Die Quellen Des Bösen
Feldscher, der ein Bett weiter bei einem anderen Verletzten nach dem Rechten sah. »Ihre Wunde würde sofort aufreißen und das bisschen Blut, das sie in sich behalten hat, in hohem Bogen von sich geben. Ihren Tod wollt Ihr doch wohl nicht riskieren. Mindestens zwei Wochen völlige Ruhe.«
»Zwei Wochen?«, entfuhr es beiden gleichzeitig. Dann schwiegen sie. Die zwei Liebenden wussten, was das bedeutete.
»Du wirst ohne mich aufbrechen«, befahl Varla, ehe der Freibeuter etwas sagen konnte. »Zwei Wochen Zeitverlust können wir uns nicht erlauben.«
Er senkte die Stimme. »Ich werde dich nicht zurücklassen. Wenn die Hoheitlichen in der Zwischenzeit Verbroog einnehmen, was dann?«
Sie feixte. »Dann wirst du schon wieder eine Heldentat vollbringen müssen und mich aus den Fängen des Feindes befreien«, meinte sie leise. »Das passt doch ganz hervorragend zu deinem Ruf, oder?!« Die Tarvinin fasste ihn im Genick und zog ihn zu sich herunter, um ihn zu küssen. »Nimm Norina und bringe sie weg. Wir sehen uns wieder.«
Torben umarmte sie vorsichtig, ihm schien der Entschluss der Frau nicht zu schmecken. »Ja, wir sehen uns wieder«, versprach er. »Ich stürme alle Mauern dieser Welt, um dich zu befreien, ganz gleich, wo es ist.« Ernst sah er sie an.
»Nanu?«, wunderte sie sich amüsiert. »So kenne ich den lachenden Rogogarder überhaupt nicht.«
Das Herz des Piraten klopfte vor Aufregung. »Noch niemals zuvor hat mich eine Frau derart in ihren Bann geschlagen, wie du es erreicht hast«, gestand er ihr aufrichtig. »Einmal dachte ich schon, ich hätte dich verloren, vorhin sorgte ich mich wieder um dich. Jedes Mal kehrt es sich zum Guten. Dennoch fürchte ich den Tag, an dem es nicht so sein wird.«
»Der Tag wird niemals kommen«, beruhigte sie ihn gerührt und streichelte seine Hand.
»Wir sind füreinander bestimmt«, sagte Torben feierlich und versuchte, seine Aufregung hinunterzuschlucken. Ein dicker Kloß saß in seiner Kehle. »Und ich will, dass du meine Frau wirst, Varla. Würdest du einen wie mich als Gemahl annehmen?«
Bewegt blickte sie in seine grüngrauen Augen. »Ja«, raunte sie. »Aber nur, wenn du mir versprichst, mich niemals zur Witwe zu machen.«
Der Freibeuter nickte. »Das Gleiche gilt natürlich auch umgekehrt.«
Sie nahmen sich ein letztes Mal in die Arme und küssten sich innig. Varla unterdrückte dabei den Schmerz in ihrer Seite, das Glücksgefühl dämpfte das unangenehme Stechen. Ohne ein weiteres Wort verließ Torben den Raum und winkte ihr zum Abschied.
Doch Varla war so entkräftet, dass sie bereits schlief.
Kontinent Kalisstron, Bardhasdronda,
Sommer 459 n. S.
J arevrån drehte sich tänzerisch auf einem Fußballen und lachte laut auf. Schnell legte sie die Hand auf den Mund, um den Laut zu dämpfen, der in ihrem Kulturkreis nicht schicklich war.
Und dennoch empfand sie derzeit so, als müsste sie all ihre Freude hinausrufen, lachen und toben.
In wenigen Stunden bin ich Lorins Frau, dachte sie zufrieden und strich ihr Kleid glatt, mit dem sie an der Zeremonie teilnehmen würde.
Ihre Mundwinkel wanderten nach oben, als sie sich an das Gesicht ihres Vaters erinnerte, nachdem sie den Entschluss verkündet hatte.
Doch das »Schlimmste« war in den Augen des Kalisstronen sowieso schon geschehen, seine Tochter favorisierte einen »Fremdländler« gegenüber allen anderen stattlichen jungen Männern von Bardhasdronda. Dass aus dem etwas zu klein geratenen Jungen ein Held namens Seskahin geworden war, daran hätte er niemals geglaubt.
Es klopfte hart gegen die Tür, dann kam ihr Vater herein. »Hast du eben so laut gelacht?«, fragte er tadelnd, während er sie betrachtete. »Bei Kalisstra, aus meinem kleinen Mädchen ist eine wunderschöne Frau geworden.«
»Ja, ich habe gelacht.« Jarevrån grinste, legte die Arme auf den Rücken und kam wippend zu ihm. »Noch so ein Aufstand gegen das Bewährte, nicht wahr? Keine Sorge, ich werde mich beherrschen. Und du wirst dein kleines Mädchen an den Mann geben, den es sich von Anfang an ausgesucht hatte.«
»Ich gestehe, dass du die bessere Menschenkenntnis hattest«, räumte er halb verlegen ein. »Meinen Segen sollt ihr haben. Auch wenn er ein bisschen spät kommt.« Er ging zum Fenster und schaute hinaus. »Die Jungfern sind da, um dich zurechtzumachen. Ich öffne ihnen die Tür, und du ziehst das gute Kleid aus. Nicht, dass es noch Flecken erhält.«
Kurz darauf kamen die älteren Damen herein, ausgestattet mit Blumen,
Weitere Kostenlose Bücher