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Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Titel: Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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sich anfühlte, als hätte jemand glühende Kohlen hineingeschüttet.
    » Singt das Wasser,
    steigt die Flut,
    wird schnell alles wieder gut.
    Greift der Sänger
    in die Saiten,
    kannst du keinen Schmerz bereiten.
    Menschen sind Wasser,
    und Wasser ist nasser.
    Ich rufe die Fluten,
    bevor wir verbluten.
    Ich schwimme im Sieg,
    und ertrinken wird dein Krieg. «
    Sie sangen gegeneinander und miteinander. Woher Una den Text genommen hatte, wusste sie nicht. Er war in ihr entstanden, plötzlich, aus dem Wunder heraus, das Musik zu jeder Zeit und in jeder Welt war. Bardin hatte man sie genannt. Doch zum ersten Mal verdiente sie diesen Titel wirklich.
    Noch immer spürte sie die Hitze in sich, doch sie glaubte mit aller Kraft daran, dass sie nicht verbrannte. Kein » was ist, wenn doch « gestattete sie sich, dachte nur an das, was um sie herum erschallte.
    Ihre Feindin war eine wunderbare Bardin. Vielleicht war SIE die beste gewesen, die die Mardoryx je besessen und für ihre Zwecke missbraucht hatten. Sie hatten SIE geopfert und ins Gebirge geschickt, IHR die Aufgabe gegeben, einen Weg zu schaffen, wo keiner war. Und es war diesem neu erstandenen Wesen gelungen. SIE hatte sich durch den Berg gesungen, einem Ziel entgegen.
    Das Ziel war Zerstörung. Die der Tyrrfholyn, die der Mardoryx und all jener, die IHRER Macht im Weg standen.

Kapitel 94
    Eine seltsame Pause hatte sich in der Schlacht ergeben. Alles verharrte, als hätten sich die Kämpfenden in Stein verwandelt. Seit Stunden mochte das so sein. Vielleicht auch länger. Und doch wusste Enygme, dass es noch nicht vorbei war.
    Die Ra-Yurich standen im Zentrum. Die Re-Gyurim umkreisten sie gemächlich abwartend. Wie Stachelbüsche rollten und watschelten die Schrate zwischen den beiden Parteien, unsicher welche Einhörner sie nun angreifen sollten. Das gab Enygme bisweilen ein wenig Hoffnung. Ganz außen, kaum sichtbar zwischen den Bäumen, lauerten die Uruschge im Dunkel. Ein paarmal noch hatte Enygme in Gedanken nach dem Licht der Sonne gegriffen und es gegen diese dritte Gruppe Angreifer strömen lassen. Doch ihre Kräfte ließen nach.
    Die Zeit schien stillzustehen. Schon die kleinste Bewegung mochte den Kampf von Neuem beginnen lassen. Enygme wusste, dass ihre Feinde nur abwarten mussten. Sie mussten sich nicht in einem Kampf aufreiben, den sie langfristig nur noch gewinnen konnten.
    Was tun? Vergeblich hatte Enygme versucht, ihren Hilferuf bis nach Kerr-Dywwen auszudehnen. Doch die Schanchoyi der Re-Gyurim verhinderten das. Nichts drang nach außen. Niemand würde zu Hilfe kommen.
    Sie hatte nur kurz versucht, mit Hre Hyron zu verhandeln. Doch er war von einer Überzeugung getrieben, die sich keinen Argumenten öffnete. Somit war jedes weitere Wort sinnlos.
    Vielmehr dachte sie über ihre Feinde nach. Schrate, Tyrrfholyn und Uruschge. Und jener Schatten im Berg. Die Schrate mussten einen Meister haben. Und dieser Meister hatte mit dem Verrat der Re-Gyurim zu tun.
    Enygme konzentrierte sich auf die runden Pelzwesen, versuchte durch sie zu erfassen, wer oder was hinter alldem stand. Doch damit erreichte sie nichts weiter, außer dass die Wesen sich plötzlich ihrem Feind im Zentrum des Kreises zuwandten, als würde ihnen plötzlich bewusst, wer ihr Gegner war.
    Zähne blitzten. Die Kampfpause war vorüber. Riesige Mäuler schnappten nach den Beinen der Tyrrfholyn. Diese rückten noch näher zusammen, stachen mit ihren Hörnern nach den Schraten.
    Enygme verlagerte den Fokus ihrer Konzentration. Sie versuchte nicht mehr herauszufinden, wer der geheimnisvolle Meister der Schrate sein mochte. Stattdessen lenkte sie ihre Gedanken auf deren haarige Körper aus fremdem Willen und gestohlenem Leben, aus Stein und Staub und Fell. Nichts davon passte zusammen.
    Genau darauf fokussierte die Fürstin ihre Magie auf das innere Nichts, um das herum die Kreaturen geschaffen waren. » Ihr seid nichts! « , sagte sie leise. » Erkennt, dass ihr nichts seid. «
    Einsicht jedoch schien den Wesen nicht gegeben, obgleich manche kurz innehielten.
    » Nichts! « , sagte einer.
    » Nichts! « , wiederholte Enygme und legte ihre ganze magische Kraft in dieses Wort. Das Wesen vor ihr erstarrte. Mit einem seifigen Plopp fiel es in sich zusammen, war auf einmal nicht mehr als nur noch Staub. Fast meinte Enygme, so etwas wie Dankbarkeit von dem Schrat gefühlt zu haben. Konnten Schrate etwas fühlen?
    Keine Zeit, darüber nachzudenken, denn schon erhöhten die anderen Schrate die Intensität

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