Die Quelle
man sich eines Sieges nie sicher. Im
Gegensatz zu euch habe ich genug Schlachten erlebt, um das zu wissen. Wer
führt eure Armee an?“
Entweder hatte sich Sulidian von ihrer Direktheit
anstecken lassen, oder etwas trieb ihn zu Eile. Mehana musste kurz darüber
nachdenken, wie skurril es war, dass sie einen Kriegsherrn wie Sulidian in eine
Schalcht anführen sollte, doch dies war ihr Schlachtfeld, entsprechend
musste sie antworten.
„An dieser Front bin ich es.“
Sulidian konnte nicht verbergen; wir sehr es ihn
erstaunte.
„Verzeih, aber es ist für mich unüblich, einer
Frau auf einem Schlachtfeld zu begegnen. Ebenso unüblich ist es, eine
Armee von jemandem anführen zu lassen, der selbst kein Krieger ist. Ich
nehme jedoch an, dass eure Taktik eher auf euren magischen Fähigkeiten
beruht…“
Mehana erinnerte sich noch an ihre ersten Begegnungen mit
Sihldan. Ihm war es wesentlich schwerer gefallen, sich an die Bräuche
ihres Volkes zu gewöhnen.
„Ich habe einst die Kriegskunst erlernt, doch seit Jahren
schon habe ich kein Schwert mehr in der Hand gehalten. Wie du zu Recht
vermutest, liegt meine Kraft eher in der Energie der Quelle. Lass uns über
die bevorstehende Schlacht beraten, wenn es dir beliebt... Es wäre
töricht von mir, nicht den Rat eines erfahrenen Kriegsherren, wie du einer
bist, anzunehmen.“
„Dafür haben wir kaum noch Zeit. Die Armee
Anthalions wird bald schon eintreffen, wir hatten nur eine Stunde Vorsprung.
Sie sind vierhundert an der Zahl.“
Nur ein Gedanke Mehanas, und ihre Krieger waren
darüber informiert. Eile war in der Tat geboten.
„Unser Plan ist recht einfach: wir lassen die Schlucht
vor ihnen und hinter ihnen einstürzen. Damit sind sie eingekesselt und
können keine Bedrohung mehr darstellen. Die wichtige Frage ist: Reiten
Priester mit den Soldaten?“
Sulidian betrachtete nachdenklich die hohen
Felswände. An seiner Antwort konnte Mehana erkennen, dass er keinen
Augenblick lang an den Fähigkeiten ihres Volkes zweifelte. Vielmehr dachte
er daran, sie geschickter einzusetzen.
„Sie haben Priester dabei, mächtige Priester.
Weshalb willst du die Felswände nicht direkt auf eure Feinde
einstürzen lassen? Wenn ihr die Gunst der Überraschung nutzt,
würden die Priester keine Zeit finden, um zum Gegenschlag auszuholen.“
Mehana zögerte. „Das hat Krial auch gesagt. Er ist
unser Berater, vom Volk der Baseff. Doch wir möchten nicht unnötig
töten. Wenn die Soldaten eingekesselt sind, werden sich die Priester
selbst verraten und wir werden sie gezielt eliminieren können. Ohne Magie
werden sich die Soldaten von den Felsmassen nicht rechtzeitig befreien
können, um noch eine Rolle in diesem Krieg zu spielen. Auch unsere Gegner
haben ein Recht zu überleben.“
Sulidian musste lachen. „Ich hätte gerne das Gesicht
eures Baseff-Freundes gesehen, als ihr ihm das gesagt habt!“
Mehana lächelte, als sie sich Krials wutentbranntes
Gesicht in Erinnerung rief.
„Nun, er ist seit fast zehn Monaten bei uns, ich denke,
inzwischen hat er sich damit abgefunden, dass wir nicht gerne töten.“
Sulidian warf einen kurzen Blick hinter sich, dort, wo in
Kürze Anthalions Armee erscheinen würde.
„Wenn ein Baseff es akzeptieren kann, dann werden wir es
sicherlich auch können... Wie wollt ihr die Priester töten? Durch
Magie?“
„Ja, aber nicht nur. Wir haben Bogenschützen
postiert.“
„Gut.“
Nur ein Blick und eine unauffällige Geste zu seinen
Kriegern reichte Sulidian, um zwanzig Bogenschützen zu sich zu befehlen.
Kurz darauf kletterten sie die Felswand hinauf, von der
Mehana gerade heruntergestiegen war. Mehana gab letzte telepathische
Anweisungen an Ruvin, doch plötzlich fühlte sie, wie ein dunkler
Schleier sich über ihre Gedanken legte. Sie kannte dieses Gefühl
schon und erschauderte. Als sie es das letzte Mal gespürt hatte, war
Ker-Deijas unter dem Angriff der Götter fast zerstört worden.
„Die Götter!“, rief sie laut und sandte gleichzeitig
ihren Geist gen Himmel.
Sulidian kannte Mehana erst seit wenigen Minuten, doch
der Eindruck, den er von ihr gewonnen hatte, war der einer selbstbewussten
Frau, die sicherlich nicht schnell aus der Fassung geriet. Die Furcht, die sich
plötzlich auf ihr Gesicht abzeichnete, ließ auch ihn erschaudern. Er
folgte ihrem Blick gen Himmel und entdeckte, was sie zuvor schon gespürt
hatte. Eine dicke Wolkendecke zog sich zusammen, ungewöhnlich schnell,
unnatürlich dunkel… Sie war aus dem Nichts
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