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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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möglich gewesen wäre, ohne Hilfe von Magie
eine solche Konstruktion zu erbauen.
    Mehana übernahm von da an die Führung. Den Damm
kannte sie offensichtlich gut, denn sie zögerte keinen Augenblick lang,
obwohl die umgebende Dunkelheit ihre Sicht beeinträchtigte. Plötzlich
blieb Mehana so abrupt stehen, dass Sulidian, der dicht hinter ihr gegangen
war, sie versehentlich anrempelte. Er fing sie knapp am Arm auf und sah sie
verärgert an.
    „Was ist los?“
    Mehana hob die Hand, um Stille zu gebieten und Sulidian gehorchte,
als er die Sorgenfalten sah, die sich auf ihrer Stirn bildeten. Nur wenig
später übermittelte sie ihm die Botschaft, die sie von Ruvin
empfangen hatte.
    *
    Es war nur ein Aufschub des Unvermeidlichen. So zumindest
dachten die meisten der Gefangenen, die den Weg von den Bergen hinab zur Stadt
gingen. Sie waren über tausendfünfhundert Männer, Frauen und
Kinder und dennoch waren sie nicht in der Lage gewesen, gegen
hundertfünfzig Soldaten Anthalions zu siegen.
    Ruvin quälte sich den Weg entlang. Blut sickerte aus
einer klaffenden Wunde aus seiner Schulter, doch es war nicht dieser Schmerz,
der ihn quälte. Er war nicht in der Lage gewesen, sein Volk zu
schützen. Er hatte mit seinen dreißig Soldaten gekämpft und
gehofft, er könne dank der magischen Kräfte siegen. Er hatte keinen
Alternativplan gehabt, er war nicht in der Lage gewesen, richtig zu reagieren,
als die Quelle plötzlich versiegt war. Die meisten Bewohner von Ker-Deijas
waren zwar keine Krieger, doch wäre es nicht möglich gewesen, trotz
Mangel an Übung ihre Überzahl zu nutzen? Er spürte, wie
Tränen der Trauer sich mit Tränen der Wut vermischten und er
wünschte sich, er könne rückgängig machen, was er
versäumt hatte. Er wusste, dass er zu viel Blut verlor, um noch lange
über seine Fehler nachdenken zu können, denn bald schon würde er
sterben.
    Würde seine Seele sich noch lange mit seinem
Versagen plagen?
    Er wünschte sich, so schnell wie möglich ein
neues Leben beginnen zu können… Als was würde er wiedergeboren
werden? Als Beutetier? Als Raubtier? Was würde seine Seele wählen? Im
Augenblick erschien ihm alles recht, was ihm Vergessenheit schenken konnte und
er hoffte, nicht als Mensch wiedergeboren zu werden. Trotz seiner Trauer und
der Aussichtslosigkeit der Lage, versuchte er ständig Mehanas Gedanken zu
finden, während seine Füße sich fast eigenständig
bemühten auf den mit Geröll übersäten Weg, Halt zu finden.
Telepathie war das einzige, was ihnen zurzeit nicht verwehrt war, doch
wahrscheinlich war die Regentin zu beschäftigt oder zu weit weg.
    Ruvin war nicht alleine auf der telepathischen Suche nach
Rettung.
    Er spürte, wie all diejenigen, die sein Schicksal
teilten, gedanklich versuchten Mehana zu finden… und plötzlich war sie da,
in den Gedanken aller. Mehanas Ruhe und ihr Selbstbewusstsein ließ sie
einen Augenblick lang ihre Trauer vergessen und langsam blitzte Hoffnung in
ihren geschlagenen Gedanken auf.
    Ruvin wurde langsamer. Das fiel nicht weiter auf, denn
seine Verletzung rechtfertigte allemal einen Schwächeanfall. Als er
endlich auf Lissieks Höhe zurückgefallen war, passte er sich wieder
der Laufgeschwindigkeit der Gruppe an. Er ging eine Weile stumm neben den
Nomaden, an dessen Seite er den Niedergang von Anthalions Soldaten beobachtet
hatte. Es schien schon lang her zu sein, dennoch waren nur wenige Stunden
vergangen, seit Mehana mit Hilfe Iridiens den ersten Sieg für ihr Volk
geholt hatte. Ruvin sprach den Nomaden erst an, als er sicher war, dass Niemand
sonst in Hörweite war.
    „Ihr seid noch immer auf unserer Seite, höre ich
gerade…“
    Lissiek nickte kaum merklich und sprach unauffällig
durch die Zähne.
    „Natürlich. Hast du etwa daran gezweifelt? Sulidian
ist bei Mehana, Drassil führt uns hier an, er hat aber noch keinen Plan. Euch
in die Stadt zu führen, dient nur dazu, Zeit zu schinden. Sobald wir
ankommen, werden Anthalions Soldaten merken, dass Drassil gelogen hat und sie
werden nicht nur euch sondern auch uns abschlachten. Wie viele deiner Leute
können eigentlich kämpfen?“
    Ruvin war wieder bedrückt.
    „Wir waren nur dreißig Krieger, die meisten sind
jetzt tot. Auch ich werde kaum noch etwas ausrichten können. Was aber
unser Eintreffen in Ker-Deijas betrifft, habe ich neue Informationen. Wenn wir
nicht bald eine lange Rast einlegen, werden wir alle in ihr ertrinken, denn sie
wird von Sulidian und Mehana bald überflutet werden.“
    „Ich

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