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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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zu dienen. Er hatte ihn in Anthalia bemerkt, als er
versucht hatte, Leathan daran zu hindern, Lidriak zu töten. Histalien
hatte keinen dummen Eindruck gemacht, Drassil konnte nur hoffen, ihn dennoch
überlisten zu können. Als er das letzte Stück des Weges hinter
sich gebracht hatte und Fuß auf das Plateau setzte, lächelte Drassil
Histalien freundlich an. Keiner seiner Männer hatte Hand aufs Schwert
gelegt.
    „Histalien, Sohn Isentiens, sei gegrüßt!“
    Histalien neigte nur kurz den Kopf als Zeichen des
Grußes, eine Hand hatte er auf dem Knauf seines Schwertes, bereit, es
falls notwendig zu ziehen. Drassil fuhr mit den Begrüßungsfloskeln
fort.
    „Mein Name ist Drassil, Sohn Gariks, einst Anführer
seines Clans. Ich gehöre nun Sulidians Clan an. Er schickt uns zur
Verstärkung, doch wie ich sehe, seid ihr auch sehr gut ohne uns klar
gekommen. Ich gratuliere euch zu dem Sieg!“
    „Gegrüßt seiest du.“, erwiderte Histalien.
Sein Blick wirkte noch immer kalt, doch er nickte seinen Männern zu, als
Zeichen, dass keine Gefahr von den Neuankömmlingen drohte. Histalien
wirkte zum Glück, als würde er sich in Sicherheit wägen. Drassil
gelang es, seine Erleichterung darüber nicht zu zeigen.
    „Dann habt ihr also die Schlucht erfolgreich passieren
können?“, schien sich Histalien zu wundern. Drassil senkte betrübt
den Kopf und ließ sich rasch eine Ausrede einfallen.
    „Leider nur mit vielen Verlusten. Die Macht der
Hexer-Magie war gewaltig, doch es scheint, dass die Götter uns am Leben
halten wollten.“ Ein resperktvoller Blick zum dunklen Himmel, in dem noch immer
die unnatürlich wirkenden Gewitterwolken hingen, unterstrich seine
Lüge. Fast wunderte sich Drassil, dass es keine Donner oder Blitze mehr zu
sehen gab. Hatten die Götter sich geeinigt, oder standen schon die Sieger
fest?
    Histalien hatte offensichtlich ähnliche Gedanken. „Der
Himmel scheint sich etwas beruhigt zu haben, doch ich fürchte der Zorn der
Götter ist noch lange nicht vorüber… Was die Macht der Hexer angeht,
kann ich dich beruhigen. Sie scheinen sie verloren zu haben. Ich nehme an, dies
war das Ziel des göttlichen Angriffs… Wir waren da noch mitten im Kampf,
als es geschah. Danach war es ein Leichtes, sie zu besiegen… Es gab hier nur
eine Handvoll wahrer Krieger.“ Histalien blickte zu den zusammengepferchten
Überlebenden, deutete dann auf die Leichen, die gestapelt worden waren,
ehe er weiter sprach. „Ein seltsames Volk. Sie haben Frauen kämpfen
lassen, während einige ihrer Männer sich in den Höhlen versteckt
hielten.“
    Drassil nickte verständnisvoll. Histalien war wie
auch er ein Nomade. Frauen zu töten war eine ehrlose Aufgabe, die
Histalien sicherlich nur ungern übernommen hatte. Drassil fand die
richtigen Worte, um Anteilnahme zu zeigen.
    „Nun, wenn sich ihre Frauen wie Männer verhalten,
müssen sie wie Männer sterben…“
    Histalien nickte. Auch wenn er es nicht zeigte, so war er
doch sicherlich froh, Nomaden an seiner Seite zu haben, die seine Denkweise
teilten. Drassil hatte Glück gehabt, ihn hier als Anführer
anzutreffen.
    Plötzlich ertönte ein Schrei, so
schmerzerfüllt, dass sowohl Drassil als auch Histalien zusammenzuckten.
Das Echo hallte noch durch die Berge, als beide schon gemeinsam auf dem Weg zur
Höhle waren, aus der der Schrei gekommen war. Sie hielten beide ihre
Schwerter bereit, obwohl Drassils Gedanken rasten. Was würde er tun, falls
er in Verlegenheit kam, einen vom Volk der Wächter töten zu
müssen?
    Würde er seine Tarnung aufgeben?
    Als er jedoch hinter Histalien in die Höhle
stürmte, wusste er, dass er sich diese Frage nicht zu stellen brauchte.
Auf dem Boden lag ein Junge, nicht älter als zehn Jahre. Er hatte eine
schwere Bauchverletzung und wimmerte laut vor sich hin, während einige von
Anthalions Soldaten im Kreis um ihn herum standen und lachten.
    Histalien war außer sich vor Zorn. „Was ist hier
los?“, brüllte er.
    Einer der älteren Soldaten blickte fast unschuldig
auf Histalien, während zwei andere einen alten Mann festhielten, der
verzweifelt versuchte, sich zu befreien, um dem Kind zu Hilfe zu eilen.
    „Er wollte wegrennen, das kann er nun nicht mehr.“,
feixte einer der Soldaten und grinste höhnisch. Das bösartige Lachen
der anderen Soldaten erklangen zu seiner Unterstützung, doch dieses Lachen
klang ein wenig zaghafter als zuvor, wohl durch Histaliens angewiderten Blick
gezügelt.
    „Die Befehle lauten töten, nicht quälen!

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