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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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dadurch
wieder ein wenig lebendiger zu fühlen, ein wenig menschlicher. Sie ging
zwei Schritte hinunter zum See und trank etwas Wasser, ehe sie antwortete.
    „Überall wo Leben ist, ist die Quelle anwesend. Sie
ist nur schwächer, wenn das Fenster geschlossen ist. Es ist schwer, aber noch
immer möglich, die Energie des Lebens in sich zu rufen. Für mich
zumindest. Für Sterbliche... für Menschen, ist es vermutlich
unmöglich. Ich bin mir dessen nicht sicher.“
    Sie blickte betrübt zu Esseldan. Er hatte ihre
ersten Schritte in Ker-Deijas erleichtert und nun, da er ihre Hilfe brauchte,
weigerte sie sich. Sie musste beschämt wegsehen. Sihldan stand nun auch
auf und stellte sich zu ihr.
    „Du hast Energie verwendet, um mich gegen Anthalion zu
retten. Nun schulde ich nicht nur dir mein Leben, sondern auch Esseldan. Er
wird an meiner Stelle sterben.“
    Der König blickte von weitem Stella erwartungsvoll
an. Sie erkannte in ihm Liebe, doch dazwischen auch einen Hauch von Vorwurf. Er
sprach sie telepathisch an und bestätigte mit seinen Worten Stellas
Verdacht.
    ‚Der Himmel ist wieder klar, dein Kampf mit den
Göttern ist zu Ende. Weshalb hilfst du Esseldan nicht?’
    Vermutlich hätten sowohl der König als auch Galtiria
eine nur telepathische Antwort als Desinteresse gedeutet, so blieb Stella
nichts anderes übrig, als sich ihnen zu nähern, obwohl sie lieber
länger mit Sihldan am Ufer des Sees unterhalten hätte. Dort oben, wo
nicht nur Esseldan lag sondern auch alle anderen Verletzten, erwarteten sie nur
enttäuschte Hoffnungen und Vorwürfe. Sie seufzte, doch in Begleitung
von Sihldan ging sie pflichtbewusst zu ihnen. Als sie den Sterbenden
betrachtete, wusste sie, er würde ohne Heilung die Nacht nicht
überleben.
    „Ich bin erschöpft, ich kann für keinen
Verletzten etwas tun… Betet. Vielleicht ist Balderia weniger erschöpft als
ich und kann helfen.“
     
    Sihldan erkannte Zögern in den Gesichtern des
Königs und Galtirias abzeichnete. Sie hatten sicherlich noch nie zu einem
Gott gebetet und es widerstrebte ihnen offensichtlich, ihre einstigen Feinde um
Hilfe zu bitten. Die Blicke der Heiler, die sich zu ihnen gesellt hatten und
die des Königs lasteten zunehmend vorwurfsvoll auf Stella.
    „Ich habe nicht gesagt, dass ihr euch den Göttern
unterwerfen sollt. Ich habe gesagt, dass ihr eine unserer Verbündeten um
Hilfe bitten sollt. Lasst es uns einfach versuchen.“
    Als Stella die ersten Worte des Gebetes sprach, war
Sihldan der einzige, der die Litanei nachsprach. Schlagartig verstummte sie und
nun war es an ihr, vorwurfsvoll in die Runde zu blicken.
    „Von mir verlangt ihr das Unmögliche, doch selber
seid ihr nicht bereit, auch nur einen Schritt zu machen! Betet! Fleht um Hilfe,
fleht um Esseldans Leben! Seid ihr euch dafür zu schade? Du hast die Macht
des Heilens, du fängst mit dem Gebet an!“
    Stellas Zorn geladene Stimme schien überall um sie
herum zu hallen, während ihr Blick unnachgiebig auf dem König
verharrte. Sogar Sihldan, der sie als einziger unterstützt hatte,
erschauderte angesichts ihres Zorns.
    „Entschuldige, du hast Recht.“, gab der König seinen
Fehler zu und Stella schien sich schlagartig wieder zu beruhigen.
    Erst war der Klang seiner Stimme nur leise zu hören,
als er zusammen mit Stella betete, doch schon bald stimmten alle Heiler und alle
Krieger ein, sowohl die vom Volk der Wächter als auch die von Sihldans
Clan. Bald schon klang keine Stimme mehr zögerlich, kein Gebet
beschämt. Immer wieder wiederholten sie die Litanei, die Stella aus
Anthalia kannte.
    „Balderia, Herrin unserer Herzen, Du die das Schöne
unserer Welt Dein nennst, bitte reinige unsere Körper und unsere Seelen.
In Liebe werden wir leben, in Liebe werden wir Dir dienen, bitte erhöre
unser Flehen.“
     
    Während Stella längst wieder erschöpft am
Ufer des Sees saß und versuchte in sich Ruhe zu finden, konnte sie erste
Klänge von Magie hören. Nur leise, doch ausreichend, um den
geschwächten Körper Esseldans ein wenig zu stärken und ihm etwas
mehr Zeit zu verschaffen. Stella betrachtete die Wasseroberfläche, die
keinen Trost zu bieten hatte. Das Wasser hatte sein Licht verloren, es
spiegelte lediglich den blassen Mondschein wieder... und doch... so dunkel war
das Wasser nicht, wie es sein sollte... Plötzlich erinnerte sie sich…
    Das Wissen aus den Zeiten, als sie noch keinen
Körper hatte, drang an die Oberfläche ihres Gedächtnisses, als
würde eine Stimme in ihrer Seele die

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