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Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Titel: Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Kampftüchtigen unter uns werden gebraucht, um das Dorf zu schützen. «
    Sie nickte ebenfalls. » Natürlich. Wenn ihr Hilfe braucht, wendet euch an Kerr-Dywwen. «
    Kerr-Dywwen, das auf der anderen Seite des Flusses lag. Sicher würden die Menschen den zurzeit nicht durchqueren wollen.
    » Habt Dank! « , sagte der Schultheiß. » Das werden wir. « Es war nichts als eine Floskel.
    Sie verließen das Dorf, trabten in Richtung der Felswand, die die Welt nach Norden hin aufhören ließ. Es ging bergauf. Bald sahen sie keine Dörfer mehr. Näher hatten die Menschen nicht an die steinerne Grenze gebaut. Ihre Welt war dort zu Ende.
    Der Tag ging zur Neige. Wieder mussten sie einen Platz finden, an dem sie die Nacht sicher überstehen konnten. Enygme wusste nicht, ob es hier einen solchen Ort gab. Sie fühlte sich nicht sicher. Sie fühlte sich beobachtet.
    » Wir übernachten hier « , sagte sie und begann Wachen einzuteilen. Sie würden sie brauchen. Vielleicht schon bald. Enygme konnte es spüren. Das Unbehagen kroch ihr über das Fell in die Haut, brannte in ihren Nüstern wie scharfer Rauch. Sie waren nicht allein. Und wer sich nicht offen näherte, war ein Feind.
    Ganz langsam drehte sie sich einmal um sich selbst. Einerlei in welche Richtung sie blickte, überall beschlich sie das gleiche Gefühl von Unsicherheit. Am Fluss hatten die Uruschge ihnen nichts getan. So würde es nicht bleiben. Hier im lichten Wald gab es überall Quellen und Bäche. Man konnte von Ferne ihr leises Gurgeln hören.
    Da war noch mehr, Enygme fühlte es, auch wenn sie es nicht näher benennen konnte. Sie fragte sich, ob sie und ihre Herde gerade in eine Falle getappt waren. Waren noch alle da? Es schienen so wenige zu sein. Doch vielleicht ließ der Kampf, dessen Nahen sie spürte, sie so denken. Groß war die Gruppe noch nie gewesen.
    Jetzt erschien sie ihr allzu klein.

Kapitel 67
    Die Sonne war nicht einmal aufgegangen, als die kleine Gruppe loszog. Macha hatte Irene den Geigenkasten gereicht und gesagt: » Nimm ihn mit. «
    Zu gern hätte Irene gefragt, wozu das gut sein sollte, doch die Göttin, die heute früh um beneidenswerte zwei Jahrzehnte jünger aussah als am Abend zuvor, hatte sich schon wieder abgewandt. Schnell schob sich Irene auch noch die Tin-Whistle in den Rucksack. Gelegentlich spielte sie darauf, auch wenn Geige ihr Hauptinstrument war.
    Die Göttin und ihr Held sprangen auf ihre Pferde, die beim Anblick Esterons und Perjanus scheuten und nervös herumtänzelten. Ein drittes Pferd stand ohne Reiter herum und rollte ängstlich mit den Augen. Wo kam das denn her? Hatte Macha als Pferdegöttin es irgendwie herbeibefohlen? Wozu?
    » Steig auf! « , befahl die Göttin. Nun hätte auch Irene gerne ängstlich mit den Augen gerollt. Macha erfüllte sie mit steigendem Unbehagen. Keiner hatte ihr erklärt, was nun passieren würde, doch sie war sich zunehmend sicher, dass es auf ihre Kosten gehen würde.
    » Ich nehme lieber das Auto « , wehrte sich Irene, deren Erfahrungen mit Pferdesport sich darauf beschränkten, dass sie Una früher zum Reiten gefahren und wieder abgeholt hatte.
    » Du tust, was ich dir sage, Menschenfrau. «
    » Nein « , mischte sich Esteron ein. » Sie tut – vielleicht –, was ich ihr rate. Wenn sie will. Nur wenn sie will. «
    » Ich bin eine Göttin! Menschen sollten sich nicht mit mir anlegen. «
    » Ich bin ein Tyrrfholyn. Diese Frau steht unter meinem Schutz. Und du bist nicht ihre Göttin. «
    Die Göttin lachte. Sie sah heute so anders aus. Sie trug eine schwarze Lederkombi wie eine Bikerbraut. Irene hatte die Nieten-Aufschrift auf dem Rücken gesehen: WAR ™. Wie zynisch! Der Held war entsprechend gekleidet. WAR ’s Angel prangte auf seinem Rücken. Die etwas lumpige Ausstrahlung des Vortags war verschwunden. Diese beiden zogen in den Kampf und freuten sich darauf.
    Irene schauderte.
    » Ich bin ihre Göttin « , wiederholte Macha. » Sie glaubt an mich. Sie ist der festen Überzeugung, dass es mich gibt. Das macht mich zu ihrer Göttin. Götter muss man nicht mögen, es genügt, an sie zu glauben. Und wenn ein Mensch weiß, was gut für ihn ist, sollte er seine Abneigung tunlichst verbergen. Und gehorchen. «
    Irene schnitt eine Grimasse. Der Gedanke, nicht an diese physisch sehr reale Frau zu glauben, war ihr gar nicht gekommen. Sie sah sie schließlich mit eigenen Augen, hatte sie mit Pizza und Wein abgefüllt, sie in ihrem Haus beherbergt und unfreiwillig ihrem schier endlosen Orgasmus

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