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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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Massagen und die Fürsorge, mit der die Diener sie behandelten,
vollbrachten Wunder und ließen sie sogar ihre Sorge um Leathan verfliegen.
Die Schreckensstunden in den Kerkern des Palastes rückten in weite Ferne.
Als die Diener atemberaubend schöne Gewänder brachten, um sie
einzukleiden, stutzte sie jedoch.
    „Ich bin eine Novizin. Es ziemt sich nicht, dass ich eine
andere Kleidung trage, als die des Tempels…“
    Eine demütige, ältere Sklavin antwortete ihr.
Sie hielt dabei das Haupt respektvoll geneigt.
    „Herrin, wir gehorchen nur Anthalions Befehlen. Was sich
ziemt, entscheidet allein unser Gebieter.“
    Loodera sah die alte Frau freundlich an. „Bitte sieh mich
an und nenne mich nicht Herrin. Ich bin es nicht gewöhnt bedient zu
werden.“
    Die alte Frau zögerte, doch als sie den Kopf zu ihr
hob, lächelte sie und schien sich zu freuen, als habe sie sich danach
gesehnt, Freundlichkeit zu erfahren. Loodera streckte eine Hand aus und
ließ den feinen, schimmernden Stoff des Gewandes zwischen ihren Fingern
fließen. Sie kannte diese Art von Stoff nicht, doch er war
ungewöhnlich leicht und so weich wie Haut. Sie ließ zu, dass die
Dienerin sie einkleidete und schließlich betrachtete sie sich selbst in
einem großen Spiegel. Eine Fremde blickte ihr entgegen, doch Loodera
lächelte. Diese Fremde gefiel ihr und sie war froh, eine solche Frau
geworden zu sein.
    Das blaugrün schimmernde Kleid hatte sich an ihrem
Körper geschmiegt und betonte ihre Rundungen, ohne anzüglich zu
wirken. Ihre Haut war dank der Behandlungen der Diener noch samtiger als zuvor
und ihre Haare glänzten. Noch nie hatte sie darüber nachgedacht, wie
sie auf Männer wirkte, war sie doch in einer Stadt aufgewachsen, in der
zwischenmenschliche Beziehungen nur eine Nebenrolle spielten. Der Rat hatte
eine Verbindung zwischen ihr und Ruvin vorgesehen, doch als sie Ker-Deijas
verlassen hatte, war es noch nicht dazu gekommen und sie hatte es nie bedauert.
Nun da sie sich so sah, dachte sie zum ersten Mal seit Langem an diesen jungen,
freundlichen Krieger… Doch bald schon wurde ihr bewusst, wie ungern sie sich
ihm so gezeigt hätte… Nein, Ruvin hatte sie nie wirklich gekannt, nie
wirklich geschätzt. Nicht wie Anthalion, nicht wie ihr Gott… Nur er
vermochte es, ihr Herz schneller beben zu lassen. Wie sanft waren seine Berührungen
gewesen, wie weich seine Lippen, als sie in einem Augenblick des
unvorstellbaren Glücks die ihren berührt hatten. Konnte sie es wagen,
auf seine Nähe zu hoffen? Sie errötete vor ihren eigenen Gedanken und
die Dienerin lächelte zufrieden.
    „Du bist eine Schönheit, Herrin. Eine Schönheit
aus Güte erwachsen, die es sogar vermag, den Gott des Todes zu verzaubern.“
    „Er ist auch der Gott des Lebens, das so viel
Schönheit in sich birgt, dass es einer eigenen Göttin bedarf, um sich
der Schönheit anzunehmen.“
    „Ja, natürlich, verzeih mir, ich vergaß.“,
stammelte die Dienerin, als fürchtete sie sich plötzlich. Loodera
trug es ihr nicht nach, sie hatte die Worte der Dienerin bereits vergessen,
vollständig von ihren Tagträumen erfüllt. Doch plötzlich
schämte sich Loodera ihrer Gedanken, denn sie hatte Leathan schlicht
vergessen.
     
    Als Loodera aus den Baderäumen trat, erwarteten sie
bereits zwei Gardisten. Einer von ihnen wandte sich ihr zu.
    „Würdest du uns folgen, Herrin?“, fragte er mit
höflicher Zurückhaltung.
    „Darf ich fragen, wo ihr mich hinzuführen gedenkt?“
    „Natürlich, Herrin. Anthalion wünscht dich zu
sehen. Wir geleiten dich zu seinem Besprechungsraum..“
    Looderas Herz schien vor Freude zu zerspringen, denn ihre
kühnsten Träume schienen wahr werden zu wollen… Doch wieder
zügelte sie ihre Freude und wagte eine weitere Frage.
    „Wisst ihr, wo Leathan sich befindet?“
    Die Antwort des Gardisten kam nur zögerlich.
    „Verzeih uns Herrin, doch ich denke nicht, dass wir
befugt sind, darüber zu sprechen.“
    Das hatte sie erwartet, doch sie spürte wie ihre
Sorge nun ihre Freude trübte und wieder musste sie sich eines Gedanken
schämen, denn für einen Augenblick, verwünschte sie Leathan
dafür, dass seine Tat ihr die Freude des Augenblickes verdarb, da ihr Gott
sich ihre Nähe wünschte.
    *
    Loodera hatte die Speisen kaum angerührt, die auf
dem großen Tisch für sie hergerichtet worden waren. Sie war allein
in deisem großen Raum und fühlte sich verloren... Noch hatte
Anthalion sich nicht die Zeit für genommen... Der Platz den sie

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