Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
Vom Netzwerk:
jedoch nicht als Vater ihrer Kinder zur
Auswahl gestellt, das würde nie geschehen, das wusste sie nur zu gut. Plötzlich
ging sie schneller, sie konnte es kaum erwarten, mit neuen Aufgaben
konfrontiert zu werden, um ihre Gefühle zu verdrängen. Sie dachte
verbittert daran, dass Alienta es leicht gehabt hätte, ihre Gedanken zu
verpesten, hätte sie ihn jemals nahe genug an sich heran gelassen… Seit
ihrer Kindheit kämpfte sie gegen ihre Gefühlswelt an, deren
Intensität nicht in das Gedankengut ihres Volkes passte. Es war ihr noch
immer nicht gelungen, sie unter Kontrolle zu halten. Das einzige, was sie
inzwischen richtig gut konnte, war es, ihre Gefühle dermaßen gut zu
verbergen, dass sie jeder Prüfung standhalten konnte.
    Als sie die große Halle betrat, in der Mehana
bereits auf sie wartete, hatte sie sich wieder gefangen und jeden Gedanken an
Esseldan verdrängt.
    *
    Nur wenige Augenblicke nachdem Leathan die Armee entdeckt
hatte, kamen bereits die ersten Soldaten auf den Dachgarten. Das Bild, das sich
bot, war für ihn sehr befremdend.
    Er beobachtete, wie die Soldaten in die Gedanken aller
Anwesenden eindrangen, um sämtliche ihrer Erinnerungen zu erforschen. So
weit wäre Leathan trotz seiner neugierigen Lisa-Natur niemals gegangen. Es
war erniedrigend.
    Um nicht noch mehr Geheimnisse zu erfahren, löste Leathan
seine Gedanken von denen der Soldaten. Er selbst war zuvor in den Gedanken
derselben Menschen gewesen, die nun bloßgestellt wurden, doch er hatte
nur an der Oberfläche gekratzt und sich zurückgezogen, sobald es zu
indiskret wurde. So schön es war, über die Gedankenwelt kommunizieren
zu können, so widerlich waren die Möglichkeiten, es zu missbrauchen.
Leathan wünschte sich plötzlich aus diesem Körper hinaus,
zurück in seine Welt... In Lisas Welt, in der es derartige
Möglichkeiten, jemanden bloßzustellen zum Glück nicht gab.
    Gerade hatte sie angefangen, sich als Leathan wohl zu
fühlen, doch nun fühlte sie sich wieder ganz als Lisa und fehl am
Platz.
     
    Loodera sah ihn an. Sie konnte Leathans Gedanken zwar
nicht lesen, doch sie konnte leicht sehen, dass mit ihm etwas nicht stimmte.
Sie stellte ihre eigenen Ängste zurück und widmete sich wieder ganz
der Aufgabe, sich um ihn zu kümmern.
    „Was ist los, Leathan?“
    Leathan zuckte zusammen, als er seinen neuen Namen
hörte, doch er nahm seine Rolle fast automatisch wieder an.
    „Du siehst sie noch immer nicht, oder?“
    Loodera bemühte sich, doch sie sah auch nicht den
Soldaten, der nun seine Hand auf jemanden legte, damit dieser erkennen konnte,
dass er verhaftet wurde. Sie schüttelte den Kopf.
    „Was machen sie?“
    Leathan erzählte es ihr und Loodera wusste, auch sie
würde in Kürze zwischen zwei Soldaten von der Terrasse weggebracht
werden. Sie stellte sich schon bildlich vor, wie sie sich vor den Augen der
Regentin, ihrer Mutter, rechtfertigen müsste.
    „Ich wünschte, ihr hättet mich nicht gerufen.“,
verkündete Leathan.
    Loodera konnte in seine Stimme seine Verzweiflung
spüren, sie ahnte auch, dass er in diesem Augenblick eher wie ein
verschrecktes Mädchen dachte und sie suchte die richtigen Worte. Ihr Leben
war sicherlich verwirkt, doch vielleicht würde Leathan den Weg gehen
können, den sie nicht gefunden hatte. Soweit sie es von ihm inzwischen
erfahren hatte, entsprach seine Denkweise eher der ihren, als der ihres Volkes.
    „Vergiss nicht, dass du Leathan bist. Du trägst den
Namen eines Königs, weil ich weiß, dass du genauso mächtig bist
wie er. Vergiss das Mädchen, das du warst. Es ist in deiner Welt
geblieben. Du kannst Lisas Wissen nutzen, aber ihre Ängste brauchst du
hier nicht zu haben. Mit deiner Macht kann dir keiner etwas anhaben.“
    Looderas Augen hatten vor Zorn gefunkelt und ihre Worte
hatten ihr Ziel erreicht. Lisa war gewichen. Leathan nickte langsam. Er hatte
sein Lächeln wieder gefunden.
    „Du wärst ein guter Boxtrainer…“
    Loodera verstand den Satz nicht, aber das war nicht
wichtig. Sie erkannte an dem Ausdruck auf seinem Gesicht, dass er wieder seine
Kraft und seinen Willen gefunden hatte. Sie bemerkte jedoch etwas, das sie fast
beunruhigte. Leathan sah auf provozierende Art und Weise auf jemanden, den sie
nicht sehen konnte, doch dessen Anwesenheit er ihr zuvor verraten hatte.
     
    Der Soldat, den Leathan angestarrt hatte näherte
sich, nachdem ihm bewusst geworden war, dass der Gast ihres Volkes ihn trotz
der magischen Tarnung sehen konnte und ihn beobachtet hatte.
    Er

Weitere Kostenlose Bücher