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Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Titel: Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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jetzt anfing, abergläubisch zu werden, konnte sie sich gleich der Eso-Community ihrer Mutter anschließen. Bislang hatte sie das tunlichst vermieden.
    Trotzig kniete sich Una auf den Boden neben das Wasser. Dieser Ausflug war anders, als sie erwartet hatte. Sie hatte sich gewünscht, die vielen negativen Gefühle ein wenig hinter sich lassen zu können. Sie hatte etwas zur Ruhe kommen wollen, mit Landschaft und Stille und Alleinsein.
    Das alles hatte sie nun. Doch es schien, als hätte sie viel mehr bekommen, als sie sich gewünscht hatte. Alles war zu viel, zu intensiv, zu verstörend. Man konnte auch zu allein sein.
    » Quelle, du bist schön! « , sagte sie, entschlossen, alles Seltsame zu ignorieren und sich auf das Positive zu konzentrieren, als könnte dies ihre seltsamen Anwandlungen vertreiben. Schön war die Quelle tatsächlich. Von geradezu unwirklicher Schönheit. Und Una würde diese Schönheit verdammt noch mal genießen. Dazu war sie hergekommen – und nicht, um sich von irgendwelchen dummen Gefühlen ins Bockshorn jagen zu lassen.
    Sie steckte die Kamera weg und streckte die Hand nach dem sprudelnden Nass aus. Ihre Finger berührten die Oberfläche, ihre Hand tauchte ein. Kalt war das Wasser, fast schon erschreckend kalt für diesen heißen Sommertag. Sie schöpfte Wasser aus der Quelle und führte es an ihre Lippen. Sie musste sich einen Ruck geben, denn alle möglichen Szenarien von vergifteten Brunnen und abwasserbelastetem Grundwasser schossen ihr durch das Zivilisationshirn, in dem Wasser sonst nur aus Wasserhähnen kam.
    Dummheit war das. Vermutlich war diese Quelle ungefährlicher als alles, was zu Hause aus der Leitung floss.
    Sie trank.

Kapitel 9
    Kanura fühlte etwas zwischen Verzweiflung, Schuld und Wut. Sein Schrecken hatte sich schnell in Schuldbewusstsein gewandelt, als er seinen Vater und Perjanu kurz nach deren Ruf schon hatte vor sich stehen sehen, beide besorgt und doch beide ungehalten. Er starrte sie an, als wären sie aus einem Loch im Firmament gefallen. Kanura hatte sie weit weg in Kerr-Dywwen vermutet. Er war sich nicht sicher, ob er sie wirklich jetzt sehen wollte. Eben war er noch ein siegreicher Krieger gewesen, nun standen da sein Vater und sein ehemaliger Lehrer – was erfahrungsgemäß nahendes Ungemach bedeutete, egal, ob man inzwischen erwachsen war oder nicht.
    Sein Vater rollte drohend mit den Augen, warf den Kopf hoch und streckte sein Horn genervt gen Himmel, wie immer, wenn er andeuten wollte, dass er sich gewaltig anstrengen musste, um nicht allzu nachdrücklich seinen Zorn kundzutun. Der Hof fürchtete diese Gebärde, denn Hra-Esteron schaffte es gemeinhin nicht sehr lange, sich sanft zurückzunehmen, wenn er wirklich wütend war.
    Einhörner galten als ruhig, gelassen und weise. Doch gab man ihnen ausreichend Grund, so konnten sie durchaus auch anders reagieren. Groß, kräftig und zornig waren sie weder niedlich noch zu unterschätzen.
    Perjanu blickte Kanura nur an. Es lagen Sorge und ein wenig Resignation in dem Blick der großen, alten Augen des weisen Schanchoyi.
    » Kanura, was tust du hier? « , fragte er nun, während der Hra nur grimmig schnaubte.
    » Ich habe nach Edoryas’ Mörder gesucht « , gab Kanura zur Antwort, ein wenig erbost, dass man ihm nachjagte, als wäre er ein hirn- und hornloses Fohlen und nicht ein erwachsener Tyrrfholyn, Fürstensohn, groß, kräftig und ganz gewiss nicht hirn- oder hornlos.
    » Ich habe ihn gefunden « , fuhr er knapp fort. » Oder zumindest einen von ihnen. «
    Er deutete mit dem Kopf nach hinten, zeigte mit seinem Horn die Richtung an, in der sein toter Feind lag. Der Blick der älteren Einhörner ging an ihm vorbei ins Tal hinab. Einen Moment lang war es ganz still. Die Augen seines Vaters und des ehemaligen Lehrers weiteten sich fragend.
    » Und « , fuhr Kanura beinahe ein wenig genüsslich fort, obwohl er wusste, dass Triumphgefühle sich nicht ziemten, » ich habe ihn besiegt. «
    Die beiden Hengste starrten ihn an.
    Eine elegante Levade später stand Perjanu als Mann da und summte leise, als er Kanura seine Hand erst ans Horn legte, dann ans Bein und ihm über die schmerzende Stelle strich. Kanura fuhr hoch und atmete schmerzhaft durch die Nüstern ein. Doch der Schanchoyi hatte Macht. Schon ließ der Schmerz etwas nach.
    » Das kann nicht einfach gewesen sein « , sagte Perjanu nachdenklich und blickte hinunter auf das tote Tier im Tal.
    » Nein. War es nicht. Aber was wichtiger ist, ich habe Eryennis

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