Die Quelle
und ihn anlächelte,
näherte er sich ihr und küsste sie. Es gab keine Worte, um das auszudrücken,
was er hätte sagen wollen, doch sie hatte alles in seinen Gedanken lesen
dürfen und er hatte in den ihren erkannt, wie stark ihre Liebe
füreinander geworden war. Nur wenig später verließ er sie. Es
war das erste Mal, seit sie geheiratet hatten, dass er alleine in den Kampf zog
und obwohl dieses Gefühl befremdend war, beflügelte es ihn. Er zog in
den Kampf, um die Feinde seiner Familie zu töten.
*
Kaum war Krial an die Oberfläche gelangt, konnte er
im hellen Mondschein das Ausmaß der Verwüstung in Ker-Deijas
erkennen. Zwischen Schlamm und Geröll lag in den Straßen verteilt
sämtlicher Inhalt aus den Gebäuden. Bäume lagen quer über
den Dächern, wie von einer gigantischen Hand achtlos dort hingeworfen.
Doch was dem Anblick eine schauerliche Wirkung verlieh, waren die vielen
Leichen, die aufgedunsen von dem Wasser, durch die Stadt getragen worden waren
und nun gestrandet auf ihre Verwesung warteten. Ihre Gliedmaßen waren zum
Teil gebrochen, einstige Krieger lagen in grotesken Positionen zwischen dem
Schutt und dem angeschwemmten Dreck in unehrenhaften Gräbern.
Krial hielt sich im Schatten noch bestehender
Gebäude versteckt. Er wusste aus Erfahrung, dass es keine Art der
Verwüstung gab, die gewaltig genug war, um nicht doch einige
Überlebende zu hinterlassen. Er wartete regungslos und horchte. Es dauerte
nicht lang, bis der leise nächtliche Wind das erste Lebenszeichen an seine
Ohren brachte. Ein Wimmern.
Krial setzte sich in Bewegung, leise huschte er wie ein
Schatten durch die verwüstete Stadt, in seinen Händen zwei Dolche,
bereit zu töten. Er fand rasch den verletzten Soldaten, dessen
Unterkörper von einer Marmorsäule zerquetscht worden war. In einem
kurzen Rundumblick erfuhr Krial, dass noch niemand anders auf die Fährte
des Soldaten gekommen war. Dann erst widmete er seine Aufmerksamkeit dem Opfer
der Flut. Er steckte seine Dolche zurück in seinem Waffengurt und
näherte sich.
„Warte, ich helfe dir.“
Der Soldat lächelte seinem vermeintlichen Retter
dankbar zu und wie es Krial nach seinen freundlichen Worten erwartet hatte,
schrie er nicht um Hilfe. Krial kniete neben dem Verletzten, nahm in einer
sanften Geste seinen Kopf in seine Arme. Er ignorierte das dankbare
Lächeln des noch kindlich wirkenden Soldaten. Er war ihm egal. In einer plötzlichen
ruckartigen Drehung brach er ihm das Genick und verschwand in die Nacht, wie er
gekommen war.
Mehanas Stadt würde noch vor ihrem Eintreffen
vollständig von Überlebenden gesäubert werden. Er würde
nicht zulassen, dass auch nur ein Soldat Anthalions eine Chance bekommen
würde, Mehana um Vergebung zu bitten. Krial würde niemals seine neue
Heimat und die seiner Familie, mit ehemaligen Dienern Anthalions teilen. Rasch
vollbrachte er sein Werk und als er auch das letzte Gebäude durchsucht
hatte und den letzten Überlebenden getötet hatte, wusch er
sorgfältig seine Hände in einer Wasserpfütze. Er hatte eine
meisterliche Leistung vollbracht und mehr als dreißig Männern das
Genick gebrochen oder die Wirbelsäule durchtrennt. Ethiras Gedanken waren
voller Lob und Bewunderung, als er ihr telepathisch von seiner erfolgreichen
Jagd berichtete.
Das war der Augenblick, da er Mehanas Nachricht empfing.
Sie war schon mit Sulidian, seinen Kriegern und den Überlebenden ihres
Volkes vor den Toren der Stadt. Krial eilte zurück zu Ethira und nur wenig
später trat er mit seiner Frau und seinem neugeborenen Kind vor die Augen
der Regentin. Er sah, wie nun auch das Volk der Wächter zusammen mit
Sulidians Kriegern die Stadt durchsuchten. Mehana ignorierte jedoch die Verwüstung,
sie ignorierte die Toten. Sie trat stattdessen mit einem Lächeln im
Gesicht zu Ethira und blickte auf das Antlitz des Neugeborenen.
„So viele Menschen sind heute gestorben, doch dein Sohn
gibt mir neue Hoffnung.“
Ethira lächelte, glücklich darüber, ihre
Freude über die Geburt ihres Sohnes mit Mehana teilen zu können. Gemäß
den Sitten von Ker-Deijas, war es außerdem an der Zeit, dass Mehana
seinen Namen nannte. Mehanahatte die Seele bereits erkannt, als sie sich noch
im Bauch ihrer Mutter verborgen gehalten hatte…
„Driskal ist der Name deines Kindes. Er ist im Augenblick
der Not zurückgekehrt, er war der erste Regent unseres Volkes, nach der
Verbannung des Königs. Driskal ist nun als Kind mehrerer Völker
geboren worden und ich bin froh, darauf
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