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Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Titel: Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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hatte. Einen blauen Stein. Ich weiß nicht, ob er sich das ausgedacht hat … «
    » … zum Geschichtenweber hat er nie getaugt « , unterbrach ihn Esteron erneut ungeduldig. » Ein Manko für einen Tyrrfholyn. «
    » … aber wenn es stimmt, dann wird die Gewissheit seines Todes abgemildert durch die Möglichkeit, dass er in der Menschenwelt überlebt hat. «
    Esteron atmete tief ein. Nun war es ausgesprochen. Er sah Perjanu an und sagte leise: » Wo er für uns genauso verloren wäre. Zudem müssen wir bedenken, dass die Gesänge der Menschen sich von unseren unterscheiden. Nicht umsonst trennen sie zwischen Poesie und Geschichtsschreibung. Ihre Lieder sind schön und voller Metaphern – keine Fakten! «
    » Fakten, mein Freund, werden überschätzt. Sie beschränken die Möglichkeiten. Ein Lied voller Metaphern hingegen eröffnet Möglichkeiten. «
    » Die alle falsch sein können. « Esteron klang ein wenig verzweifelt.
    » Faktisches Verständnis ist nicht frei von Irrtum. Wenn man über das nachdenkt, was die Menschen zu verschiedenen Zeiten an ›Wissen‹ mit hierhergebracht haben, so muss man einen großen Teil davon als unzutreffend abhaken. Menschen scheinen eine Tendenz zu haben, alles kleinteilig zu definieren und dann eine Abweichung von dem schon Definierten mit großem Widerwillen zu sehen. Bedenke, wie schwierig es war, ihnen eine andere, offenere Sichtweise zu vermitteln. «
    » Wir haben ihnen ihre Sichtweisen nie nehmen wollen « , warf Esteron ein.
    » Wohl aber die Überzeugung, diese Sichtweise wäre stets die einzig Wahre. «
    Esteron lächelte leise.
    » Sie sind diesem Stadium aber entwachsen. Sie haben sich entwickelt. «
    » Nur weil sie schon viele Generation hier sind und seit dem Großen Krieg keine neuen Menschen hinzukamen. Sie haben sich integriert – und viel Gutes gebracht. « Perjanu zeigte mit ausladender Geste auf die Bücherreihen. » Sie haben ihre Begabungen und Kunstfertigkeiten weitergegeben und ihre Überzeugungen zusammengemischt zu einem wohlwollenden Ganzen. Doch die Menschen in ihrer Menschenwelt sind unser jetziges Thema. Und die Gefahr, die sie für Kanura bedeuten – sollte er dort sein. «
    » Ich hoffe dennoch, dass er dort ist. Wenn nicht, bedeutet das, dass er tot ist. Wir müssen in die Welt der Menschen gelangen, um ihn zu suchen. « Esteron blickte sehnsüchtig und skeptisch zugleich in die Weite.
    » Aber wir haben keine Nymphe, die uns leitet, Esteron. Nach so vielen Zyklen wäre es vermessen zu glauben, nur weil wir gerade eine brauchen, würde flugs eine erscheinen. Und die Flüsse zu durchsuchen, ist genau das, was wir im Augenblick nicht tun sollten. Dabei auf Uruschge zu stoßen, wäre wahrscheinlicher. «
    Sie schwiegen eine Weile, durchblätterten einen mit vielen bunten Bildern geschmückten Folianten, der sie vor sich auf dem riesigen Holztisch ausgelegt hatten. Esteron strich bewundernd über das dicke Papier.
    » Sie haben uns schöne Dinge gebracht, die Menschen « , meinte er nachdenklich. » Sie sind kunstsinnig, geschickt und begabt. Traumwerker, die schöne Dinge schaffen. Doch sie sagen, in ihrer Welt sind nicht alle so. Müssen wir daraus schließen, dass die Nymphen nur künstlerisch begabte Menschenwesen zu uns gebracht haben? Und wenn ja – warum? «
    » Warum tun Nymphen überhaupt irgendetwas? « , fragte Perjanu. » In all unseren Gesängen gibt es keinen Hinweis auf ihre Motivation. «
    » Vielleicht hat sie nur nie jemand gefragt « , meinte Esteron.
    » Vielleicht waren wir zu abgeklärt, als dass es uns interessiert hätte. «
    » Perjanu, mein Freund. Sich für das Denken und Fühlen anderer nicht zu interessieren, ist nicht abgeklärt, sondern arrogant. «
    » Vielleicht haben nicht nur die Menschen sich entwickelt, Hra-Esteron. « Er lächelte.
    » Aus der Not geboren, Perjanu. Das Warum mag uns einiges erläutern. «
    » Wir wissen auch nichts über die Motivation der Uruschge. «
    » Dann sollten wir auch hier mehr herausfinden. Ebenso über die Verbindung von Nymphen und Uruschge. « Esteron klang entschlossen.
    » Du meinst, da gibt es eine? «
    » Ich meine, wir können die Tatsache, dass beide nach so langer Zeit wieder in Talunys aufgetaucht sind, nicht ignorieren. Wer weiß, was die Nymphe von meinem Sohn wirklich wollte. «

Kapitel 24
    Una zitterte immer noch am ganzen Körper. Sie war nicht angezogen für eine kühle Nacht, auch wenn es wohl eher die Ereignisse waren, die sie erschauern ließen, als die

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