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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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wie er sich gewünscht hatte, diese
seltsame Sitte auch in ihrer Stadt einzuführen. Wie schade, dass er dies
nie ausgesprochen hatte, damit hätte er seine verräterische Natur
schon damals offenbart und Mehana hätte ein Problem weniger gehabt. Hier
wurden alle Berufe und Berufungen gleichermaßen respektiert, das war die
Grundlage ihrer Gesellschaft. Dass Alienta dies hatte ignorieren wollen, war
unvorstellbar.
     
    Mehana wusste, dass alle bereits in Alientas
Lehrgebäude auf sie warteten, dennoch ließ sie sich Zeit, als sie
die Anlage betrat. Die einzelnen, meist runden Pavillons waren durch
Gärten getrennt, die zum Ruhen einluden und den jungen Schülern etwas
Entspannung boten. Mehana hatte nur selten Gelegenheit, sich in der
Lehrstätte aufzuhalten und sie konnte nicht umhin, genießerisch die
Ausstrahlung der Gebäude, in welche sie einst gelernt hatte, in sich
aufzunehmen.
    Einen Moment lang blieb Mehana bei dem Pavillon stehen,
in welchem die Geschichte ihres Volkes von den Ältesten gelehrt wurde. Sie
konnte hören, wie im Pavillon die alte, väterliche Stimme von Sulimar
den jüngsten Schülern von ihrem König berichtete. Sie dachte
fast wehmütig daran zurück, wie einst sie dort saß, den Worten
und Gedanken Sulimars folgend. Auch damals schon war er der Lehrmeister
gewesen, er, der wie kein anderer es verstand, Kindern die Geschichte auf eine
Art und Weise zu erzählen, dass jeder der ihm zuhörte, den Atem
anhielt. Lag es an ihrem Alter, dass sie sich zu einer solchen Reise in ihre
Vergangenheit hinreißen ließ?
    Ein kurzer telepathischer Ruf von Galtiria holte sie in
die Gegenwart zurück und fast widerwillig eilte sie zu der Lehrstätte
Alientas, unverkennbar dadurch, dass die umliegenden Gärten mit
sämtlichen Sorten Heilkräutern bepflanzt worden waren.
    Als sie den kreisrunden Raum betrat, entschuldigte sie
sich für ihre Verspätung und nahm ihren Platz auf einer steinernen
Bank neben Galtiria ein. Alienta konnte nicht umhin, die Gelegenheit zu nutzen,
um Mehana einen kleinen Seitenhieb zu verpassen.
    „Mehana, wir können alle gut verstehen, dass du als
Regentin sehr beschäftigt bist und manchmal andere Prioritäten
hast.“, sagte er mit verständnisvoller Stimme, um die Bösartigkeit
seiner Worte zu verschleiern.
    Aus dem Augenwinkel heraus, sah Mehana Galtiria zusammenzucken,
als könne die junge Kriegerin kaum fassen, dass Alienta es wagte, so
offensichtlich die Aufgabe eines Regenten als eine Sonderstellung hervorzuheben.
Obwohl jeder diesen kaum versteckten Vorwurf auch als solchen erkannte, zeigte
sich Mehana gelassen.
    „Nun, ehrlich gesagt, hat meine Verspätung nichts
mit meiner Regentschaft zu tun, was unentschuldbar wäre, sondern mit
meinem Alter. Ich hoffe, ich habe nicht zuviel eurer kostbaren Zeit vergeudet.
Um es nicht noch schlimmer zu machen, schlage ich vor, dass wir anfangen.“
     
    Sie sprachen lange über die seltsame
Gemütsverfassung, in der sich alle an der Sitzung beteiligten Magier
befanden. Auch nach langem Rätseln kamen sie jedoch auf keine
zufriedenstellende Erklärung dafür. Die negativen Gedanken und die
Zweifel die alle empfanden, verflüchtigten sich jedoch allmählich,
während die Magier sich telepathisch berieten und den Kern ihres
Gedankengutes einmal mehr miteinander teilten. So gewöhnt waren sie es,
ihre Gefühle zu beherrschen, dass sie, ohne den Grund für ihre
Zweifel und Ängste herauszufinden, diese so weit verwoben, bis sie sich in
ihren gemeinsamen Überlegungen auflösten. Alienta wirkte unzufrieden.
Es reichte ihm offensichtlich nicht, das Problem verschwinden zu sehen, er
wollte einen Grund dafür finden. Während er einmal mehr das Thema
aufgriff, das doch längst gelöst schien, wurde Mehana stutzig. Sie
hörte aufmerksam seinen Worten zu und beobachte ihn dabei, wie er, mit dem
Vorwand den Hintergrund der entstandenen Ängste herausfinden zu wollen,
neue Zweifel ins Leben rief. Ein leichtes Schwitzen auf seiner faltigen Stirn
deutete verräterisch darauf hin, wie unsicher er dabei selbst wurde.
    „Der fremde Geist, der jetzt im Körper von Serfaj
ist, kommt aus einer anderen Welt. Was wissen wir schon von ihm?“, wagte
Alienta zu sagen. „...Ihr wart alle für einen Augenblick mit ihm vereint,
als ihr ihn aus seiner Welt gerissen habt. Vielleicht habt ihr dabei seine
Gefühle übernommen? Vielleicht haben wir es mit einem unreifen, oder
gar gefährlichen Geist zu tun? Wir haben ihn gerufen, um die Prophezeiung
zu erfüllen,

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