Die Quelle
zu
verlieren.
Ihr Zorn erfasste den Körper, in dem sie war. Sie
spürte wie die Schmerzen des Mannes unerträgliche Ausmaße
annahmen. Sie wusste, dass ihre Wut ihn töten konnte, doch sie fand die
Lösung. Sie schnellte nach vor, in den schreienden Körper der Frau… doch
sie spürte, dass nicht sie allein diesen Einfall gehabt hatte. Sie waren
drei Seelen in einem Körper. Sie erdrückten sich gegenseitig…
Erneut rang Elena gegen ihre Rivalin, doch das
Schlachtfeld war ein Neues.
Sie kämpften um die Vorherrschaft in dem Körper
der lebenden Frau. Elena wusste, dass wenn sie beide ihrem Zorn freien Lauf
gewähren würden, sie den Körper töten konnten und der Seele
schaden, die ihn bewohnte.
Das wollte sie nicht. So rein, so frisch, so sanft war
diese Frau. Eine junge Seele, so wusste Elena plötzlich und sie erschauderte,
als das in ihr aufkeimende Wissen wieder verschwand… Sie wollte Giorgio nicht
verlieren, doch ihre Rivalin war nicht bereit, den Kampf aufzugeben,
rücksichtslos wütete sie durch diese junge Seele, um Elena zu
erreichen…
Durch den Körper der jungen Frau hindurch blickte
Elena um sich… Sie waren in dem Schlafzimmer, das sie jahrelang mit Giorgio
geteilt hatte. Sie sah wie ein Mann auf ihr lag. Sie erblickte den gepeinigten
jungen Körper in dem Giorgios Geist sich eingenistet hatte. Sein Gesicht
war schmerzerfüllt und ihr wurde bewusst, dass der Körper der Frau
vermutlich ebenso verunstaltet war. Elena war entsetzt. Sie wollte nicht
töten… nur überleben… Doch um jeden Preis? Ihre Rivalin näherte
sich ihr drohend. Elena hätte den Kampf aufnehmen und siegen können…
Sie wusste, dass sie mächtiger war und doch…
Sie spürte das Leid der jungen Frau und
plötzlich gab sie den Kampf auf, erfüllt von Mitleid, erfüllt
von dem alles beherrschenden Wunsch, das Leben zu schützen. Sie gab sich
selbst auf und bereitete sich vor, den Körper zu verlassen…
Doch plötzlich hielt sie inne… Sie fühlte neues
Leben. Leben zum greifen nahe… Noch hatte es seinen ersten Herzschlag nicht
getan und es war von keiner Seele bewohnt, doch Elena wusste, sie würde in
ihm Platz finden…
Elena spürte ihre eigene Freude und sie spürte
die Angst ihrer Rivalin, während sie in Kauf nahm, sich zu vergessen, um
neu geboren zu werden.
Sie tauchte in das neue Leben ein, das in Sandras Bauch
Gestalt annahm.
Kapitel 9
Daniel sah erschüttert zu Lisa. Lange schwieg er
nur, als fehlten ihm die richtigen Worte, doch schließlich legte er
tröstend eine Hand auf ihre Schulter.
„Danke, dass du das Leben von Sandra verschont hast.“
Lisa versuchte zu lächeln, doch es gelang ihr nicht.
„Ich weiß nicht, weshalb ich all das getan habe.
Giorgio muss mich hassen.“
„Tut er nicht.“
Lisa versuchte den Blick ihres Vaters zu deuten. Sie
wagte es nicht, in seine Gedanken zu spähen.
„Und du? Hasst du uns? Wir haben alle drei deinen
Körper und den meiner Mutter missbraucht, um unserer Lage zu entkommen…“
Daniel rückte noch näher an Lisa heran und nahm
sie vorsichtig in seinen Armen.
„Du bist nicht mehr Elena. Was auch immer der Grund
für deine Handlung war, interessiert mich nicht. Du bist Lisa geworden. Du
bist meine und Sandras Tochter.“
Lisa seufzte. War sie wirklich nicht mehr Elena? Hatte
sie nicht als Lisa die Beete im Garten genauso angelegt, wie es Elena getan
hätte? Nein… Sie hatte als Elena etwas gelernt, doch jetzt als Lisa, war
sie weiter gegangen… Sie musste noch weiter gehen, die neuen Wege annehmen, die
sich ihr boten… Lisa nahm wieder Abstand von ihrem Vater. Sie konnte die
Nähe von Giorgio spüren, seine Angst, sein erneutes Flehen. Sie
wusste jetzt auch, dass Giorgio keine Antworten auf all ihre Fragen kannte.
„Er will endlich gehen… Wir müssen meine Mutter
rufen… So viele Jahre… Ihr hättet schon längst glücklich sein
können, wenn es dir damals gelungen wäre, sie vom Fliehen
abzuhalten…“
Daniel nickte traurig und senkte den Kopf.
„Vielleicht… Aber ich kann es ihr nicht verdenken, Angst
gehabt zu haben. Was wir erlebt haben, als ihr in uns gegeneinander
gekämpft habt, war einfach… schrecklich. Es gibt keine Worte, um das zu
beschreiben… und jetzt… Ich habe Angst, vor dem was jetzt geschehen muss…“
Lisa sah zu ihrem Vater hoch, der stark genug war, um
sogar seine Angst zuzugeben.
„Diesmal wird sich keiner der Geister wehren, oder
kämpfen. Es müsste weniger schmerzvoll für euch sein. Hoffe
ich.“
Den
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