Die Quelle
ertappen zu lassen. Sie wirkte nicht, als
sei sie bereit Humor zu zeigen.
„Leathan, danke dass du gekommen bist, obwohl du
sicherlich noch sehr erschöpft von deiner beeindruckenden Leistung bist.
Ich erkläre dir, worum es geht. Setz dich.“
Sie deutete auf die Steinbank, die Leathan bereits zuvor
als besonders einladend empfunden hatte und begann mit ihren Ausführungen.
Sie selbst blieb stehen und ging unruhig auf und ab, während sie sich um
eine Zusammenfassung der Lage bemühte.
„Nachdem du es dank deiner Kräfte geschafft hast,
die Erschöpfung von mir zu nehmen, habe ich die Befragung von Alienta
fortsetzen können…“
Mehanas Gesichtsausdruck wurde düsterer,
während sie das Gespräch mit den ehemaligen Regenten noch einmal in sich
aufrief, um davon zu berichten. Leathan war hellwach, nun da er ihr gebannt
zuhörte.
„Damit hat das Schicksal auf unsere Seite gespielt, denn
nun ist mir die Eile in der wir uns befinden, erst richtig bewusst geworden.
Alienta hat nicht nur seine Fähigkeiten und seine Position als Lehrmeister
und Heiler genutzt, um Zweifel unter unserem Volk zu säen und Fehllehren
zu verbreiten, er hat auch engen Kontakt zu unserem Feind gepflegt... Zum
Gott-König, Anthalion…“
Es hatte Mehana hörbar Überwindung gekostet,
den Namen auszusprechen. Leathan hätte gerne mehr über den
Gott-König erfahren, doch er traute sich nicht Mehana zu unterbrechen.
„Der Gott-König weiß von Alienta, dass wir
dich, den Boten der Prophezeiung, gerufen haben. Er weiß, dass du bald
aufbrechen wirst, um unseren König zu suchen und seinen Rat einzuholen…“
Ein kurzes Zögern von Mehana, ließ Leathan
wachsamer werden, doch er ließ sich nichts anmerken. Den Blick in die
Leere gerichtet, hörte er aufmerksam zu und nahm dabei jede
Veränderung in Mehanas Tonfall wahr.
„Nun habe ich folgendes Problem: Alienta weiß mit
größter Wahrscheinlichkeit, wie der Gott-König gedenkt, darauf
zu reagieren. Doch er hält sein Wissen so tief in seinen Gedanken unter
Verschluss, dass ich sie nicht lesen kann...“
Mehanas Stimme wurde etwas eindringlicher, als sie weiter
sprach.
„Du hast bewiesen, dass deine Fähigkeiten
stärker sind als meine. Ich bitte dich nun darum, erneut die Macht
aufzurufen, diesmal, um Alientas Gedanken zu erforschen und um herauszufinden,
welche Pläne die Feinde schmieden.“
Mehana sah nun zu Leathan, um seine Reaktion zu erkennen,
doch er hatte seinen Blick auf den nächtlichen Garten gerichtet und nichts
in seinen Gesichtzügen verriet ihr, was er in diesem Augenblick dachte.
Wie gerne hätte sie mehr über seine Denkweise gewusst! Nun war ihr
nichts anderes übrig geblieben, als diesem Fremden, dessen Gedanken ihr
noch immer verschlossen waren, ihr Anliegen zu erläutern, ohne auch nur
ahnen zu können, wie er darauf reagieren würde.
Leathan war vorerst sprachlos. War sich Mehana eigentlich
darüber bewusst, worum sie da bat?
„Ich fühle mich geehrt, dass du so viel Vertrauen in
meine Fähigkeiten hast, aber dir ist anscheinend entgangen, dass ich sie
nicht wirklich beherrsche. Ich wüsste nicht, wie ich so etwas tun kann.
Vielleicht sprenge ich Alientas Schädel bei dem Versuch!“
Mehana zeigte Verständnis für seinen Einwand,
doch sie teilte anscheinend nicht Leathans Geschmack für Galgenhumor, denn
sie antwortete ohne ein Lächeln.
„Das werde ich dir beibringen, es ist nicht schwer.
Telepathie kannst du bereits und magische Barrieren zu durchbrechen ist
für jemanden, der mächtiger ist als der Magier, der sie aufgestellt
hat, nur eine geringe Anstrengung. Mir ist es bei Alienta nicht vollständig
gelungen, da meine Macht die seine kaum übertrifft.“
Leathan schüttelte den Kopf. Ihm war bewusst, dass
sein erster Einwand nur eine Ausrede gewesen war, doch er hatte dringend
Bedenkzeit gebraucht. Obwohl er in seinen Überlegungen noch nicht weiter
gekommen war, entschied er sich dafür, sich mitzuteilen.
„Das andere Problem ist, dass selbst wenn ich lerne, das
zu tun, bin ich mir nicht sicher, ob das richtig ist… Wenn Alienta nicht
möchte, dass seine Gedanken gelesen werden, sollten wir das nicht
respektieren? In meiner Welt heißt es, dass auch Verbrecher Rechte haben.
Wenn es dort Telepathie gäbe, wäre es in einer solchen Situation
sicher verboten, sie zu nutzen. Das nennen wir ‚Menschenrechte’.“
Mehana konnte das nicht verstehen, das war ihm bewusst,
doch auch er war sich darüber nicht ganz im Klaren, ob es
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