Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
Vom Netzwerk:
zusammennähte. Es wunderte Drassil kaum, dass Histalien sich erneut
angewidert abwandte. Drassil beobachtete die Szenerie jedoch genauer. Ruvin und
Sulimar schienen aus der Ferne Blickkontakt zu halten. Es wirkte, als ob der
alte Mann dem jungen verletzten Krieger Halt bot... es wirkte, als ob der alte
Sulimar mit ihm litt. War das Volk der Wächter fähig durch Telepathie
den Schmerz aufzuteilen? Wenn ja, dann war es ein wahrlich beneidenswertes
Volk! Midriek hatte seine Arbeit beendet und Histalien zeigte erneut ungeduld.
    „Seid ihr so weit? Können wir gehen?“
    „Midriek, was meinst du?“, gab Drassil die Frage weiter.
    „Er wird nur überleben, wenn sich die Wunde nicht
entzündet und das ist unwahrscheinlich. Er wird den Tag überstehen,
aber es wäre besser, wenn man ihn trägt. Er hat zu viel Blut
verloren.“
    Histaliens Geduld schien aufgebraucht zu sein. „Ob sie
ihn tragen wollen, sollen die Hexer…“
    Histalien verstummte mitten im Satz und seine Augen
weiteten sich. Er versuchte nicht einmal, nach Luft zu ringen, denn Drassils
Schwert hatte sein Herz durchbohrt. Der Sohn Isentiens war tot, ehe er zu Boden
fiel.
    Drassil hätte keine Chance gehabt, in einem
Zweikampf gegen den ehemaligen Turnierhelden Histalien zu siegen. Dank Ruvins
telepathischem Kontakt zu Mehana hatte Drassil mit Sulidian die Situation
abgeklärt. Obwohl es ihm widerstrebte, heimtückisch wie ein Baseff zu
töten, hatte er dem Befehl Sulidians Folge geleistet. Es war ein
unwürdiger tot für einen Nomaden, doch nur der Anfang einer
neuerlichen Schlacht.
    Nur einige von Anthalions Soldaten hielten sich nahe
genug auf, um gesehen zu haben, was gerade geschehen war. Sie starrten
ungläubig sowohl Drassil als auch ihren toten Anführer an. Sie hatten
noch nich begriffen, was geschehen war, als bereits alle Nomaden zum Angriff
übergingen. Die ersten Krieger Anthalias fielen von Schwertern durchbohrt,
noch ehe sie ihre eigenen Waffen ziehen konnten. Ohne die Führung von
Histalien waren sie nicht in der Lage, auf den Überraschungsangriff zu
reagieren. Als sie endlich zum Gegenangriff ausholten, waren nur noch wenige
von ihnen am Leben.
    Auch das Volk der Wächter erhob sich unter den
stummen Befehlen von Ruvin und obwohl sie nur mit Steinen und bloßen
Händen kämpften, war die Macht ihrer Überzahl nicht zu
unterschätzen. Sogar die älteren unter den Kindern wollten sich am
Kampf beteiligen, doch ein Machtwort Sulimars hielt sie davon ab. Der alte Mann
stellte sich vor die Kinder, um sie sowohl vor sich selbst als auch vor ihren
Feinden zu schützen. Anthalions Soldaten schienen recht schnell die
Aussichtslosigkeit ihrer Lage zu erkennen. Drassil war nicht einmal außer
Atem, als er in Ermangelung von Gegnern innehielt. Die Soldaten, die noch gehen
konnten, ergriffen die Flucht, ohne sich nach ihren Verletzten umzusehen. Sie
rannten in Richtung der Stadt und wurden nicht verfolgt. Drassil sah ihnen
nicht nach. Er erachtete sie bereits als tot.
    *
    Mehana und Sulidian standen auf der hohen Mauer des
Staudammes. Ihre Begleiter hatten die erste Schleuse geschlossen und warteten
nun auf weitere Befehle, während das Wasser im See hinter ihnen kaum
merklich anstieg. Noch floss durch das alte Flussbett nur ein dünnes
Rinnsal, doch dies würde sich bald ändern. In der Ferne konnten
Sulidian und Mehana sehen, wie sich die überlebenden Soldaten Anthalions
in Richtung Stadt zurückzogen. Mehana hatte Sulidian längst über
den Ausgang des Kampfes berichtet und beide waren erleichtert, diesmal auf
ihrer Seite keine Verluste betrauern zu müssen.
    Es war so weit. Mehana erteilte ihren stummen Befehl und
die Männer, die im Inneren des Dammes ihre Position eingenommen hatten,
führten ihn aus. Es war unmöglich, die Steinplatte, die fast ein
Drittel des Dammes ausmachte, ohne die Macht der Quelle zu heben. Die einzige
Möglichkeit, um die gewaltige steinerne Schleuse zu öffnen, war es,
sie in die Tiefe fallen zu lassen. Mehana ließ alle Halterungen
gleichzeitig lösen. Ohrenbetäubend laut krachte die Steinplatte in
das Tal und zerschellte.
    Mehana und Sulidian betrachten gemeinsam das gigantische Spektakel.
Die Flutwelle ergoss sich ins Tal und riss in tosendem Lärm alles mit
sich, was sich auf ihrem Weg befand. Die fliehenden Soldaten hatten kaum Zeit
sich umzusehen, um das Unheil zu entdecken, das auf sie zukam. Ihre letzten
Schreie galten Kegalsik, der jedoch nicht zu Hilfe kam. Sie wurden als erste
von den Wassermassen

Weitere Kostenlose Bücher