Die Quelle
doch vielleicht haben wir sie missdeutet, oder
möglicherweise ist es uns nicht gelungen, den richtigen Geist zu finden?
Ich glaube, dass die Zweifel aus ihm entsprungen sind. Wir sollten uns alle
davor hüten, ihm zu viel Vertrauen entgegenzubringen.“
Eine leichte Lösung, wie Mehana dachte, dem
Unbekannten die Schuld zu geben, doch in Ermangelung genauerer Informationen
wollte sie nicht widersprechen und behielt diesen Gedanken für sich, als
sie aufstand und das Wort erhob, um Alienta daran zu hindern, noch weiter seine
Gedanken auszuführen.
„Wir haben getan, was wir konnten. Wenn er aufwacht werden
wir erfahren, wer er ist, doch noch können wir nichts tun außer
warten. Danke für deine Hilfe Alienta, ich denke, es geht uns allen wieder
gut, wir können also unseren Aufgaben nachgehen und das Thema erstmal auf
sich ruhen lassen.“
Die Runde löste sich auf, wie Mehana es
gewünscht hatte. Statt ebenfalls sofort die Lehrstätte zu verlassen, entschied
sie sich dafür, ein Gespräch mit Alienta zu suchen und so blieb sie
unter den niedrigen Arkaden vor dem Ausgang neben ihn stehen.
„Alienta, begleitest du mich einige Schritte?“
„Aber sicher.“, antwortete er freundlich und Mehana
musste plötzlich an den Heiler denken, der er einst gewesen war. Was hatte
sich geändert?
*
Während die anderen Magier zwischen den
Gebäuden verschwanden, ging Mehana mit Alienta durch seinen
Kräutergarten und bemühte sich, ungezwungen zu klingen.
„Kannst du schon etwas über den Geist erzählen,
den wir in Serfajs Körper gerufen haben?“
Sie wusste schon, wie wenig er berichten konnte. Längst
hatte sie in Looderas Gedanken gespäht, um sich einen Überblick zu
verschaffen, so hörte sie kaum zu, als er antwortete. Ihre Gedanken
schweiften ab. Ihr war nicht ganz wohl dabei, dass Loodera und Alienta, ihr
alter Meister, Serfaj gemeinsam betreuten. Sie hätte sich als zweiten
Heiler jemanden gewünscht, der nicht Alienta blind folgte. Genauer
betrachtet, hätte sie die Wahl von Alienta, Loodera als Assistentin zu
wählen, voraussehen müssen. Der Fehler lag somit bei ihr… Sollte
Alienta etwas gegen sein eigenes Volk planen, so konnte es verheerend sein, ihn
unbeaufsichtigt in die Nähe von dem zu lassen, von dem die Rettung
erwartet wurde.
Sie wurde aus ihren Gedankengängen herausgerissen,
als sie bemerkte, dass in dem Kräutergarten genügend Giftpflanzen
wuchsen, um die gesamte Stadt auszulöschen. Waren sie schon immer dort
gewesen? Alienta schien ihre wachsenden Zweifel jedoch nicht zu bemerken. Er
beendete seinen kurzen Bericht…
„…was auch immer ich versuche, seine Gedanken sind
seltsamerweise undurchdringbar.“
Das war gut, dachte Mehana, somit hatte er auch keinen
Einfluss über den Fremden haben können. Laut und deutlich sprach sie
jedoch aus, was die normale Reaktion hätte sein müssen.
„Ein sehr willenstarker Geist, wenn er sogar im Schlaf
seine Gedanken schützen kann!“
Alienta machte sich offensichtlich Sorgen darüber.
„Ja, sehr mächtig… Wir sollten uns genau
überlegen, ob das der Prophezeiung überhaupt entspricht… Vielleicht
haben wir wirklich den falschen Geist gerufen? Wir wollten doch nur einen Boten
rufen, der uns zu unserem König führt.“
Mehana lächelte innerlich. Natürlich war es ihm
nicht Recht, wenn sie unerwartet zu einem neuen mächtigen Verbündeten
gekommen waren…
„Nun Alienta, über die Macht des Wesens steht in der
Prophezeiung nichts… Er wird nur als Bote bezeichnet. Wer sagt, dass ein Bote
nicht mächtig sein darf? Ich finde es beruhigend zu wissen, dass er sich selbst
zu verteidigen weiß…“
War sie zu weit gegangen? Würde Alienta ihr
Misstrauen spüren, oder gar eine Vision darüber bekommen? Früher
oder später würde er es erraten, dann könnte es für sie zu
spät sein, sich gegen ihn aufzulehnen, denn sein Einfluss auf das Volk der
Wächter war sicher noch immer groß.
Dann sei dem so.
Heute war jedoch der Tag noch nicht gekommen, etwas gegen
ihn zu unternehmen und auch Alienta hielt sich noch bedeckt genug, um Zweifel
über seine Schuld zu erlauben. Fast war sie erstaunt, als er am Ende doch
noch auf ihre Bemerkung einging.
„Ja, weise Worte… Und doch sollten wir Serfaj im Auge
behalten…“
Mehana unterbrach ihn, ehe er sich selbst als Aufpasser
vorschlagen konnte.
„Ja, das werde ich persönlich übernehmen. Wenn
man seine Gedanken nicht lesen kann, muss ich es mit Visionen versuchen. Ein
guter Vorschlag,
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