Die Quelle
Schlag zu
versetzen. Eine Handbewegung reichte Anthalion, um durch eine Energiewelle
Sihldans Schwert aus seiner Hand zu schleudern.
Die Stimme des Gottes hallte furchterregend durch die
Lichtung.
„Verräter!“
Sihldan richtete sich auf, sein Blick wurde härter
denn je, denn er wollte stolz in den unvermeidlichen Tod gehen. Im Augenwinkel
erkannte er erleichtert, dass den meisten seiner Männer die Flucht
gelungen war. Er brauchte sich nicht vor dem Tod zu fürchten, er hatte
seine Pflicht erfüllt.
Anthalion hob die Arme. So harmlos hätte diese Geste
gewirkt, doch Sihldan wusste es besser. Er wusste, Anthalion würde ihn mit
Hilfe seiner magischen Kräfte zermalmen.
Sihldan hatte sich bereits mit dem Tod abgefunden, als er
plötzlich Leathans Gedanken in sich erkannte. Die Anwesenheit seines
Freundes hatte er auf diese intensive Art und Weise noch nie verspürt. Es
war, als würde er plötzlich eins mit ihm werden und ungewohnte Macht
erfüllte seinen Körper. Die tödliche Energiewelle Anthalions
drang in Sihldans Körper ein, bahnte sich einen Weg durch seine Adern,
erfüllte ihn mit Schmerz, den er jedoch kaum Zeit hatte wahrzunehmen, denn
Leathans Geist entzog ihm die zerstörerische Energie, nahm sie in sich
auf… Sihldan fühlte, wie die überwältigende Macht regelrecht aus
seinem Körper gerissen wurde und zu Anthalion zurück schoss. Im selben
Augenblick, da Leathan ihn von der Energie befreit hatte, war dessen Geist
wieder fort. Jede Faser in Sihldans Körper fühlte sich plötzlich
kraftlos an, geschwächt von der Macht der Magie, für die er nicht
geschaffen war. Er wankte und sein Blick verschleierte sich, während
Anthalion sich von dem Rückschlag allmählich zu erholen schien.
Ehe er in Ohnmacht fiel, hörte Sihldan, wie jemand
ihm etwas Unverständliches zuflüsterte. Er glaubte die Stimme von
Khalen zu erkennen und er spürte, wie ein Arm sich um seinen
Oberkörper legte, um ihn auf ein Pferd zu hieven.
*
An der Seite Esseldans stürmte König Leathan in
die Schlacht hinein. Nach Jahrhunderten der Einsamkeit, prallte das Chaos des
Schlachtfeldes auf ihn ein und überflutete seinen Geist mit neuen
Eindrücken. Die Schreie der Krieger, das Adrenalin in seinem Blut, das
Klirren der Waffen… Alles um ihn war so wirr, dass er sich plötzlich wie
in einem Rausch fühlte. Statt seinen Angriff fortzuführen, blieb er
regungslos stehen und sog die Atmosphäre in sich auf. Er konnte
telepathisch die Nähe seiner Leute spüren, ihre Hoffnungen und
Ängste überfluteten ihn. Einige hatten seine Anwesenheit schon
bemerkt und ihre Hiebe wurden noch kraftvoller, als haben sie den Beweis
dafür gefunden, dass trotz des Verlustes der Quelle ihr Kampf schon den
ersten Sieg gebracht hatte. Der König lächelte den verblassenden
Erinnerungen der Jahrhunderte zu: ja, das Warten hatte sich gelohnt. Noch nie
hatte er sich so lebendig gefühlt wie in diesem Augenblick.
Erst als Esseldan an seiner Seite vor Schmerz aufschrie,
wurde König Leathan bewusst, dass er an dem Geschehen teilhaben musste. Er
löste sich aus seiner Erstarrung mit einem gefährlichen Lächeln
auf den Lippen. Der stämmige Anführer von Anthalions Heer hatte sich
einem Zweikampf mit Esseldan gestellt. Plötzlich ohne magische Kräfte
kämpfen zu müssen, war für Esseldan eine ungewohnte Situation
und obwohl er sogar diesen Fall in seinem Training bedacht hatte, war er dem
Krieger Anthalias anscheinend nicht gewachsen.
Die kräftigen Hiebe durchbrachen immer wieder seine
Abwehr und Blut sickerte aus vielen Wunden, während er kaum noch in Lage
war, seinem eigenen Schwert genug Schwung zu verleihen, um überhaupt
seinem Gegner gefährlich zu werden. Sein Gegner holte abermals aus. Als
würde er einen Rundschlag mit einem Vorschlaghammer vollführen,
verlieh er seinem Schwert genug Schwung, um einen letzten tödlichen Schlag
zu landen. Mit voller Wucht lenkte er die Waffe präzise in Richtung von
Esseldans Schädel, doch genau in dem Augenblick, da der Hieb ihn
hätte treffen müssen, trat König Leathan in den Kampf ein.
Er hatte das Schwert eines toten Soldaten aufgehoben,
keinen Augenblick zu früh, den jetzt fing seine Klinge das Schwert ab, das
Esseldans das Leben gekostet hätte. Der Anführer von Anthalions Armee
sah sich einem neuen Gegner gegenüber stehen… Einem, dessen fast
geisterhaftes Erscheinen ihn zutiefst anzuwidern schien. Er verzog den Mund in
einer Grimasse, die eindeutig von Ekel zeugte. Der König
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