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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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Leathan zu
ihnen zu bitten, um ihnen seine Art zu heilen beizubringen. Doch er hatte ihre
Rufe ignoriert. Wie hätte Leathan etwas erklären können, was er
selbst gerade entdeckt hatte und ihn selbst am meisten verwirrte?
    Esseldan und Leathan genossen einen entspannten Ausritt entlang
des Waldes und durch die Weite der Prärie. Leathan hatte nicht lange
gebraucht, um die Kunst des Reitens zu erlernen. Wie es zum Teil beim
Schwertkampf der Fall gewesen war, war auch dieses Wissen in den Reaktionen des
Körpers gespeichert.
    In Kämpfen nutzte das Volk der Wächter seine
telepathischen Fähigkeiten, um das Pferd in die richtigen Positionen zu
bringen. Esseldan hatte es zwar kurz erklärt, doch er hatte nicht vor, es
Leathan heute beizubringen. Er hatte für einen Tag mit Sicherheit genug
Neues erfahren und obwohl Leathan ein außergewöhnlicher Mensch war,
wollte Esseldan nicht riskieren, seinen Schützling zu überfordern.
Eine knapp vermiedene Katastrophe pro Tag war außerdem auch ihm mehr als
genug. Esseldan wollte nicht darüber nachdenken, was hätte passieren
können, wenn Leathan seine überschüssige Kraft nicht zum Heilen
sondern zum Zerstören genutzt hätte.
    Als die Sonne unterging, ritten sie zurück in die
Stadt. An der Außenmauer ließen sie die Pferde wieder frei und die
beiden Tiere trotteten gemütlich zur Herde zurück, die Weite des
Prärie genießen. Leathan wunderte sich nicht mehr darüber, dass
die Pferde vollkommen frei gelassen wurden. Er wusste ja inzwischen, dass man
die Tiere telepathisch sehr schnell zurückrufen konnte.
    Tatsächlich war die Lebensweise dieses Volkes ganz
auf ihren außergewöhnlichen Fähigkeiten aufgebaut und Leathan
konnte nur zu gut verstehen, dass sie Angst hatten, durch die Zerstörung
der Quelle alles zu verlieren.
    *
    Als Leathan den Geruch von Essen im Refektorium wahrnahm,
spürte er erst, welch einen großen Hunger er hatte und wie müde
er nach diesem Tag war. Er wünschte, er hätte am Vortag Mehana nicht
um ein Treffen gebeten. Zu gerne wäre er gleich nach dem Essen schlafen
gegangen.
    Leathan erntete einige dankbare Blicke, als er sich mit
Esseldan einen Platz an einem der Tische in dem großen Saal aussuchte. Es
war ein ungewohntes Gefühl, wie ein Held behandelt zu werden und er
empfand es nicht als angebracht, da er eigentlich nur aus Verlegenheit seine
magische Energie zum Heilen gebraucht hatte.
    Verwunderlich fand er eher, dass die Heiler selbst nicht
über diese Möglichkeit verfügten, doch für Fragen war jetzt
der falsche Zeitpunkt, denn eigentlich interessierte er sich kaum für
etwas anderes als für den Inhalt des Tellers, den Esseldan gerade vor ihn
hingestellt hatte. Es war enttäuschend. Nach einem so anstrengenden Tag
hatte er auf etwas Deftiges gehofft wie Schweinsbraten oder Gulasch.
    Die Spezialitäten von Lisas Welt und die Wiener
Küche waren jedoch weit entfernt und nun musste sich Leathan mit
Gemüsereis und einem Stück Brot zufrieden geben. Er traute sich nicht
zu fragen, ob sie hier nur vegetarische Kost zu sich nahmen, denn vielleicht
war das Essen von Fleisch verpönt. Er aß dennoch gierig seinen
Teller leer und nahm sogar noch einen Nachschlag. Für den Käse als
Nachtisch war er dankbar und nun, da er satt war, widmete er sich seinem
nächsten Problem.
    „Glaubst du, Mehana würde es verstehen, wenn ich das
Treffen mit ihr absage? Ich bin erschöpft.“
    „Ich werde für dich absagen, wenn du es willst, das
dürfte kein Problem sein. Ich verschiebe es auf morgen früh.“
     
    Esseldan war sehr zufrieden. Er hatte gehoffte, dass die
physische Müdigkeit Leathans Sorgen in den Hintergrund rücken
würde und er freute sich darüber, dass sein Plan aufgegangen war.
Leathan würde mit Sicherheit einen erholsamen Schlaf genießen
können. Über die erstaunliche Fähigkeiten, die derjenige zeigte,
der nur als Bote herbei gerufen worden war, musste er noch nachdenken. Sollte
Leathan noch länger unter ihnen weilen, so konnte er nicht nur als Bote
dem Volk der Wächter beistehen, sondern auch als Krieger einen
entscheidenden Beitrag zum Schutz ihrer Stadt leisten. Es war Esseldans
Aufgabe, seiner Armee jeden erdenklichen Vorteil in dem Krieg zu verschaffen, er
konnte nur hoffen, Leathan würde diese Rolle des Kriegers annehmen. Noch
war er dazu nicht bereit, doch Esseldan ahnte auch ohne über
visionären Fähigkeiten zu verfügen; dass sein Schützling zu
Außergewöhnlichem bestimmt war.

Kapitel 14
    Die Nacht war kaum

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