Die Quelle
tauchten abwechselnd unter dem Pferd ab, um Hieben auszuweichen.
Die Schnelligkeit, mit der die Abläufe stattfanden, war atemberaubend und
verlangte eine perfekte Körperkontrolle.
Eine Kriegerin um die dreißig betrat das
Gelände. Wie diese Frau gebaut war, war sie zweifelsohne eine Kriegerin,
doch hätte Leathan noch daran gezweifelt, wäre ihr wilder Blick und
ihr dezidierter Gang beweis genug gewesen. Sie war dicht von einem Pferd
gefolgt, das sich ihr gegenüber eher wie ein Hund verhielt. Es trug kein
Zaumzeug, dennoch wich es nicht von der Seite der Frau und bemühte sich
ständig um ihre Aufmerksamkeit, indem es sanft mit seinem Kopf gegen ihre
Schulter drückte. Sie näherte sich Esseldan. Leathan war sich dessen
nicht sicher, doch er vermutete, dass es diese Frau war, die er noch vor kurzem
auf der Prärie gesehen hatte. Das Pferd, das ihr folgte, verstärkte
natürlich noch seine Vermutung. Esseldan nickte ihr kurz zum Gruße
zu und richtete seine Aufmerksamkeit anschließend auf das Pferd. Er rief
Leathan zu sich.
„Galtiria hat für dich Serfajs Pferd von der Weide
gerufen. Es ist ein gutes Pferd und es kennt schon deinen Geruch, das wird dir
deine Arbeit mit ihm erleichtern.“
Leathan musste zugeben, beim Umgang mit Pferden zur
Gänze unerfahren zu sein, doch Esseldan schien sich darüber nicht zu
sorgen.
„Nun, ich denke dein Körper wird sich zum Teil daran
erinnern. Du müsstest es schnell lernen können. Es wird eine wichtige
Lektion sein, immerhin liegt der Wald der Quelle in einer Entfernung eines
Drei-Tage-Ritts von hier.“
Erst jetzt beachtete Esseldan Galtiria, er nahm dabei
eher einen Befehlston an. „Hast du bereits ein neues Pferd für dich
gefunden?“
„Ich bin mir meiner Wahl noch nicht sicher.“, gab die
Kriegerin in ebenso kühlem Tonfall zurück.
Esseldan seufzte. „Beeil dich damit, wir müssen
jederzeit mit Anthalions Armee rechnen. Willst du dann mit einem lahmen Pferd
in die Schlacht ziehen? Führ erstmal Serfajs Pferd zu den Stallungen, dann
kümmere dich darum.“ Galtiria nickte ohne auf den scharfen Worten
Esseldans einzugehen. Pflichtbewusst verabschiedete sich von Leathan mit einem
Kopfnicken, ehe sie Esseldans Befehl gehorchte und das Pferd durch das Tor zu
den angrenzenden Stallungen führte. Obwohl Gartiria sich bemüht
hatte, gleichgültig und unnahbar zu wirken, war Leathan klar, wie
unangenehm ihr das Gespräch gewesen war. Esseldan sah ihr kurz
nachdenklich nach, doch er schien seine Härte keineswegs zu bedauern.
Leathan wunderte sich über dieses Verhalten, wo ihm doch erklärt
worden war, dass es in Ker-Deijas keine Hierarchie gab, sondern nur
unterschiedliche Berufe und Berufungen... Länger darüber nachdenken
konnte er jedoch nicht, denn der Waffenmeister nahm ein Holzschwert in die Hand
und übergab es Leathan, der sich schlagartig völlig fehl am Platz
fühlte.
„Ich werde wahrscheinlich nicht lange genug in dieser
Welt bleiben, um das Schwertkämpfen zu erlernen.“, versuchte er dem
Training zu entkommen, obwohl er ahnte, dass er den Zeitpunkt verpasst hatte,
da dies noch eine Option gewesen war. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass es
hier ums wahre Kämpfen ging, um Kriegsführung. In Lisas Welt waren
Schwerter antiquierte Waffen, die nur noch dem Sport dienten, doch hier den
Schwerkampf zu erlernen hatten einen ernsten Hintergrund, einen der mit
Töten zu tun hatte.
Mehrere Krieger hatten sich ihnen neugierig genähert
und Esseldan blickte in die Runde, ehe er seine Antwort an Leathan richtete.
„Um ein wirklich guter Schwertkämpfer zu werden, ist
es sicherlich zu spät, da hättest du schon als Kind mit den
Übungen beginnen müssen. Was ich dir zeigen werde, müsstest du
jedoch in kurzer Zeit schon beherrschen können. Ruvin wird es dir zeigen,
ich habe ihn bereits herbeordert. Galtiria wäre zwar die bessere
Lehrmeisterin, aber da du nun deine Gedanken mit denen deines Meisters
verschmelzen musst, denke ich, dass es gerade für dich besser ist, mit
einem Mann zu trainieren.“
Unmöglich
war es für Leathan, jetzt noch einen Rückzieher zu machen. Esseldan
hatte ohnehin einen dermaßen sorglosen Tonfall an sich genommen, dass
Leathan seine Bedenken vorerst bei Seiten legen konnte. Aufgefallen war Leathan
auch, dass nun da Galtiria nicht mehr anwesend war, sich Esseldan weitaus
weniger Hart zeigte. Als er sie erwähnt hatte, zeugte der Klang seiner
Worte eher von Respekt. Leathan wurde neugierig, doch seine Gedankengänge
wurden von
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