Die Quelle
hoffen zu können, dass er eines
Tages meinen Platz einnehmen wird.“
Sulidian zuckte zusammen, als er Mehanas Worte wahrnahm. Das
Kind eines Baseffpaares sollte eines Tages das Volk der Wächter
anführen? Er musterte misstrauisch das Baseffpaar, dabei galt seine
Aufmerksamkeit mehr Krial denn Ethira. Krials Ärmel waren nass und der
Baseffkrieger hatte ein Leuchten in den Augen, das er oft gesehen hatte. Dieser
Mann war gerade von einem Kampf zurückgekehrt. Sulidian war kaum
verwundert darüber, als Drassil zu ihm zurückkehrte und den Kopf
schüttelte. „Es gibt keine Überlebenden.“
Sulidian antwortete ihm, doch er hielt dabei seinen Blick
fest auf Krial verankert. „Seltsam, aber doch ausnahmsweise gut. So brauchen
wir uns nicht über Gefangene Gedanken zu machen… Verbrennt die Leichen.“
Sulidians Blick war deutlich genug. Krial wusste, dass
Sulidian sein Geheimnis durchschaut hatte und er es dennoch wahren würde,
zumindest vorübergehend. Wie lange er auf Sulidians Schweigen hoffen
konnte, wusste er jedoch nicht und obwohl es für ihn sicherer gewesen
wäre, den Mitwisser zu eliminieren, so erkannte er auch, dass der
Nomadenanführer ihn stets im Auge behalten würde. Sulidian, der
einstige Anführer von Gowirialis Armee war dem Volk der Baseff wohl
bekannt. Er war sicherlich kein Gegner war, den Krial leicht überraschen
konnte. Diesem Problem würde er sich später widmen und zusammen mit
Ethira nach einer Lösung suchen.
„Krial, ich möchte dir zu deiner Taktik gratulieren.
Du hast dem Volk der Wächter mit deiner Erfahrung sehr geholfen. Würdest
du dich nun mit mir beraten, um die weiteren Schritte durchzugehen?“
Krial nickte. Die Aussprache würde anscheinend
schneller stattfinden als gedacht.
„Es wäre mir eine Ehre, mich mit einem Kriegsherrn
wie dir beraten zu dürfen.“
Während die Leichen gestapelt wurden und bald im
Feuer untergehen würden, bemerkte Mehana, dass einige von Sulidians
Kriegern Pferde zu den Stallungen führten. Sie musste dringend Sulidian um
einen weiteren gefallen bitten.
„Sulidian, ich möchte nicht länger warten, um
zum See der Quelle zu reiten. Kann ich eines deiner Pferde haben? Unsere Tiere
können nur telepathisch zu uns gerufen werden, ohne…“
Sulidian unterbrach sie, er hatte inzwischen genug
über die Magie verstanden, um auf ausschweifende Erklärungen
verzichten zu können. Er rief Drassil zu sich.
„Postier Wachen, es könnte sein, dass noch einige
Krieger Anthalions vom Fluss heraufkommen und einen erneuten Angriff versuchen.
In einer Stunde werde ich mit der Regentin fort reiten.“ Mit Blick auf Mehana
fuhr er fort. „Wer soll in deiner Abwesenheit über dein Volk herrschen?“
Mehana sah sich unsicher um. Sie konnte Ruvins Gedanken
nicht finden.
„Ruvin, wo ist er?“
Drassil wirkte plötzlich bedrückt. „Nach dem
Kampf ist er ins Koma gefallen. Wenn er nicht schon tot ist, wird er bald
sterben. Er hat zu viel Blut verloren, um noch gerettet werden zu können.“
Mehana konnte Trauer nicht zulassen... Wärend sie
Drassil antwortete, ließ sie bereits das Gefühl tief in sich
verschwinden. Ihr Volk brauchte jetzt eine starke Regentin. „Führt mich zu
ihm. Sulidian, wir treffen uns in einer Stunde an den Westtoren.“
*
Kaum war Mehana mit Drassil verschwunden, wandte sich
Sulidian an Krial. Der Baseff musterte eingehend den Nomadenanführer und
versuchte zu ermessen, wie gefährlich er ihm werden konnte. Der stolze
Nomadenanführer war mindestens einen Kopf größer als er.
Niemals hätte er ihn in einem Zweikampf besiegen können. Er konnte
jedoch in Sulidians Blick erkennen, dass es gar nicht zu einer Konfrontation
kommen musste.
„Nun, Krieger der Baseff, muss ich mir Augen an meinem
Rücken wachsen lassen?“
Krial musste trotz der angespannten Situation
lächeln. „Wie ich an deinem Schweigen erkennen kann, sind wir einer
Meinung, was übertriebene Milde gegenüber dem Feind betrifft. Die
große Frage, die ich mir stelle, ist: wie kannst du ein Geheimnis wahren,
wenn du nicht in der Lage bist deine Gedanken zu schützen? Noch ist mein
Geheimnis bei dir sicher, doch ich hoffe sehr, dass das Volk der Wächter
seine magischen Kräfte wieder erlangen wird. Was wird dann aus mein
Geheimnis?“
„Ich konnte schon immer gut oberflächliche Gedanken
vor Priestern schützen, aber ich gebe zu: beim Volk der Wächter
würde es mir wohl kaum gelingen. Eines ist aber sicher. Ich kann mir nicht
vorstellen, mit
Weitere Kostenlose Bücher