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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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ich sagte, ich
verrate mein Volk nicht, ich versuche, es vor dem Zorn Anthalions zu retten.“
    Leathan wollte etwas antworten, doch plötzlich legte
sich ein Schleier über sein Blickfeld. Bilder von Geschehnissen, die nicht
Hier und Jetzt passierten, drangen vor sein Auge, trübten seine Sinne. Es
dauerte nur wenige Augenblicke, doch er wusste nun, dass dieses Gespräch
sinnlos war.
    Als er aus seiner Vision auftauchte, wäre er am
liebsten sofort verschwunden.
    „Wir werden uns wieder sehen, doch ich muss nun fort.“
    Leathan sprang auf und Alienta tat es ihm trotz seines
Alters gleich. Er hielt ihn an der Schulter zurück. „Was hast du gesehen?“
    Leathan musste erst selbst über das Gesehene
nachdenken, er war sicherlich nicht bereit, sein Wissen mit dem Verräter
zu teilen, auch wenn der alte Mann vermutlich nicht in allen Punkte falsch lag.
Sein Motivation schien zumindest ehrenhaft zu sein, falls seine Worte nicht
alle gelogen waren.
    „Vielleicht erzählte ich es dir bei unserer
nächsten Begegnung.“
    Leathan klopfte von innen an die Tür, um
herausgelassen zu werden. Er hatte genug erfahren, wenn auch nicht von Alienta.
Sein Gefühl, unbedingt den alten Regenten treffen zu wollen, hatte sich
als richtig erwiesen.
    *
    Leathan stand wieder in dem großen Saal, neben
Mehana. Beide blickten in Richtung Stadt, die in der aufgehenden Sonne langsam
erwachte. Das friedliche Bild war nichts weiter als ein Trugbild mit einem
bitteren Nachgeschmack. Leathan musste daran denken, wie Loodera ihre Schuld
eingestanden hatte und von hier fortgeführt worden war.
    Das war vor zwei Tagen gewesen, dennoch schien es ihm,
als wäre es in einem anderen Leben passiert. Da hatte er noch zum Teil wie
Lisa gedacht. Nun war er ein fast dreißig Jahre alter Mann mit der
grausamen Fähigkeit, Einblicke in die Zukunft erhaschen zu können… und
er hatte eine schwere Entscheidung getroffen.
     
    Leathan hatte die Barriere in Alientas Geist nicht
durchbrochen, er hatte ausschließlich auf sein Gefühl und auf seine
Visionen vertraut. Er hatte Mehana nur zum Teil erzählt, was er gesehen
hatte.
    Noch immer schauderte ihm.
    Eines war aus den wirren blutigen Bildern sicher zu
erkennen gewesen: Anthalion hatte Alienta niemals vertraut und würde es
auch niemals tun. Alle Informationen, die Alienta von dem Gott-König haben
könnte, waren Fehlinformationen, die nur der Verwirrung dienen würden.
Aus diesem Grund bat er Mehana darum, alles, was sie von Alienta wusste,
schlicht zu vergessen und er weigerte sich, irgendetwas von seinem
Gespräch mit Alienta zu erzählen.
     
    Mehana musste Leathan nun blind vertrauen.
    Ihre Botschaft an ihr Volk war klar: Sie mussten
aufmerksam sein. Die ersten Angriffe konnten jederzeit beginnen… Es wurde Zeit
für den Boten, zum See der Quelle aufzubrechen.
     
    Während Mehana ihre Erkenntnisse telepathisch ihrem
Volk mitteilte, versuchte Leathan, die Eindrücke aus seinem Gespräch
zu analysieren und die Bilder seiner Vision in den Hintergrund zu stellen…
Immer wieder jedoch, rückten Bilder toter Menschen vor sein geistiges
Auge.
    Einer von ihnen war Alienta, doch sein Tod war es nicht,
der Leathan so beschäftigte… Der Boden von Ker-Deijas, von der so
friedlichen Stadt, die sich vor ihm erstreckte, war mit Blut getränkt
gewesen. Viele würden sterben.
    Leathan erschauderte und versuchte sich einzureden, dass
eine Vision nur eine mögliche Zukunft zeigte. Nun, da er gewarnt war,
konnte er das verheerende Schicksal, dass sie erwartete, vielleicht abwenden.
Er erinnerte sich an Alientas Geschichte. Er hatte von König Leathans
Verrat gesprochen, von seinem Massaker an Anthalions Priestern. Stimmte das?
    Leathan wusste, dass seine Seele einen Teil dieser
Geschichte selbst miterlebt hatte, doch er konnte sich nicht daran erinnern...
Offensichtlich lagen zu viele andere Leben dazwischen. Nur ein geringer, ein
fast instinktiver Teil seines Gedächtnisses war zurückgekommen. Er
hatte wieder den blauen See der Quelle vor Augen und er sehnte sich danach, an
diesem magischen Ort zu sein, den der Gott-König zerstören wollte, um
die Quelle der Magie versiegen zu lassen.
    Ehe er sich definitiv für einen Weg entscheiden
konnte, hatte Leathan viel über sich und diese Welt zu erfahren. Die
Schönheit von Ker-Deijas erschien ihm plötzlich trügerisch und
er fragte sich, was mit dem Volk passiert war, das sie erbaut hatte. Mehana
konnte ihm diese Frage nicht beantworten. Keiner wusste etwas über

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