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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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zu haben, der auch wirklich etwas zu
berichten weiß…“
    Mehr fiel Drassil nicht ein. Er konnte ja nur schwerlich
die Wahrheit sagen. Ohne Rast würden sie bald zu einer Biegung kommen und
danach genau den Weg gehen, der unmittelbar davor war, zu einem tosenden Fluss
zu werden. Mehana und Sulidian würden schon sehr bald die Schleusen
erreichen… Zum Glück war es ihm offensichtlich gelungen, Histalien zu
überreden, denn er erteilte plötzlich lautstark seinen Befehl. Wie
ein Echo wiederholten ihn die Soldaten, damit auch die letzten in der Reihe es
hören konnten.
    Drassil sah sich um, um sich einen Überblick
über die Lage zu verschaffen. Auf der einen Seite blockierte eine hohe
Felswand jeden Fluchtweg. Drassil ging einige Schritte und entdeckte einen
tiefen Abgrund auf der anderen Seite ihrer Raststelle. Es blieben also nur zwei
Fluchtwege offen. Der eine in Richtung Ker-Deijas und der andere zurück in
die Berge, woher sie gerade kamen. Nur wenige hundert Meter voraus befand sich
das alte Flussbett, durch das bald reißende Wassermengen vorbeirauschen
würden. Es galt also nur, den Fluchtweg zurück abzuschneiden, denn um
die anderen Flüchtigen würde sich das Wasser kümmern. Drassil
wusste, seine Krieger waren allesamt bereit, ihre Schwerter zu ziehen und
versuchten sich gerade unauffällig zwischen den Soldaten zu verteilen. Er
musste sie nur noch in die richtige Position bringen. Er wandte sich an einen
jungen Mann vom Volk der Wächter, der in seiner unmittelbaren Nähe
stand.
    „Kannst du meinen Kriegern und Ruvin etwas ausrichten
lassen?“
    „Natürlich, ja.“ Der Fremde wirkte etwas erstaunt,
vermutlich war Drassils Frage unnötig gewesen, doch er hatte die telepatische
Verbundenheit innerhalb vom Volk der Wächter noch nicht ganz verstanden.
    „Sag ihnen, sie sollen den Soldaten den Weg in Richtung
der Berge abschneiden. Wenn sie fliehen, müssen wir sie in Richtung Stadt
fliehen lassen.“ Der junge Mann antwortete nicht, stattdessen wirkte er
plötzlich abwesend. Drassil konnte kurz darauf schon beobachten, wie seine
Krieger sich langsam in die richtige Position begaben. Er hatte gehofft, noch
einmal Augenkontakt zu Ruvin bekommen zu können, doch anscheinend wurde
gerade sein Verband erneuert. Eine Frau kniete neben ihm und versperrte Drassil
das Blickfeld. Er ging zurück zu Histalien, der ohnehin öfters zu ihm
gesehen hatte. Misstraute er ihm wieder? Drassil wusste, was er Histalien zu
sagen hatte, um dies zu verhindern. Er sprach ihn an, kaum war er in
Hörweite.
    „Dort hinten ist ein Abgrund. Wenn sie fliehen wollen,
können sie nur zurück oder in Richtung der Stadt, wo ohnehin unsere
Armee auf sie wartet. Dies ist ein guter Rastplatz.“
    „Ja, mag sein. Ich fühle mich jedoch unwohl, wir
verlieren nach meinem Geschmack zu viel Zeit.“
    „Komm mit, lass uns sehen, wie es ihrem Anführer
geht. Vielleicht ist er ja schon wieder zu Kräften gekommen und wir
können weiter ziehen.“
    Histalien zu manipulieren schien ihm gut zu gelingen. Zu
zweit gingen sie zu Ruvin und beobachteten die Arbeit der Heilerin. Es sickerte
viel Blut aus Ruvins Schulter. Die Frau bemühte sich, einen Druckverband
anzulegen, doch dieser reichte bei weitem nicht mehr aus. Ruvin wirkte bereits
blass, lange würde es nicht mehr dauern, bis er seiner Verletzung erliegen
würde. Drassil winkte Midriek zu, einem seiner Männer, der schon mehr
als einem Krieger das Leben gerettet hatte.
    „Kümmere dich um ihn, wir brauchen ihn vielleicht
noch.“
    Midriek betrachtete einen Augenblick lang die Heilerin,
nur um unzufrieden den Kopf zu schütteln. „Weib, warum nähst du die
Wunde nicht zu, willst du ihn verbluten lassen?“
    Die Heilerin sah ihn verständnislos an. „Ich kann
ohne die Macht der Quelle seine Blutung nicht stoppen!“
    „Du musst ihn nähen!“ Midriek nahm die kleine Tasche
zur Hand, die er stets an seinem Waffengurt trug und schubste unsanft die Frau
bei Seite. „Verschwinde, ich mach das.“
    Auch wenn Ruvin nicht mehr kämpfen konnte, wollte
Drassil ihn zumindest bei Bewusstsein haben, wenn der Kampf beginnen sollte. Er
war hier der einzige Überlebende vom Volk der Wächter, der etwas vom
Kämpfen verstand und die richtigen telepathischen Befehle erteilen konnte.
Ohne weiteres Zögern holte Midriek Nadel, Faden und einige Kräuter
aus seiner Tasche. Rasch machte er sich an die Arbeit. Ruvins Blick würde
trübe, doch er zuckte nicht ein einziges Mal, während Midriek die
Wunde

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