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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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den
Bergen entgegen. Er dachte sowohl an Leathan als auch an Anthalion und an sein
eigenes Verderben.
    Noch nie war ihm die üppige Prärie so
bedeutungslos und blass vorgekommen. Er betete in aller Stille zum ersten Mal
seit langem, während sein Pferd ihn seinem Schicksal näher brachte.
    ‚Kegalsik, ich bitte dich, lass mich erkennen wo sich
mein Feind verbirgt!’
    Doch wie immer blieben seine Gebete unbeantwortet. Noch
nie hatte er sich so sehr gewünscht ein Zeichen zu erhalten. Er atmete
tief ein. Der Geruch von Lavendel erfüllte seine Sinne. Lavendel, die
Blume, die die Schönheiten Anthalias verwendeten, um ihre Körper noch
betörender erscheinen zu lassen… das Symbol Balderias…
    Einige hielten Balderia inzwischen für die
mächtigste Göttin Anthalias, die Herrin der Rebellen. Er dachte
zurück an die Nachrichten, die schleppend bis zu seinem Clan gelangt
waren. Anthalia focht zurzeit einen Kampf mit sich selbst aus. Statt die
gesamte Armee Anthalions gegen Ker-Deijas richten zu können, war ein
Großteil der Armee in der Heimatstadt geblieben, wo die Anhänger
Balderias versuchten die Herrschaft zu übernehmen. Das Volk erhob sich
gegen Anthalion, nun da Balderias Macht gewachsen war. Die Fronten waren
unklar, denn viele Anhänger der anderen Götter konnten sich für
keine Partei entscheiden und warteten anscheinend nur darauf, erkennen zu
können, wo sich ein künftiger Sieger herausprofilierte, um sich
rechtzeitig auf die richtige Seite zu stellen. Balderia war zwar keine
Kriegergöttin, doch jeder Mensch wusste, wie sehr ihr Zorn zu
fürchten war.
    ‚Balderia… Selten habe ich zu dir gebetet, doch ich bitte
dich in diesem Augenblick der Not, mich erkennen zu lassen, wie ich meinen
geliebten Clan am besten führen kann…’
    Doch auch Balderia schien stumm zu bleiben…
    Obwohl…
    Der Anführer Anthalions Armee gesellte sich in genau
diesem Augenblick zu ihm. Konnte es Zufall sein, dass er noch während
Sulidian von Zögern geplagt war, seinen Befehl erteilte?
    „Vergiss nicht deinen Männern auszurichten, dass
sowohl die Frauen als auch die Kinder der Hexer nicht verschont werden sollen.
Anthalion wünscht es, das Volk vollständig auszurotten.“
    Ohne auf Sulidians Antwort zu warten, ließ der
Armeeanführer sein Pferd zurück zu seinen Truppen traben. Nicht nur
die Arroganz die der Anführer ausstrahlte war Sulidian zuwider, auch die
gleichgültige Kälte, mit der er diesen unmenschlichen Befehl
ausgesprochen hatte, ließ Sulidian erschaudern. Er musste die
unerträglichen Bilder bekämpfen, die in seinem Geist aufflackerten.
    Auch wenn er schon viele Männer im Kampf besiegt
hatte und öfter als er zählen konnte, den Tod gebracht hatte, so
hatte er niemals in seinem Leben ein Kind getötet. Die Nomadengesetze
waren klar wie die Kristallgläser Anthalias: Kinder und Frauen besiegter
Feinde wurden verschont. Immer.
    Er war nicht dazu bereit, sein Schwert mit dem Blut eines
Kindes oder einer Frau zu besudeln! Niemand in Sulidians Clan war bereit
dafür!
    Einmal mehr bedauerte Sulidian, Anthalion die Treue
geschworen zu haben, denn zum ersten Mal in seinem Leben würde er einen
Schwur brechen müssen.

Kapitel 16
    ‚Es ist so weit’, dachte Mehana, und ihr Gedanke hallte
wie ein Echo durch die Gedanken ihrer Krieger nach. Sie fühlte, wie sie
sich anspannten, bereit ihre Befehle zu befolgen. Sie hatten sich auf der
westlichen Seitenwand der Schlucht verteilt, jeder von ihnen hinter Felsen oder
in einer der Felsspalten vor den Augen derer versteckt, die nun die Schlucht
betraten. Mehana ahnte, die in etwa hundert Nomadenkrieger die langsam voran
ritten, bildeten nur die Vorhut. Sie würden als Erste sterben müssen,
um der eigentlichen Armee Anthalias den Weg zu ebnen. So hatte es Krial
vorausgesagt. So hatten es ihr ihre Visionen bestätigt. Sie hatte freien
Blick auf die Schlucht und war bereit den Plan Krials auszuführen… Doch
etwas irritierte sie. Derjenige, der offensichtlich der Nomadenanführer
war, hatte inmitten der Schlucht sein Pferd zum Stillstand gebracht und sah
nach oben, als würde er die karge Felslandschaft nach etwas absuchen.
Wusste er, dass er seine Krieger geradewegs in eine Falle hineingeführt
hatte? Natürlich musste er es wissen, wenn er auch nur ein wenig
strategisches Denken für sich beanspruchen konnte! Dennoch hatte er keinerlei
Vorsichtsmaßnahme ergriffen. Seine Krieger saßen allesamt auf ihren
Pferden, statt nach einer Deckung zu suchen, als lieferten

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