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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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Blick starr nach vorn gerichtet, versuchte Daniel Mut
zu fassen.
    „Bringen wir es einfach hinter uns. Hol deine Mutter...
Bitte, Lisa.“
    *
    Während Lisa die Treppen hoch ging, versuchte sie
klare Gedanken zu fassen. Was war ihr Ansporn gewesen? War sie einfach nur eine
besitzergreifende Seele oder war sie zu schwach, um alleine zu existieren? Sie
wollte keine dieser Eigenschaften haben… Ihre Gedanken kehrten zu dem
Augenblick zurück, da sie als Geist Sandras Leben verschont hatte in der
Bereitschaft, sich zu opfern… Es tröstete Lisa zu wissen, dass sie sich am
Ende doch für das richtige entschieden hatte und dennoch beschlich sie das
Gefühl, damals nicht nur auf das Leben verzichtet zu haben… An diesem Tag
hatte sie etwas Wichtiges verraten, ein Ziel aus den Augen verloren, das sie
sich gesetzt hatte. Sie seufzte einmal mehr. Die Antworten, die sie erhalten
hatte, bargen mehr quälende Fragen in sich, als sie zuvor gehabt hatte…
    Sie fand ihre Mutter auf ihrem Bett zusammengekauert,
ihre Hand an einem Kissen festgekrallt. Als sie Lisa wahrnahm, setzte sie sich
auf und sah sie an. Lisa versuchte, den Geist in ihrer Mutter zu beruhigen, wie
sie es schon einmal getan hatte, doch es war, als wären ihre
Fähigkeiten von ihren eigenen Ängsten blockiert. Ihr blieb also nicht
anderes übrig, als ihrer Mutter einfach zu erklären, was jetzt passieren
musste.
    Es war wie es war, ihre Mutter musste jetzt ihre eigene
Kraft finden.
     
    Daniel wartete im Wohnzimmer zusammen mit Veronika. Sie
konnte noch immer kaum glauben, was er ihr erzählt hatte, doch sie
würde es bald selbst beurteilen können. Auch sie hatte Angst, Angst
davor, dass sie all die Jahre ihrer Tochter etwas Falsches eingeredet hatte und
dadurch zu ihren Problemen nur zusätzlich beigetragen hatte. Andererseits,
sollte das, was sowohl Lisa als auch Daniel glaubten, sich als wahr entpuppen,
so waren ein für alle mal die Probleme ihrer Familie gelöst.
     
    Nur zögerlich betrat Sandra das Wohnzimmer, Lisa
musste sie regelrecht über die Türschwelle schieben. Sie versuchte
ihrer Mutter ein zuversichtliches Lächeln zu schenken.
    „Mama, es ist gleich alles vorbei… Geh jetzt zu ihm…“
    Sandras Blick schien sich einen Moment lang an sie zu
klammern, doch schließlich überwand sie ihre Furcht und Lisa konnte
sehen, wie Hoffnung in den Augen ihrer Mutter schimmerte, als sie es endlich
wagte zu Daniel zu sehen. Lisa sah von ihrer Mutter ab und versuchte den Blick
ihres Vaters zu erhaschen... Vergebens. Seine Augen leuchteten und betrachteten
allein Sandra. Er wirkte, als ob ein Licht angegangen war, sein Gesicht
strahlte vor Freude. Verschwunden schienen seine Ängste, als
überwinde er sie, um Sandra Zuversicht zu schenken.
    Selbstsicher kam er ihr entgegen, während Lisa
beiseite trat und einen Arm um die Schultern ihrer Großmutter legte.
Für beide galt es zu warten.
    Zärtlich nahm Daniel Sandras Hand. „Bald ist es
vorbei.“, flüsterte er ihr liebevoll zu.
    Obwohl Sandra furchterfüllt zitterte, war es ein
Leichtes zu erkennen, wie sehr sie trotz ihrer Ängste diese Berührung
genoss. Ihr Blick war fest auf Daniels Gesicht gerichtet, als hoffte sie durch
ihn die Kraft zu gewinnen, die sie nicht in der Lage war, in sich selbst zu
finden.
    Ein leichter Schauder erfasste ihre beiden Körper,
als die Geister sich gegenseitig spürten… Lisa hielt den Atem an, als sie
sah, wie die Adern ihrer Eltern sich unnatürlich dunkel färbten und
plötzlich hervorquollen. Sandras Atem ging schneller, sie schüttelte
den Kopf, als sich ihre ganze Angst in einem flehenden Schrei entlud.
    „Nein! Nicht noch einmal! Bitte nicht!“
    Veronika wollte ihrer Tochter zur Hilfe eilen, doch Lisa
schaffte es, sie davon abzuhalten. Sie hielt sie fest umarmt, während sie
selbst fasziniert ihre Eltern beobachtete, um nichts von dem Geschehen zu
verpassen. Obwohl auch Daniels Gesicht bereits vor Schmerz angespannt war,
schaffte er es noch, Sandra zuversichtlich zuzureden.
    „Lass es zu, Sandra! Sie wird dir nichts tun!“
    Plötzlich legte sich sein Kopf in den Nacken und aus
seinen Augen quollen schwarze Tränen… Tränen, die sich in einer
dunklen Nebelschwade auflösten. Noch immer hielten sie sich bei den
Händen, als auch Sandras Gesicht sich verzerrte. Sie öffnete ihren
Mund, als wolle sie schreien, doch noch ehe sie Panik zulassen und fliehen
konnte, verkrampfte sich ihr Körper und auch aus ihren Augen, quollen
dunklen Tränen heraus…
    Beide

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