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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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die
Erbauer von Ker-Deijas.
    Vom einen neuerlichen Anflug einer Vision erfüllt,
ahnte Leathan plötzlich, dass er mehr über die Vergangenheit in
Erfahrung bringen musste. Er würde in der Geschichte von dieser Stadt
einige der Antworten finden, die er brauchte, um die zukünftigen
Geschehnisse besser zu verstehen. Leathans Weg in dieser Welt würde noch
lange andauern… Er nahm seine Rolle und das damit verbundene Schicksal an.
Unmerklich nahm er dabei Abstand von Lisas Welt.

Kapitel 15
    Anthalion stand auf dem höchsten Turm seiner Burg,
sein Blick auf die Weite des Meeres gerichtet. Er verharrte bereits seit
Stunden reglos an die Steinmauer gelehnt und genoss es, seinen Körper den
Einflüssen seiner Umwelt auszuliefern.
    Keine Welle ähnelte der Vorherigen, keine
Lichtspiegelung war so schön wie die, die ihr folgte. Der Wind schenkte
ihm das Rauschen des Meeres und stimmte seine eigene wilde Melodie dazu an,
während er sanft Anthalions Gesicht streifte und Salz auf seine Zunge legte.
    Sein göttlicher Geist war vollends damit
beschäftigt, seine menschlichen Sinne auszukosten… Mit jedem Atemzug
fühlte Anthalion, wie diese sterbliche Hülle der Ewigkeit trotzte…
    Einmal mehr widerstand er der Versuchung...
    Einmal mehr versuchte er, jeden Augenblick in seinen
Erinnerungen festzuhalten und doch wusste er… Keine Erinnerung war so vollendet
wie das Erlebnis selbst. Wenn er doch nur mehr Zeit hätte…
    Die Sonne trat das Ende ihrer friedlichen täglichen
Reise an und Anthalion verharrte weiter, genoss es, in vollen Zügen die
frische Meeresluft einzuatmen, bis seine Lunge schmerzte. Langsam
verfärbte sich der Himmel, während dünne, schwarze Wolken an der
rötlichen Sonne vorbeischwebten. Möwen begrüßten die
Abendsonne mit ihren Schreien und erwartungsvolle Vorfreude erfüllte
Anthalion. Die Erinnerung vom Vortag nahm ihren Ehrenplatz wieder ein, ein
wohltuender Schauder lief seinen Rücken entlang. Bald würde die
abendliche Blutorgie beginnen und der Reinheit der wilden Natur trotzen.
    Der kleine Hafen seiner Stadt war durch eine Steinmauer
geschützt, die nicht nur als Wellenbrecher diente, sondern auch die
Ungeheuer vom Ufer fern hielt. Doch in der Ferne konnte er sie bereits sehen,
die furchterregenden Geschöpfe kamen näher, von der Anwesenheit der
Fischer angezogen. Anthalion lächelte wild.
    Die Wellen wurden unregelmäßiger, sie prallten
gegen die Steine der Wellenbecher und weißer Schaum spritzte an die
Oberfläche. … Anthalion lachte laut, als die ersten Tentakel, fast so lang
wie sein Aussichtsturm hoch war, gen Himmel schlugen und gleich mehrere
Möwen in Richtung des weit aufgerissenen Maules von einem der Ungeheuer
geschmettert wurden.
    Die Jagd war eröffnet. Die Möwen flohen und
suchten Zuflucht an Land, einige landeten ganz nahe bei Anthalion. Auch sie blickten
gespannt auf das Meer, vor allem auf den Hafen. Das abendliche grausame Ritual
hatte begonnen.
    Der Riesenkrake war nun nicht mehr alleine. Das Meer
brodelte vor Leben, das sich in diesem überbevölkerten Biotop
gegenseitig zerfleischte. Das Wasser vermischte sich mit dem Blut der
Ungetiere, während sie sich um die kleineren Fische stritten. Ganze
Schwärme von Fischen, die Leckerbissen des Meeres, flohen vor den
Reißzähnen, Tentakeln und säurehaltigen, schäumenden Mäulern
in den Hafen, in die vermeintliche Sicherheit flachen Gewässers.
    Die Möwen schlugen nun zu. Der Hafen wirkte als habe
er unzählige Flügel, die sich allmählich blutrot färbten.
    Anthalion beobachtete lieber den Kampf der mächtigen
Ungetüme im Meer. Einige wenige hatten versucht, den Fischschwärmen
zu folgen und waren an den metallenen Gittern der Hafeneinfahrt hängen
geblieben. Eines der Ungeheuer versuchte nun hinüber zu klettern. Es sah
aus wie eine Riesenqualle mit meterlangen, gallertartigen Auswüchsen, die
ihm als Greifarme dienten. Das Quallenwesen hatte eines der Arme um einen
Gitterstab gewickelt und musste feststellen, dass dieser mit scharfen Klingen
versehen war. Weißes, schäumendes Blut quoll in das Meer hinein und
ein Krake zog das verletzte Wesen in die Tiefe zurück, in seinen hungrigen
Schlund.
    Anthalion blickte weiter hinaus. Ähnliche
Kämpfe fanden überall dort statt, wo Fischschwärme vorbei zogen,
auf der Suche nach sicheren Felsspalten oder rettenden Giftalgen. Rotes und
weißes Blut vermischte sich und verpestete das Tod bringende Meer. Die
friedliche Schönheit des Meeres, die Anthalion am Tage genoss, um

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