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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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hohen Wellen
erkennen, die es beim Schwimmen aufwirbelte.
    Sihldan bemühte sich, sich unbeeindruckt zu zeigen.
Mehr um sich selbst zu beruhigen, sprach er die Wesen an, die er nicht sehen
konnte, dennoch in unmittelbarer Nähe vermutete.
    „Volk Selimkas, ich kenne euer Geheimnis! So wie ich euch
nicht fürchte, braucht auch ihr mein Volk nicht zu fürchten. Wir
leben an Land und überlassen euch die Herrschaft über die Meere.“
    Leathan hatte ihn davor gewarnt, wie schwer es war, mit
den Meereswesen zu kommunizieren, deren Sprache befremdend war. Sogar
telepathisch hatte sein Freund Schwierigkeiten gehabt, ihrem Denkmuster zu
folgen. Dennoch hoffte Sihldan, sein Verhalten würde seine Worte klar zum
Ausdruck bringen. Er spornte sein Pferd an, um sich in vollem Galopp der
Küste zu nähern, dabei richtete er seine Aufmerksamkeit jenseits des
Ungeheuers, auf die ruhigen Wellen unter denen er die Meereswesen Selimkas
vermutete. Da er sich auf diese Weise zwang, die Illusion nicht zu beachten,
erkannte er auch nicht, wie zwei Köpfe mit unzähligen Reihen scharfer
Zähne aus dem Wasser hervorschnellten. Er spürte nicht einmal mehr
die Gischt, die nur illusorisch aufgewirbelt wurde. Er hörte auch nicht
das Urgeschrei des Ungetüms durch die ruhige Landschaft hallen. Sihldan
wusste, dass er die Illusion besiegt hatte, als sein Pferd plötzlich ohne
erkennbaren Grund in Panik geriet. Das Tier konnte die Illusion dank der
Scheuklappen nicht sehen, doch anscheinend konnte es das Untier hören,
vielleicht sogar riechen und dessen stinkenden Atem wahrnehmen. Zum letzten Mal
in seinem Leben kämpfte das Pferd gegen die Befehle seiner Reiters an. Es
stieg, schlug aus und wehrte sich so wild, dass Sihldan zum ersten Mal seit
langem fluchend von seinem Pferd abgeworfen wurde. Das Tier galoppierte den Weg
zurück, doch das Ungeheuer war um einiges schneller und holte es ein…
Angst empfand Sihldan noch immer keine, doch während er sich von seinem
Fall erholte, blickte er vorwurfsvoll auf das Meer.
    „Was soll das? Lasst mein Pferd in Ruhe!“
    Kurz nachdem seine Stimme verklungen war, hörte er,
wie Vögel landeten und wieder das Schilf mit Leben erfüllten. Wohl
war das Ungeheuer verschwunden, doch für sein Pferd war es zu spät…
Es war nicht mehr in der Lage zu erkennen, dass die Gefahr vorüber war und
floh weiter in die tückischen Sümpfe hinein, wo es einen sicheren Tod
finden würde. Sihldan seufzte, er konnte ihm nicht mehr helfen. Einmal
mehr verlor er ein gutes Pferd.
    Die Meeresoberfläche glitzerte wieder friedlich in
der Sonne, unschuldig in ihrer Gleichgültigkeit… Es war an der Zeit, das
unbekannte Volk kennen zu lernen. Sihldan zog seine Stiefel aus, krempelte
seine Hosen hoch und ging langsam bis zum Ufer. Noch nie zuvor war er an einem
Strand gewesen und er fand es recht angenehm, obwohl der weiche Sand das Gehen
erschwerte.
    Sihldan beobachtete die kleinen Wellen, die das Land
streiften. Er hatte das Meer bisher nur bei Nacht betrachtet, als Leathan in
das Wasser gegangen war, um mit den Wesen des Meeres zu sprechen. Bei
Tageslicht war das Meer jedoch um einiges faszinierender. Beruhigend war der
Wellengang, sein regelmäßiger Klang, wenn er sich an Land brach. Die
endlose Weite, die unzählige Geheimnisse in sich zu wahren schien,
überwältigte ihn …
    „Selimka…“, flüsterte er ehrfürchtig, als sei
das Meer das Antlitz der Göttin selbst. Respektvoll trat er in das Wasser,
als beträte er etwas Heiliges. Er wunderte sich, wie warm das Wasser war…
Nicht nur wärmer als das der Flüsse, in denen er oft baden war,
sondern auch sicherlich wärmer, als das Wasser an der Küste
Anthalias, wo Leathan fast an Unterkühlung gestorben wäre. Er
spürte wie die Sandkörner zwischen seine Zehen rieselten und
plötzlich musste er lächeln.
    „Selimka, nun verstehe ich besser, weshalb du dieses
Reich als das deine auserkoren hast. Es ist wunderschön…“
    Er ging bis auf Wadenhöhe hinein, doch als eine
etwas größere Welle kam, wurde Sihldan darüber belehrt, wie
schwer es war, im Meer die Tiefe richtig einzuschätzen. Bis zur Taille
wurde er nass und er bedauerte es, sich nicht ganz ausgezogen zu haben, doch er
hatte nicht vor, jetzt kehrt zu machen. Er blieb im Wasser stehen und wartete…
Bald schon sah er, wie sich in der Ferne das Wasser leicht kräuselte.
Etwas näherte sich, doch nur langsam, als wolle es nicht bedrohlich
wirken. Erst als es einige Meter vor ihm zum Stillstand kam,

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