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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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Tor der Stadt geöffnet hatte.
    Der Gardist hieß Sulidian willkommen, doch Mehana
ließ ihm keine Zeit, mehr Floskeln auszusprechen. Sie hatte bereits
Kontakt zu den Ratsmitgliedern aufgenommen, sie hatten alle gemeinsam Energie
in sich aufgenommen und waren bereit, ihre geliebte Stadt über der
feindlichen Armee zusammenbrechen zu lassen. Der Angriff musste jetzt
stattfinden. Plötzlich ließ Mehana die Fesseln fallen, hob ihre Arme
und richtete ihre Welle der Zerstörung auf das erste Gebäude
unmittelbar in ihrer Nähe. Ihre eigene Sicherheit überließ sie
den Nomadenkriegern. Sie konnte spüren, wie von allen Seiten der Stadt
ähnliche zerstörerische Klänge ertönten: die Steine der
Fundamente bebten bereits. Die Falle schnappte zu.
     
    Sulidian wartete nicht darauf zu erfahren, was geschehen
würde. Ehe der Gardist sich von seinem Erstaunen erholen konnte, steckte
eine Klinge in seiner Brust und die Soldaten, die ihm zu Hilfe eilen wollten,
folgten, dank Sulidians Kriegern, dem Schicksal des Gardisten. Leise und
wortlos hatten die Nomaden den Bereich des Eingangstores in ihre Gewalt
gebracht, doch Sulidian konnte nur hoffen, dass Mehanas Kräfte bald mehr
ausrichten würden als nur ein leichtes Beben, denn das Verschwinden der
Torwachen würde nicht lange unbemerkt bleiben.
    Nach nur wenigen Sekunden hörte das Beben auf.
    Die Stadt stand nach wie vor unversehrt in ihrer vollen
Pracht. Sulidian wusste nicht recht, ob er sich darüber freuen sollte, den
Anblick doch noch auskosten zu dürfen, oder ob er sich sorgen musste. Er sah
fragend zu Mehana. Ihr entsetztes Gesicht war Antwort genug, doch sie sprach
sie mit bebender Stimme aus.
    „…Der See... Die Quelle ist versiegt. Wir haben
verloren.“
    Die Erkenntnis sich selbst schutzlos dem feindlichen Lager
ausgeliefert zu haben, ließ Sulidian rasch um sich schauen. Er hatte
nicht vor heute und hier zu sterben, doch noch sah er keine Auswege. Leider
kannte er sich in dieser Stadt nicht gut aus, und der kleine Teil, den er von
hier aus sehen konnte, bot keinerlei Verstecke oder Fluchtwege. Seine Kenntnis
von der großen Stadt Gowiriali half ihm jedoch bei seinen
Überlegungen und er bemerkte rasch einen kleinen Wasserfall in ihrer
Nähe, der in den Boden sickerte, anstatt einen Fluss durch die Stadt zu
bilden. Er konnte Schritte hören, ihre Feinde hatten bereits das Fehlen
ihrer Wachen bemerkt, doch noch waren sie allein, noch gab er sich nicht
geschlagen. Wie Sulidian es oft für Gowirialis Armee und
anschließend für Anthalions Armee getan hatte, brauchte er nur
wenige Augenblicke, um den Grundriss eines neuen Plans zu entwickeln.
    „Wie sieht euer Bewässerungssystem aus?“, musste er
wissen und zwang Mehana, nicht länger um den Verlust zu trauern, sondern
stattdessen in die Zukunft zu blicken.
     
    Die Regentin zuckte zusammen und überwand ihr
Entsetzen. Sie versuchte in Sulidians Gedanken zu lesen, um die aufkeimende
Idee in seinem Geist genauer nachvollziehen zu können, doch auch hier
spürte sie bitter, wie machtlos sie ohne den See der Quelle war. Ohne
magische Kräfte konnte sie die Gedanken von Nicht-Telepathen nicht mehr
erfassen. Die Schritte der Soldaten kamen näher und zwangen sie, ihr
Zögern abzulegen. Sulidian hatte richtig geraten. Im
Bewässerungssystem würden sie sich verstecken können.
    „Folgt mir!“
    Mehana kannte ihre Stadt, dies war ihr einziger Vorteil,
diesen mussten sie nutzen. Sie führte die Nomadenkrieger rasch in die
Spinnerei in ganz unmittelbarer Nähe. Sie wusste, der Wasserbedarf war
hier groß, denn die Wolle musste gewaschen werden, so musste es hier
einen Zugang zum Kanalsystem ihrer Stadt geben, der groß genug war, um
von Menschen betreten zu werden. Das laute Plätschern des Wassers gab ihr
Recht. Im Innenhof des Gebäudes, das sie seit ihrer Kindheit nicht mehr
betreten hatte, floss ein breiter Wasserstrahl entlang einer Rinne. Am Ende des
künstlichen Baches war ein Gitter angebracht, das wohl Wollreste auffangen
sollte, ehe das Wasser in den Boden hineingeleitet wurde. Sulidian rannte durch
den Hof, während seine Männer ohne auf Befehle zu warten, sich mit
gezogenen Bogen hinter den Kolonnaden postierten, ihren Blick auf den Eingang
gerichtet. Mehana suchte sich ebenfalls ein Versteck und bedauerte es zum
ersten Mal seit langem, nicht bewaffnet zu sein. Natürlich war es lang
her, seit sie die Trainingsarena betreten hatte, doch Bogenschießen hatte
sie sicherlich nicht verlernt. Sie sah zu Sulidian,

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