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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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anfangen! Wir trainieren. Ich
möchte nicht, dass du schutzlos den Feinden ausgeliefert bist, wenn du
dich auf den Weg zum See der Quelle machst! Wer weiß, wem du unterwegs
begegnen wirst?“
    Leathan stutzte. „Zur Quelle? Ich dachte, ich soll zum
König!“
    Esseldan nickte. „Er ist in den Wald der Quelle verbannt
worden, daher musst du dorthin, um ihn zu finden. Dort kannst du mit ihm
sprechen und die Fragen stellen, auf die wir Antworten brauchen. Die wichtigste
Fragen wären wohl: Wie können wir die Existenz der Quelle wahren und
den Gott-König vernichten?“
    Leathan öffnete den Mund, ihm fiel eine ganze Reihe
mehr Fragen ein, doch Esseldan ließ ihm keine Zeit, sie auszusprechen.
    „Konzentriere dich einfach auf das Wesentliche. Man muss
doch nicht immer alles wissen, das muss nur Mehana. Komm, gehen wir. Genug der
Untätigkeit.“
    Leathan erinnerte sich daran, dass dieser Mensch am
Vortag einen Herzstillstand erlitten hatte und er schüttelte über so
viel Tatendrang verständnislos den Kopf.
    *
    Wohin auch immer Esseldan ihn führte, es war ein
leichter Weg, denn sie gingen stetig nur bergab. Leathan musste für einen
Augenblick daran denken, dass sie auf dem Weg zu einem Training waren. Das
würde dann bedeuten, dass der Rückweg, der dann nur bergauf
führen konnte, sehr beschwerlich werden würde… Er konnte nur hoffen,
dass sein Körper seinen ersten Eindruck bestätigen würde und
tatsächlich der eines Athleten war.
    Sie passierten ein Tor und Leathan konnte eine
überwältigende, weite Landschaft genießen. Auf der rechten
Seite sah er Felder, die von einem ausgeklügelten Schleusensystem
bewässert wurde.
    „Reisfelder.“, kommentierte Esseldan wortkarg.
    In der Ferne hoch in den Bergen konnte Leathan einen riesigen
Damm sehen, der den Wasserfluss nicht nur regulierte, sondern auch das Wasser
umleitete. Das alte Flussbett war noch zu erkennen, doch es floss nur noch ein
dünnes Rinnsal hindurch. Die Schleusen des Dammes verteilten das Wasser in
viele kleine Flüsse, die sich wie ein Spinnennetz aus Wasser durch die
Landschaft zogen. Das Wasser wurde dorthin geführt, wo es gebraucht wurde:
zur Wasserversorgung in der Stadt und auf die Reisfelder, auf denen viele Bewohner
der Stadt arbeiteten.
    Obwohl sie weit entfernt waren, konnte Leathan ihre
Gedanken lesen. Sie arbeiteten hart, dennoch war ihre Liebe zur Natur und dem
Wachstum der Pflanzen so groß, dass die meisten es als ein Privileg
ansahen, hier arbeiten zu dürfen. Sie waren stolz darauf, die
Ernährer ihres Volkes zu sein.
    Kleine Brücken erlaubten es berittenen Soldaten,
rasch die bewässerten Felder zu passieren und die Prärien zu
erreichen, die sich dahinter scheinbar endlos erstreckten.
    Einige Schafe und Ziegen waren dort zu sehen, doch
Leathan bewunderte vor allem die beeindruckende Herde der Pferde. Sie grasten
auf der Prärie, es waren jedoch keinerlei Zäune zu erkennen. Die
Silhouette einer Frau zeichnete sich in der Nähe der Herde ab. Ihrem
stummen Ruf folgend, kamen ihr einige der Pferde entgegen. Ein flüchtiger
Blick in den Gedanken der Frau verriet Leathan, wie sehr sie die Nähe zu
den Tieren genoss. Ihr Geist war zum Teil abwesend, telepatisch in den Gedanken
der Pferde versunken. Leathan wollte ihrem Beispiel folgen und für einige
Augenblicke in die Tierwelt eintauchen, doch es gelang ihm nicht. Verwundert
versuchte er zu verstehen, was er falsch gemacht hatte und schließlich
wandte er sich an Esseldan.
    „Diese Frau… Sie ist telepathisch mit den Pferden
verbunden, nicht wahr?“ Esseldan nickte nur, und Leathan erläuterte, was
er wissen wollte. „Weshalb gelingt es mir nicht?“
    „Weil du keine Macht aufgerufen hast. Wir sind ein Volk,
das zu natürlicher Telepathie befähigt ist. Wir brauchen die Energie
der Quelle dazu nicht aufzurufen. Aber um mit Tiere zu kommunizieren oder mit
Menschen, die nicht über diese Gabe verfügen, brauchen wir die Macht
der Quelle.“
    Leathan wurde bewusst, wie wenig er über diese Welt
wusste, wie wenig über das Volk, bei dem er zu Gast war… Er gesellte sich
einmal noch zu dem Geist der Frau, fand in ihren Erinnerungen die Gedanken
eines der Pferde, doch so befremdend war diese Erfahrung für ihn, dass er
sich sofort wieder zurückzog. Er hatte nur für einen kurzen
Augenblick gespürt, wie intensiv der Wind roch, wenn er um die
Nüstern eines Pferdes wehte…
    Leathan löste sich von diesem erstaunlichen Moment und
betrachtete zunächst den Fluss, um das wilde

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