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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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gedanklich zu orientieren. Sicher
war, dass die Erinnerungen von Serfaj verblasst waren. Das einzige, was Leathan
noch von ihm wusste, waren die Informationen, von denen er am Vortag Gebrauch
gemacht hatte. Schön, dass die Sprachkenntnisse auch dabei waren! Er musste
sich nun bei dem Mann entschuldigen, das war ihm jetzt klar geworden... In dessen
Gedanken hatte Leathan erkannt, dass er nur eine Karaffe Wasser und einen
Becher in das Zimmer gebracht hatte. Es zählte zu seinen Aufgaben als
Heiler, nach ihm zu sehen.
    „Danke, für das Wasser. Du solltest es vermeiden, in
mein Zimmer zu gehen, wenn ich noch schlafe... Wie du bemerkt hast, bin ich ein
wenig schreckhaft. Entschuldige mich dafür... Lass mich jetzt, bitte.“
    Der Mann zögerte kurz, doch ihm fiel offensichtlich
keine angemessene Antwort ein, so verließ er wortlos das Zimmer. Als er
wieder alleine war, atmete Leathan tief durch. In der Nacht als Lisa zu
träumen, war nicht gerade hilfreich, um sich tagsüber als Leathan zu
bewegen. Lisas Wutausbrüche waren hier mehr als fehl am Platz…
    Während er von dem Wasser trank, dachte er
darüber nach. Lisas Wutausbrüche waren nicht nur hier fehl am Platz,
sie waren es schon immer und überall gewesen. Wo kamen diese Aggressionen
nur her? Hatte das etwas damit zu tun, was vor dem Leben als Elena passiert
war? Vielleicht würde er hier, in dieser Welt, die Antworten finden.
Inzwischen würde er versuchen etwas vom Volk der Wächter zu lernen:
Selbstbeherrschung.
    Seine Gedanken gingen zu Esseldan. Er hatte in seinem
nächtlichen Gespräch mit ihm oft Bilder in seinen Kopf projiziert und
kannte daher seinen Geist gut genug, um den Versuch zu starten, ihn
telepathisch zu finden. Nur wenige Augenblicke später war er gedanklich an
seinem Ziel und vereinbarte mit Esseldan ein Treffen zum Frühstück.
    ‚Eher Mittagessen!’ war die telepathische Antwort.
Leathan fühlte, wie leichter Spott in Esseldans Gedanken mitklang und er
fragte sich erstaunt, ob der so kühl wirkende Esseldan tatsächlich
auch Humor hatte. Ein Blick nach draußen auf die Sonne, die Ker-Deijas
zum Strahlen brachte, bestätigte die Mittagszeit. Leathan musste die Augen
zusammenkneifen, um nicht geblendet zu werden.
    An den Weg zum Refektorium konnte sich Leathan erinnern
und er wählte wieder den Abstecher über den erfrischenden Duschraum,
der ihm dazu verhalf, sich wieder wohl in seinem Körper zu fühlen.
Allmählich schien er hier heimisch zu werden.
    *
    Er freute sich darauf, den Tag mit Esseldan zu
verbringen. Seine unkomplizierte Denkweise war genau die richtige in der
Situation, in der er sich befand. Als beide satt und gestärkt einen
gemütlichen Platz auf einer Steinbank auf dem Dach des Refektoriums
gefunden hatten, erzählte Leathan von seinen Träumen. Nicht die
Inhalte waren ihm dabei wichtig, viel mehr erzählte er davon, dass er in
seinen Träumen noch immer Lisa war und es ihm schwer gefallen war, beim
Wachwerden als Leathan zu denken.
    „Nun, zumindest wird dir das deine Rückkehr in
deinen Körper erleichtern, wenn es dann so weit ist.“
    Leathan nahm diese positive Denkweise gerne an,
gleichzeitig fiel ihm jedoch auf, dass er, zurzeit zumindest, nicht die
geringste Lust verspürte, in Lisas Leben zurückzukehren. Wie weit weg
waren doch die Schulbänke und Lisas Sorgen! Nun da sie ihre Probleme mit
ihrer Mutter und ihrer Vergangenheit gelöst hatte, hatte Lisa kurz davor
gestanden, einen neuen Lebensabschnitt zu betreten und Leathan konnte sich kaum
vorstellen, was nun ihre neuen Lebensinhalte wären.
    „Serfaj ist wohl jetzt in Lisas Körper, richtig?“
Esseldan nickte und Leathan erläuterte seine Gedanken. „Ich frage mich,
was er dort mit meinem Leben anstellt. Das passt so gar nicht zu ihm.“
    Esseldan dachte kurz darüber nach. „Ich bin der
Falsche für diese Frage, aber vielleicht gibt es einen Weg, etwas zu
erfahren. Mehana will sich heute Abend mit dir über Alienta unterhalten,
frag sie einfach. Vielleicht kann sie eine Vision darüber hervorrufen.“
    Einen Blick in Lisas Welt zu erhaschen, schien eher ein
unmögliches Unterfangen zu sein, doch Lisas Leben hatte derzeit ohnehin
nicht Vorrang. Wichtig waren das Hier und Jetzt. Serfajs Erinnerungen waren
fort und er hatte dadurch wohl einiges zu lernen. Wo sollte er anfangen, fragte
er sich und gleichzeitig projizierte er diesen Gedanken in Esseldans Geist. Der
Armeeanführer wirkte plötzlich, als sei er in seinem Element.
    „Ich weiß wo wir

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