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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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Zeit, die sumpfigen Reisfelder zu
betrachten, die sich terrassenförmig bis zur Prärie herunter an die
Flanken der Berge schmiegten. Er war an der Seite Looderas unmittelbar beim
Eingang stehen geblieben und die Landschaft vermochte es nicht, ihn von den Gefangenen
abzulenken, die von den rückkehrenden Trupps hierhergebracht worden waren.
Einige Soldaten gesellten sich zu Ruvin, um Loodera und Leathan zu einer Frau
zu führen, die allein auf einer steinernen Bank bei den Arkaden saß
und sich der Betrachtung ihrer Stadt hingab.
    Niemand musste Leathan sagen wer sie war, denn er
erkannte die Regentin Mehana, die er in bereits vielen Gedanken gesehen hatte.
Sie wirkte erschöpft, doch als sie sich näherten, stand sie auf. Ihr
Blick ruhte für einen kurzen Augenblick auf den in etwa fünfzig
Gefangenen. Es war unmöglich auszumachen, was sie dabei empfand, doch sie
wirkte ruhig, gefasst, als könne nichts diese Frau aus dem Gleichgewicht
bringen. Nun da Leathan sie mit eigenen Augen sehen konnte, bemerkte er, dass Mehana
kleiner war, als er vermutet hatte. Es war vermutlich ihre Ausstrahlung, die
bewirkte, dass fast jeder sie größer in Erinnerung behielt, als sie
tatsächlich war. Auch Loodera schien von ihr beeindruckt, obwohl sie ihre
Regentin, ihre Mutter, mit Sicherheit schon oft zu Gesicht bekommen hatte. Als
sie den Raum betreten hatte, war die junge Heilerin etwas näher an Leathan
herangerückt, wahrscheinlich unbewusst, als suche sie Schutz.
    Nur kurz widmete die Regentin ihre Aufmerksamkeit
Leathan. Kaum merklich neigte sie den Kopf zum Gruße und Leathan tat es
ihr gleich. Er konnte nicht anders, als auf Anhieb diese Frau zu respektieren,
die die Last der Regentschaft trug. Ihr Blick besagte weitaus mehr, als Leathan
es erwartet hatte. Bildete er es sich ein, oder flehte sie um seine Hilfe? Wie
konnte eine Regentin eines Volkes, das sich Gefühle verbot, so menschlich
wirken? Nur dieser eine Blick hatte gereicht, um Leathan davon zu
überzeugen, ihr helfen zu wollen.
    Sie richtete das Wort an die Gefangenen. Sanft und
bestimmt zugleich, hallte ihre Stimme durch den Saal.
    „Einige von euch beten zu den Göttern, einige
wünschten, sie hätten den Mut es zu tun und einige verfluchen den
Tag, als sie in unserer Stadt geboren wurden. All euere Ängste verstehe
ich, doch ich teile sie nicht. So wie die meisten unseres Volkes, habe ich keine
Angst. Teilt eure Angst mit uns und wir werden sie überwinden. Wir werden
euch nicht verurteilen, wir werden euch helfen, zu euch zurückzufinden.
Ein Volk, ein Gedanke. Wir haben keinen Grund, uns zu fürchten. Wir werden
als Volk bestehen, wir werden die Quelle schützen und sie in unseren
Seelen bewahren.“
    Sie deutete auf Leathan und während die Blicke der
Gefangenen auf ihn lasteten, fuhr sie fort.
    „...Unser König wartet darauf, uns den Weg zu weisen
und sein Bote Leathan wird ihn für uns finden. Wir werden euch lehren,
eure Zuversicht wieder zu erlangen, doch falls ihr es euch wünscht, zu der
Stadt des Gott-Königs zu gehen, und euch gegen uns zu stellen, wird euch
keiner aufhalten. Ich gebe euch die Zeit, darüber nachzudenken und hoffe
dabei, ihr werdet euren Ängsten nicht nachgeben, denn ihr seid noch immer
Teil von uns. Der Bote ist hier und erlaubt uns Hoffnung. Denkt darüber
nach, weshalb euch gerade jetzt die Hoffnung verlassen hat. Jetzt, da es uns
gelungen ist, den Boten herbeizurufen, fürchtet sich der Gott-König.
Deshalb hat er diesen Augenblick gewählt, um zu versuchen, uns durch euch
zu schwächen. Lasst ihn durch eure Willenskraft diese erste Schlacht
verlieren.“
    Die Soldaten gehorchten Mehanas telepathisch erteiltem
Befehl und öffneten eine Tür am Ende des Saals, der sich die Regentin
nun zuwandte.
    „Ihr könnt zu den Kerkern gehen und euch dort auf
euer Exil vorbereiten. Ihr könnt euch jedoch auch mit unseren Lehrmeistern
beraten und mit ihrer Hilfe zu euch selbst zurückfinden. Die Wahl ist die
eure.“
    Beschämt senkten die Gefangenen ihre Blicke. Nur
wenige wählten den Weg zu den Kerkern. Die meisten sahen durch die Arkaden
hinter Mehana und erblicken ihre Heimatstadt. Einige Soldaten nahmen sich ihrer
an und begleiteten sie an Leathan und Loodera vorbei, vermutlich um zu den
Lehrräumen zu gehen. Dabei plauderten sie ungezwungen miteinander und
erweckten das Gefühl, es handle sich eher um einen Spaziergang, denn um
eine Gefangenennahme.
    Mehana setzte sich auf die Bank zurück und senkte
seufzend den Kopf. Sie versuchte

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