Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
Vom Netzwerk:
verschluckt.
    Mehana senkte den Blick. Es waren sehr viele Tote
für nur einen Tag.
    Sie spürte kaum Erleichterung darüber, dass ein
Großteil ihres Volkes doch hatte überleben können. Die Trauer
um die Toten erfasste sie plötzlich, als hätte ihre Menschlichkeit
nur darauf gewaret, sich endlich ausdrücken zu können. Sie hatte
versagt.
    Sulidian schien Mehanas Gedanken zu erraten. „Wenn der
Kampf vorüber ist, wird die Last der Trauer oft unerträglich. Lass
dich von ihr nicht beherrschen, wir haben noch viel zu tun.“
    Mehana nahm sich zum ersten Mal Zeit, Sulidians Gesicht
zu betrachten. Er war etwas jünger als sie, dennoch wirkte er, als
hätte er weitaus mehr Lebenserfahrung gesammelt, mehr vielleicht, als gut
für ihn war.
    „Wie viele Schlachten hast du in deinem Leben schon erlebt?“
    Sulidian betrachtete die Stadt in der Ferne, die aus
dieser Distanz nicht verriet, was sich in ihrem Inneren abspielte.
    „Ich habe sie nicht gezählt. Doch diese hier ist
gewonnen. Wir dürfen hoffen, bald die Zeit des Wiederaufbaus zu erleben.“
    Mehana wusste, dass er Recht hatte. Sie musste ihre Seele
zum Schweigen bringen, so lange sie Regentin war. Sie lehnte sich über die
Brüstung des Dammes und versuchte einzuschätzen, was von der
Konstruktion übrig war.
    „Wiederaufbau ohne die Macht der Quelle wird kaum
möglich sein.“
    „Du solltest einen Sieg auch als einen Sieg bewerten…
Dein Volk hat die Götter stets ignoriert, doch nun da Iridien dir seine
Hilfe im Kampf gewährt hat, wird er es möglicherweise wieder tun. Er
ist der Gott der Erde, bitte ihn um Hilfe für den Wiederaufbau.“
    Der Himmel verriet, dass der Kampf der Götter noch
immer wütete. Wie dieser enden würde und wie er sich auf die Welt
auswirken konnte, war nicht absehbar.
    „Wir werden sehen… Doch als erstes sollte mein Weg zum
See der Quelle führen, wo meine Krieger anscheinend die Schlacht verloren
haben. Es ist möglich, dass Anthalion in seinem Triumphzug auf dem Weg
hierher ist. Dann hätten wir zwar diese Schlacht hier gewonnen, doch wir
könnten noch immer den Krieg verlieren.“
     
    Sulidian konnte ihr nur zustimmen. Erst die letzte
Schlacht würde den Sieger offenbaren. Er hatte bislang von Mehana nur eine
Kurzfassung der Lage erhalten, nun war die Zeit für ausführlichere
Informationen gekommen. Nur wenn er alle Details wusste, würde er seinen
neuen Verbündeten helfen können und damit auch seinem Clan. Sein
Verrat würde nicht lange geheim bleiben, er würde seinen Clan rasch
aus Anthalions Gebiet hinausführen müssen…
    Der einzige Zufluchtsort, der ihm blieb, war das Gebiet
der Wächter der Quelle. Er hatte sowohl Gowiriali als auch Anthalia als
Feinde. Die Welt schien für Sulidians Clan plötzlich sehr klein
geworden zu sein.
    *
    Ethira und Krial waren froh in Sicherheit zu sein. Sie
konnten hören, wie die ungebändigte Kraft des Wassers sich durch die
Stadt arbeitete. Wenn sie die ohrenbetäubenden Donner über sich
richtig deuteten, brachen sogar einige Gebäude unter der
zerstörerischen Kraft der Flutwelle ein. Wie durch ein Wunder fand das
Wasser jedoch keinen Weg in den Untergrund. Die Kanäle der Stadt waren
ausnahmsweise der einzige trockene Ort, die einzige Zuflucht, von der jedoch
keiner außer den zwei Baseffkriegern wusste. Beide dachten zufrieden an
den bevorstehenden Sieg über die Armee, die sich schon in Ker-Deijas in
Sicherheit gewähnt hatte. Sie studierten dankbar Tariks Plan an der Wand
des kleinen Raumes, zu dem Mehana sie telepathisch geführt hatte. Krial
musste plötzlich lächeln.
    „So haben doch noch Visionen eines Regenten zum Sieg
geführt!“
    Ethira war jedoch mit ihren Gedanken schon weiter.
    „Hier haben wir gesiegt, doch wenn wir die Magie des Sees
verloren haben, was nutzt es uns?“
    Krials Lächeln wich schlagartig von seinen Lippen.
Sorgenvoll blickte er auf Ethiras und ihr Kind, den Hoffnungsträger
für das Volk des Baseff.
    „Dann war alles vergebens...“

Kapitel 26
    Anthalions Armee hatte sich nach dem Erscheinen des
Königs von Ker-Deijas am Strand zurückgezogen. Sie wartete auf den
Befehl ihres Gottes, doch er schwieg.
     
    Es war bereits tief in der Nacht, doch niemand schien
auch nur einen Gedanken an Schlaf zu verschwenden. Die Krieger vom Volk der
Wächter und die Krieger von Sihldans Clan hatten sich um den See
versammelt und ihr Lager aufgeschlagen. Alle warteten darauf, von dem
unsterblichen König Befehle zu erhalten, doch noch hüllte sich
König

Weitere Kostenlose Bücher