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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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von Mikdalis Clan ihm verraten hatten,
gab es hier einige, etwas festere Wege, die auch bei Flut nicht unter Wasser
standen. Sie waren leicht zu finden, allerdings blieb Sihldan höchst
angespannt, denn er war davor gewarnt worden, dass auch hier schon manchmal
sogar bei Ebbe die Ungeheuer lauerten. Es war nicht so, dass er seinen
Erinnerungen nicht traute, doch er wusste, falls ihn beim Anblick der
Seeungeheuer Angst übermannen würde, konnten die Illusionen ihn
töten. Er wollte sich vor der unheilvollen Begegnung etwas Zeit
gönnen, um sich selbst und vor allem sein Pferd an diese fremde Umgebung zu
gewöhnen.
    Der Weg führte an dicht bewachsenen Tümpeln
vorbei. In den hohen Gräsern konnte man Vögel hören, die laut
Mikdalis Clan hier nisteten. Diese Vögel hatten als Hauptnahrungsquelle
gedient, dazu hatte es noch kleinere Fische und Krebse gegeben, die man fangen
konnte, ohne sich zu lange nah am Wasser aufhalten zu müssen. Isentiens
Vorgänger hatten sich darüber gewundert, dass die Vögel trotz
der Seeungeheuer nicht längst ausgerottet waren, denn nicht nur Menschen
fielen den Ungeheuern zum Opfer, sondern auch die Tiere, die hier lebten. Es
war Sihldan schwer gefallen, sich an Leathans Anweisungen zu halten, vorerst
sein Wissen über die Meeresbewohner nicht mit dem fremden Clan zu teilen.
Doch am Ende hatte er geschwiegen, ohnehin wäre es wohl kaum
tröstlich für die Krieger Mikdalis zu erfahren, wie leicht sie ihren
Clan vor Hunger hätten schützen können, nun da es dafür zu
spät war.
    Nach nur einer Stunde in dieser fremden Landschaft hatte
sich Sihldans Pferd offensichtlich an seine Umgebung gewöhnt, denn es
scheute nicht mehr bei jedem fremden Geräusch. Sihldan stieg ab. Er
spürte den weichen Boden unter seinen Füßen und leise Zweifel
überkamen ihn. Auch wenn er die Ungeheuer nicht zu fürchten brauchte,
musste er auf die anderen Gefahren achten und vor allem nicht vom Weg abkommen,
wo er riskieren würde, von dem sumpfigen Untergrund verschluckt zu werden.
Aus seiner Satteltasche nahm er seine neue Trense und machte sich daran, diese
seinem Pferd anzulegen. Seine Frau Darha hatte Scheuklappen daran genäht,
die dem Pferd nur noch einen Tunnelblick in Richtung Boden erlaubten. So hoffte
Sihldan, dass das Tier nicht zu Tode erschrecken würde, wenn sie auf ihr
erstes Ungeheuer treffen würden.
    Wieder brauchte sein Pferd etwas Zeit, um sich an die
neuen Gegebenheiten zu gewöhnen. Sihldan ritt erst nur langsam weiter. Das
Vertrauen zwischen Tier und Reiter war zum Glück bei den Nomadenclans
groß. Sein Pferd gewöhnte sich verhältnismäßig rasch
daran, nur noch wenig sehen zu können und sich vollends auf die Befehle
seines Reiters verlassen zu müssen.
    Als sich nach zwei Stunden der Weg teilte, wählte
Sihldan die Abzeigung, die Richtung Meer führte und von Mikdali selbst als
Weg ohne Wiederkehr beschrieben worden war. Keiner der Reiter, der diesen Weg
gegangen war, hatte überlebt, so gab es niemand, der darüber
hätte berichten können, was Sihldan dort vorfinden würde. Nach
nur wenigen Minuten wurde der Grund für das Verschwinden all seiner
Vorgänger offenbart. Der Weg ging leicht bergab in eine faszinierende
Landschaft hinein, die sich so weit erstreckte, wie das Auge reichte. Die
sumpfige Küste vereinte sich hier mit dem Meer, das in der Ferne silbrig
in der Sonne glitzerte. Nur noch eine dünne Landzunge führte auf das
Meer hinaus, wie ein Pfad der geradewegs ins Verderben führte.
    Sihldan hielt die Zügel so, dass sein Pferd seinen
Kopf senken musste und die Landschaft dank seiner Scheuklappen nicht sehen
konnte, dann erst brachte er das Tier zum Stillstand. Eine leichte Brise
umspielte das Schilf, das Rauschen der Gräser vermischte sich mit dem
Rauschen des Meeres, beruhigend und unheilvoll zugleich… Etwas stimmte an seiner
Umgebung nicht, etwas hatte sich verändert… Sihldan brauchte eine Weile,
ehe ihm bewusst wurde, dass der Gesang der Vögel es war, der ihm
plötzlich fehlte. Fast gleichzeitig mit dieser Erkenntnis, schien sich
sein Pferd anzuspannen… seine Hufe suchten Halt in dem weichen Sand, als
bereite es sich auf die Flucht vor. Sihldan presste die Schenkel etwas enger an
seinem Sattel und zog die Zügel leicht an. Keinen Augenblick zu früh,
wie ihm plötzlich bewusst wurde, als sich sein Blick auf etwas Gigantisches
richtete, das sich von den Tiefen des Meeres in rasanter Geschwindigkeit
näherte. Noch war es unter Wasser und man konnte nur die

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