Die Quelle
lächelte
jedoch nur.
Beide kreisten umeinander und versuchten sich gegenseitig
einzuschätzen.
Der König konnte fühlen, wie das Leben sein
Herz zum Rasen brachte und er konnte es kaum erwarten, vom Fluch befreit sich
endlich auf seinen Gegner zu stürzen. Ungeduld ließ ihn seinen
ersten Fehler machen.
Ohne auf seine Deckung zu achten, stürmte er auf den
Krieger los, der dem direkten Angriff mühelos auszuweichen vermochte.
Plötzlich war des Königs Rücken frei und Anthalions
Heeresanführer stach zu. Er durchbohrte die Lunge des Königs, was
für jeden anderen Menschen den Tod bedeutet hätte.
König Leathan verspürte jedoch kaum Schmerz und
er hatte nicht vor, seine Freude darüber zu verbergen. Er hörte, wie
sein schallendes Lachen durch den Wald hallte. Er sah, wie sowohl Freunde als auch
Gegner daraufhin erstarrten, als könnten sie alle spüren, wie
mächtig er war, als könnten sie alle spüren, zu welchen
Verwüstungen er fähig war. Er war unbesiegbar! Der König drehte
sich zu seinem Gegner um, seine Augen leuchteten und er lachte erneut,
während seine Wunde sich wieder verschloss, wie er es erwartet hatte.
„Du kannst mich nicht töten! Diesen Kampf wirst du
verlieren, denn die Erinnerungen meines Volkes halten mich am Leben und geben
mir Kraft, während du mit jedem Hieb schwächer wirst.“
Siegessicher holte er zu einem weiteren ungeschickten
Schlag aus. Abermals wich sein Gegner ihm aus und durchbohrte ihn mit seinem
Schwert. Abermals lachte der König und er konnte die zunehmende
Unsicherheit in den Augen seines Gegners erkennen. Zögerlich wirkte der
Armeeanführer, was der König zu nutzen wusste. Nun war es sein
Schwert, das Blut kosten durfte und der Anführer von Anthalions Armee
brach zusammen. Er gab sich dem Tod hin, wohl meinte er, keinen Grund zu haben,
sich zu fürchten, hatte er doch ein Leben lang dem Gott des Todes gedient.
Esseldan erhaschte die Gedanken des Geistes, das sich aus
dem toten Körper löste… Der Anführer der Armee war erleichtert,
nicht mehr in das Antlitz des unsterblichen Monsters blicken zu müssen,
das ihn in den Tod geschickt hatte. Esseldan konnte diesem Gedanken nur
zustimmen. Was war aus dem legendären, weisen König geworden?
Esseldan konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Von seinen Leuten
unbemerkt sank er langsam zu Boden. Er hatte nicht mehr die Kraft seine Augen
offen zu halten, dennoch vermochte er telepathisch dem weiteren Verlauf der
Kämpfe zu folgen. Er sah durch die Augen anderer, wie der König in
einem tödlichen Rausch zwischen die Feinde sprang, die Hiebe ignorierend,
die seinen Körper trafen ohne Spuren zu hinterlassen. Er schlug um sich
auf seine Feinde ein, ob sie fliehen wollten oder nicht. Er erhörte ihre
Schreie nicht, er erhörte ihr Flehen nicht. Es war, als wolle er, nun da
er wieder lebendig war, seine Macht beweisen und die Feinde seines Volkes so
lange verfolgen, bis sie ausgelöscht waren.
Es dauerte nicht lang, bis Anthalions Krieger vor dem
Angriff des unsterblichen Königs zurückwichen und in Panik flohen.
Esseldan gab seinen letzten telepathischen Befehl.
‚Lasst sie fliehen, nicht verfolgen.’
Der König blieb abrupt stehen. Esseldan hatte so
viel Willenskraft in seinen Befehl gesetzt, wie er nur konnte und somit
bewirkt, dass er den Rauschzustand des Königs beendet hatte. König
Leathan nahm wieder Haltung an, während Esseldan das Bewusstsein verlor.
Die Krieger vom Volk der Wächter, die nicht verletzt
waren, versammelten sich um ihren König. Seine Aura hatte sich
plötzlich wieder in die des weisen Königs gewandelt, auf dessen
Rückkehr sie so lange gehofft hatten. Er wirkte mächtig, ruhig,
besonnen… Jeder der die Änderung beobachtete, konnte sich kaum noch
vorstellen, dass dieser König derselbe war, der kurz zuvor lachend ein
Massaker angerichtet hatte. Viele trauten ihren eigenen Erinnerungen nicht und
verdrängten, was sie kurz zuvor gesehen hatten. Jetzt stand vor ihnen
König Leathan.
Der lang ersehnte Augenblick war endlich gekommen. Sie
hatten wieder einen König, der sie führen würde.
Kapitel 24
Von Sulidian und einer Handvoll Nomadenkriegern
flankiert, betrat Mehana Ker-Deijas. Sie spürte, wie die losen Fesseln,
die ihre Hände im Rücken zusammenschnürten, sich allmählich
lösten, so hielt sie selbst die kurzen Stricke fest, um vor dem näher
tretenden Gardisten den Schein zu wahren. Sulidian musterte mit dem richtigen
Maß an Arroganz den Gardisten, der das
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