn er wusste, er würde diesen Anblick noch
lange auskosten. Langsam, genüsslich, zog er sein Schwert aus dem
Körper heraus. Blut sickerte aus der klaffenden Wunde. Der Atem Leathans
setzte aus und sein Körper wurde schlaff. Der Herrscher beobachtete den
Vorgang des Todes, den er vor kurzem erst in allen schmerzlichen Details am
eigenen Leibe hatte erdulden müssen. Es wurde Zeit… Er rief all die
Energie in sich, die er fand und ein Blitz durchdrang Leathans Körper. Mit
Stromschlägen und magischer Willenskraft schaffte es Anthalion trotz
seiner mäßigen Heilkünste, Leathans Körper wieder zu
beleben. Er konnte den schwachen Herzschlag seines Opfers spüren... Anthalions
Lächeln wurde breiter. Sein Plan war einfach und doch hatte Leathan ihn
nicht durchschaut.
    So lange die Macht des Kindes in diesem bewusstlosen
Körper gefangen war, konnte niemand mehr die Rache der Götter
aufhalten. Er hatte gewonnen.
    Das Kind der Quelle gehörte nun ganz ihm.
    *
    Als sich die bleibeschlagene Kerkertür öffnete,
war es für Loodera nicht, als würde sie aus einem Albtraum erwachen,
sondern sie fürchtete, in einen Albtraum geholt zu werden. Undenkbar war
es, Leathan würde auf seinen Sieg verzichten, nur um ihr die Qualen der
Folter zu ersparen. Sie hatte Angst, doch ihr blieb nichts anderes übrig,
als um einen schnellen Tod zu flehen. Sie hatte in dieser langen Nacht wach
gelegen und durch die dicken Wände ihrer Zelle die kaum gedämmten
Schreie ihrer Leidensgenossen gehört.
    In Anthalia herrschten grausame Sitten und sie konnte nur
schwer verstehen, weshalb Anthalion mit solch eiserner Hand herrschte. Waren
die anderen Götter so erpicht darauf, Menschen leiden zu sehen? War
Anthalion nur ein Opfer der Rolle, die ihm zugeteilt worden war? Nun, aus
welchen Gründen auch immer, sie würde das Grauen Anthalias am eigenen
Leibe erfahren müssen…
    Es traten wider Erwarten keine Gardisten in ihre Zelle
ein... Anthalion selbst war erschienen und er sah sie mit einem zärtlichen
Lächeln an.
    Als sie sich vor ihm niederknien wollte, hinderte er sie
daran, indem er ihre Hand nahm und sie für einen Augenblick festhielt.
Looderas Knie waren weich vor Ehrfurcht, vor Liebe, doch auch vor Angst. Es war
bekannt, dass der Herrscher die Folterungen oft selbst vornahm, doch die
Zärtlichkeit seiner Berührung widersprach diesen Gedanken und
ließ Hoffnung in ihr aufkeimen, die von Anthalions Worten bestätigt
wurde.
    „Fürchte dich nicht, Loodera, du bist frei.“
    Loodera konnte es kaum glauben und obwohl sie erleichtert
war wie noch nie, schoss eine Frage durch ihre Gedanken.
    „Leathan?“
    Anthalion lächelte, doch das Ausmaß seiner
Schadensfreude vermochte er zu verbergen.
    „Er hat sich ergeben und uns somit beide gerettet.“
    *
    Anthalion hatte sie kurz darauf schon verlassen, doch
seine Gardisten führten Loodera nicht aus dem Palast hinaus, sondern sie begleiteten
sie zu luxuriösen Baderäumen. Dort überließen sie Loodera
in der Obhut von Anthalions Diener. So viel Aufwand wurde um sie gemacht, dass Loodera
sich fehl am Platz fühlte, dennoch... das warme, duftende Wasser, die
sanften

Weitere Kostenlose Bücher