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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Erinnerung, wie hilflos sie gegen Hemeròc gewesen war. Selbst ihre Kräfte würden diesen Wesen nichts anhaben können. Als Nächstes hatte sich ihr Hass auf den angeblich Schuldigen gerichtet, einen jungen Anwärter namens Tokaro Balasy, den der Krieger an Sohnes Statt angenommen hatte.
    Im Anschluss hatte sie den Ritter tausendfach für seine Ignoranz, seinen Stolz, seine Starrköpfigkeit und sein Ehrgefühl verflucht, das letztendlich seine Vernichtung zu verantworten hatte.
    Und sie sah in seinem Tod zu einem gewissen Teil die Strafe dafür, dass er sich damals gegen sie entschieden und sie von seiner Seite verstoßen hatte. Wegen eines Krieges, in den keiner von beiden involviert war. Nur der Glaube an Götter, die weitab von allem Irdischen saßen, hatte für die Trennung eines glücklichen Paares gesorgt, das für alle Zeiten miteinander gelebt hätte.
    Schließlich fühlte sie das tiefe, nie gekannte Leid in ihrer Seele, als der kümmerlichste Rest Zuversicht, das allerdünnste Stück Rettungsleine gekappt worden war.
    Hatte sie geglaubt, die Trennung von ihm sei das Schlimmste gewesen, so setzte die Botschaft über seinen Tod dem Ganzen die Krone auf. Belkala wusste, dass Angor seine Gläubigen und Getreuen nicht mehr zurück ins Leben brachte, sondern sie im besten Fall bei sich aufnahm.
    Seither hatte eine lähmende Angst sie befallen.
    Es waren nicht die Schmerzen, die sie ertrug und noch ertragen musste, bevor ihr Gehirn so sehr durch die Verwesung geschädigt war, dass ihr Verstand nicht mehr arbeitete. Es war die schreckliche Furcht zu vergehen, ohne mit ihrem Geliebten im Jenseits vereint zu sein.
    Doch der unwiderrufliche Tod, für den sie sich entschieden hatte, bedeutete die letzte Gelegenheit, Nerestro an einem anderen Ort zu begegnen. Abseits von Göttern und Menschen, um etwas Neues zu beginnen. Dort hätte sie alle Zeit, um Dinge zu erklären und richtig zu stellen.
    Wenn sie sich in dieser anderen Welt fanden.
    Die Frau nahm das zerbrochene Amulett ihres Gottes auf und hielt es in den schwachen Lichtschein. Du weißt, was ich alles für dich getan habe, Lakastra. Ich habe dir deine eigene Stadt Ammtára gegeben, wie ich es am Tage meines Auszuges aus Kensustria versprach. Nun sorge dafür, dass sich mein Wunsch erfüllt.
    Ihre Sicht trübte sich, und es bedurfte einiger Konzentration, damit sich die Pupillen scharf stellten. Mehr und mehr verlor sie die Beherrschung über ihren vermodernden Körper.
    Sie rief ihre Tochter zu sich.
    Estra erschien. Das tapfere, aschfahle Mädchen wich keinen Schritt zurück, als ihr die Fäulnis ins Gesicht wehte und sie in das entstellte Gesicht ihrer Mutter sehen musste. »Was kann ich für dich tun? Brauchst du etwas?«
    Belkala schüttelte den Kopf. »Es wird nicht mehr lange dauern.«
    Die junge Frau biss sich auf die blassen Lippen. »Ich kann die Gräber durchsuchen, wenn du möchtest. Vor kurzem fand eine Beerdigung statt, du musst nur etwas sagen«, schlug sie hastig vor und machte einen Schritt auf sie zu, als wollte sie noch etwas anfügen.
    Ihre Mutter hob abwehrend die Hand. »Ich habe mich entschieden, Estra. Bevor ich gehe, höre meinen Willen. Pashtak wird mit seiner Familie in dieses Haus ziehen, ich habe Vertrauen zu ihm. Er wird sich um dich kümmern, wenn du Beistand benötigst. Er wird dich unterweisen, damit du in die Versammlung der Wahren einziehst. Ich will nicht, dass du allein bist. Einsamkeit ist das Schlimmste.« Ihre Augen glühten. »Auch wenn du ihm alles sagen kannst, über deine Kräfte wirst du kein Wort verlieren. Hüte sie, gebrauche sie im Verborgenen, aber teile dich niemandem mit.«
    Estra lauschte aufmerksam. »So soll es sein, Mutter.«
    »Du kennst deine kensustrianischen Wurzeln, Liebes. Auch das ist nicht für alle Ohren bestimmt. Solltest du dich außerhalb von Ammtára befinden und es erzählen, wärst du wahrscheinlich deines Lebens nicht mehr sicher«, fuhr sie angestrengt fort. »Und eines möchte ich dir nicht vorenthalten. Ich habe mich nicht nur für meinen Tod entschieden, weil ich andere damit schütze. Ich töte schon seit so vielen Jahren, dass es mir auf die Leben, die ich auslöschen würde, nicht ankommen müsste.« Sie seufzte schwer. »Verzeih mir meine Selbstliebe, aber ich will deinem Vater folgen.«
    »Deine Liebe zu ihm muss sehr groß sein, wenn du diesen Tod über dich ergehen lässt.« Das Mädchen schluckte laut. »Boktor wird sich freuen, dich wieder zu sehen.«
    »Ja. Ja, meine Liebe ist

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