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Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Titel: Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Dunkel der Fluten verschwand und das Wasser sich rot färbte, noch bevor irgendjemand etwas dagegen tun konnte.
    Sie täuschte sich nicht, ihre Wahrnehmung wurde nicht durch ihre Angst beeinträchtigt, sondern war so fein wie eh und je. Die Feinde waren da. Ganz nah.
    Noch harrten sie unter der Wasseroberfläche, hatten Tyrrfholyn durch den Fluss ziehen lassen. Warum? Waren es zu wenige, um gegen Enygmes Truppe zu bestehen? Selbst wenigen hätte es gelingen können, den einen oder anderen Tyrrfholyn anzugreifen und unter Wasser zu ziehen. Die Wasserpferde hätten ein leichtes Spiel gehabt, ein Herdenmitglied mit sich fortzuschleppen in die Tiefe, wo die Tyrrfholyn nicht kämpfen konnten, sondern ertranken.
    Sie waren da gewesen. Sie waren immer noch da – hinter ihnen. Und vor Enygme und ihren Begleitern ragte die wolkenverhangene Mauer der Trutzberge auf, auch schon ganz nah. Um zurück nach Kerr-Dywwen zu kommen, würden sie wieder durch den Fluss müssen.
    Was im Wasser war, wussten sie. Aber welches Unheil würde sie am Fuß der Berge erwarten? Hatten die Mardoryx es geschafft, die vermeintlich unüberwindliche Barriere doch zu überschreiten? Würde nach Hunderten von Jahren der vermaledeite Krieg einfach weitergehen, als hätte er nie aufgehört?
    Die Felsbarriere hatte damals den Krieg beendet, aber sicher nicht die Feinde davon überzeugt, dass ihre Ziele und Pläne falsch waren. Man konnte davon ausgehen, dass sie auf ihrer Seite des Landes genauso weitergemacht hatten wie zuvor. Niemand störte sie dabei. Man konnte der Untertanen der Mardoryx gedenken; helfen konnte man ihnen nicht. Die Trutzberge machten ein Eingreifen unmöglich.
    » Wir müssen weiter. Ich möchte, dass die Nachhut genau aufpasst, ob wir verfolgt werden! « , befahl Enygme, und der Trupp setzte sich wieder in Bewegung. Sie kamen nicht mehr so schnell voran, sahen sich vermehrt um, überprüften das Gelände. Enygme zischte vor Ungeduld. Es war ihr Land. Ihr Land – auch wenn dieser Landstrich zum Gebiet der Re-Gyurim gehörte. Es war nicht recht, dass sie hier Talunys’ Feinde fürchten mussten.
    Die Landschaft hatte sich erneut verändert. Die Wiesen waren hier wieder grün, bisweilen gab es bewirtschaftete Felder. Die Waldstücke, durch die sie kamen, waren keine Urwälder, sondern gepflegte Haine. Von Weitem konnte man das eine oder andere Menschendorf sehen. Nicht alle Menschen lebten in Kerr-Dywwen. Manche fühlten sich wohler in einer rein menschlichen Gemeinschaft. Sie lebten ihr dörfliches Leben, so wie sie das wohl schon vor vielen Generationen in jener anderen Welt getan hatten. Sie mischten sich nicht ein, und man ließ sie weitgehend in Ruhe, weil sie das so wollten. Dabei gingen die Ra-Yurich, die Re-Gyurim und die Re-Hoyhn jeweils unterschiedlich vor, interpretierten ihren regionalen Herrschaftsanspruch verschieden. Doch letztlich waren es die Ra-Yurich, die die Geschicke Talunys’ bestimmten.
    Die Truppe kam durch eines dieser Dörfer, und auf der Dorfstraße stellte Enygme mit Unbehagen fest, wie wenig willkommen sie zu sein schienen. Schnell verschwanden die Menschen in ihren Häusern, kaum einer grüßte, nur der Schultheiß trat hervor, in einem eilig übergeworfenen Amtsumhang, und verneigte sich vor seiner Fürstin, wie es sich gehörte.
    » Gibt es Neues von den Bergen? « , fragte Enygme.
    » Die Berge sind, wie sie immer sind, Fürstin « , antwortete der Dorfvorsteher. » Hoch, unüberwindlich und dunkel. «
    » Und doch habt ihr euer Dorf so nah an ihnen gebaut « , sagte Enygme. » Bedrückt euch die Finsternis der Felsenwand nicht? «
    » Was uns bedrückt, ist nicht aus Fels « , sagte der Dorfvorsteher. Enygme sah ihn fragend an, doch er sagte nicht mehr dazu.
    » Die Uruschge lauern in den Gewässern! « , warnte sie.
    » Wir wissen es, Fürstin! « , antwortete er.
    » Nehmt euch in Acht vor ihnen! «
    » Das tun wir stets. Wir wissen uns in Acht zu nehmen. «
    Enygme blickte die leere Dorfstraße hinunter. Sie war ein wenig enttäuscht, dass die Menschen sie nicht einluden, ein Mahl oder auch nur ein Getränk zu teilen. Die Stimmung in dieser Ansiedlung gefiel ihr nicht.
    » Wir sind unterwegs, um herauszufinden, woher das Übel kommt und was wir dagegen tun können « , fuhr Enygme fort. » Wer sich uns anschließen will auf der Suche nach einer Antwort und dem Frieden, der ist willkommen. «
    Der Schultheiß nickte. » Wir sind zu wenige, Fürstin « , sagte er. » Verzeiht uns, aber die

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