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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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richtig war,
seine Hilfe zu verweigern. Gab es nicht ausnahmen zu solchen Regelungen in
Kriegsfällen?
    Er seufzte.
    Natürlich gab es Ausnahmen, doch bisher war er, oder
eher Lisa, immer der Meinung gewesen, dass es keine Ausnahmen geben sollte.
Riskierte er nicht das Leben aller, indem er die Pläne des Feindes nicht
erforschte? Er hatte niemals in all seinen Leben den Wunsch gehegt, in einer
Position zu sein, in der es solche Entscheidungen zu treffen galt…
    „Wie mächtig sind die Armeen über den Bergen
eigentlich? Was können sie euch antun?“
    Mehana zuckte mit den Schultern.
    „Ich weiß es nicht genau, aber sie sind viele.
Unsere Armee umfasst in etwa zweihundertfünfzig Krieger, bei denen sind es
einige Tausend. Das ist jedoch nicht das, wovor ich mich fürchte. Ihre
Soldaten beherrschen die Macht der Quelle nicht. Nur einige wenige Priester
erhalten etwas Energie von ihren Göttern. Sie stellen keine wahre
Bedrohung dar. Ihr Herrscher ist es, der mir Sorgen macht. Er ist
übermächtig. Sein Volk hält ihn für einen Gott, der in dem
Körper eines Menschen geboren wurde, mit nur einem Ziel: uns zu
vernichten. Wenn er nur halb so mächtig ist, wie es behauptet wird, kann
er unsere Stadt alleine zerstören.“
    Leathan überlegte nur kurz. Esseldan hatte die Macht
Anthalions, des Gott-Königs, bereits erwähnt, doch wie viel von dem
was erzählt wurde, war Wahrheit und wie viel nur Legende?
    „Das ist sicher Blödsinn. Wenn er euch einfach so
zerstören könnte, hätte er es schon getan, ehe ihr euch
entschieden habt, mich zu rufen. Ihr habt Wochen lang im Kreis gesessen, um
Serfajs Geist zu mir zu schicken. Das wäre sicher Zeit genug für ihn
gewesen, euch anzugreifen.“
    Mehana lächelte. „Du hast sicherlich Recht, daran
haben wir auch gedacht, doch… Alientas zufriedene Art, besagte etwas anderes.
Obwohl er enttarnt wurde, schien er einen innerlichen Sieg zu feiern. Das macht
mich misstrauisch und die anderen Mitglieder des Rates sind meiner Meinung.“
    Leathan war noch nicht überzeugt.
    „Habt ihr schon versucht, ihn auf altmodische Weise zu
befragen?“
    Mehana wirkte schockiert, doch sie antwortete vorsichtig.
    „Wenn ich richtig verstanden habe, was du unter
Menschenrechten verstehst, dann würde ich sagen, dass Folter auch keine
geeignete Methode ist. Außerdem führt sie oft zu falschen
Antworten.“
    Das Gespräch nahm eine merkwürdige Wendung und
Leathan antwortete rasch, erschrocken darüber, wie Mehana seine Worte
gedeutet hatte.
    „Ich habe doch nicht Folter gemeint! Ihr habt tatsächlich
schon gefoltert?“
    Mehana schien erleichtert darüber, Leathan
anscheinend missverstanden zu haben.
    „Nein, wir nicht, aber unsere Vorfahren waren zum Teil
Sklaven und zum Teil Herrscher. Zum Teil Opfer, zum Teil Täter. Damals ist
einiges falsch gelaufen… Unsere Feinde nutzen Folter bis heute, zur Bestrafung
und zur Befragung. Viel wissen wir nicht. Einige von uns wagen sich ab und zu
über die Berge und beobachten manche Stämme der Nomadenvölker.
Esseldan hat sogar eine zeitlang in einer Minenstadt gelebt. Dort erfährt
man so einiges.“
    Leathan schüttelte den Kopf, der Gedanke an Folter
sollte nun wieder verschwinden.
    „Mit altmodischer Befragung meine ich einfach nur fragen,
bis der andere so erschöpft ist, dass er versehentlich etwas verrät…“
    Leathan hatte kurz den Gedanken, dass er als Lisa
wahrscheinlich zu viele Krimiserien gesehen hatte, doch Mehana verstand nun,
was gemeint war.
    „Das haben wir schon bis jetzt gemacht. Fragen gestellt
und in den Gedanken gelesen, ob die Antwort versehentlich in den Vordergrund
der Gedanken von Alienta gerückt ist. Das hat aber wenig gebracht,
Alientas Wille ist zu stark. Er hat sich sogar meiner Hypnose widersetzen
können und das können nur wenige. Wir müssen wissen ob, wann und
wie wir angegriffen werden. Bitte Leathan, hilf uns.“
    *
    Leathan befand sich in einem Dilemma. Er wünschte
sich, er hätte mehr Zeit gehabt, um die Lage zu analysieren und die
richtige Entscheidung zu treffen. Wahrscheinlich wäre er jedoch nach
langem Überlegen auch zu keinem Ergebnis gekommen. Mehana hatte ihm etwas
Bedenkzeit gewährt und er war allein in dem Garten zurückgeblieben,
während sie in den Ratssaal zurückgekehrt war, um auf seine Nachricht
zu warten.
    Schließlich log er.
    Er fand ihre offenen Gedanken ohne Schwierigkeiten und
sandte seine telepathische Antwort.
    ‚Gut. Ich tue es.’, dachte er und teilte diesen Gedanken
mit

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